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PRESSEMITTEILUNG 140 Chemnitz, den 15.03.2001
Zum Welt-Tuberkulose-Tag 2001
Auch wenn derzeit BSE und Maul- und Klauenseuche (MKS) die Schlagzeilen (auch) in Deutsch-land beherrschen, darf die Tuberkulose nicht aus dem Blickfeld verloren werden - denn die Bedrohung durch diese Erkrankung besteht weiter! Auch im vergangenem Jahr war Tuberkulose die weltweit häufigste Infektionskrankheit. "Weltweit sind die Zahlen der Neuerkrankungen und Sterbefälle an Tuberkulose trotz umfassender Gegenmaßnahmen nicht zurückgegangen und haben teilweise sogar noch zugenommen.", heißt es im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Institutes Nr.50/2000, S. 396.
Die WHO schätzt, dass jährlich weiterhin über acht Millionen Menschen neu an Tuberkulose erkranken. Mehr als 90 Prozent der Erkrankungen treten dabei in den Entwicklungs-ländern auf, aber auch in vielen Teilen Osteuropas und in den GUS-Staaten ist die Lage kritisch. Insgesamt gibt es weltweit 15 Millionen Menschen mit aktiver Tuberkulose, ein Drittel der Weltbevölkerung ist mit Tuberkulosebakterien infiziert. Etwa zwei bis drei Millionen Menschen sterben jährlich an Tuberkulose, mehr als an AIDS, Malaria und Tropen-krankheiten zusammen! Die Tuberkulose ist dabei auch die führende Todesursache HIV-positiver Menschen.
Im weltweiten Vergleich erscheint die Situation in Deutschland günstiger: Mit 9.974 Neuerkrankungen im Jahre 1999 (1998:10.440) - das entspricht einer Erkrankungsrate von 12.1 pro 100.000 Einwohner (1998:12,7/100.000 Einwohner) - ist weiterhin ein leicht sinkender Trend der Erkrankungshäufigkeit zu verzeichnen. In Chemnitz sank die Zahl der Neuerkrankungen von 29 (1999) auf 22 im Jahre 2000 - davon betroffen waren elf Deutsche und elf Ausländer.
Aus Anlass des Welt-Tuberkulosetages bietet die Tuberkulosefürsorge des Gesundheitsamtes der Stadt Chemnitz den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zur Information und Beratung an - am:
Freitag, 23. März 2001, 08:00-12:00 Uhr, Gesundheitsamt, Am Rathaus 8, Raum 121, 1. Etage oder telefonisch unter Ruf (03 71) 4 88-58 46.
Die sinkenden Erkrankungszahlen in Deutschland und anderen hochindustrialisierten Ländern dürfen jedoch nicht dazu führen, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der Tuberkulose vernachlässigt werden. Wichtig sind aktive Fallfindung sowie effektive Behandlung und Minderung des Übertragungsrisikos. Da die Erkrankung an Tuberkulose stark von den Lebensbedingungen abhängt, müssen soziale Randgruppen sowie Asylbewerber und Aussiedler besonders berücksichtigt werden.
Bei Tuberkulosepatienten, die vor allem aus Ländern Osteuropas, dem ehemaligen Jugoslawien und den GUS-Staaten nach Deutschland kommen, bereiten die zunehmenden Resistenzen der Erreger gegen die Standardmedikamente große Probleme. Dabei wird die enge Verbindung der Tuberku-lose mit sozialen Faktoren, den Lebensbedingungen und dem Niveau der medizinischen Betreuung erschreckend deutlich. Unsachgemäße Behandlung der Tuberkulose führt zur Entstehung von Resistenzen der Erreger. Weltweit werden heute ungefähr 50 Millionen Menschen mit resistenten Tuberkulosebakterien angenommen.
Die WHO hat deshalb zu wirksamen Gegenmaßnahmen aufgerufen: Die wichtigste und seit 1997 sehr erfolgreich in vielen Entwicklungsländern durchgeführte Kontrollstrategie ist DOTS, die kontrollierte kombinierte Therapie. Tuberkulose ist heute grundsätzlich durch Arzneimittel heilbar, wenn rechtzeitig eine effektive Therapie beginnt. Entscheidend für den Therapieerfolg ist die Bereitschaft des Patienten zur Mitarbeit (Compliance), d.h. z.B. die Zuverlässigkeit, mit der therapeutische Anweisungen befolgt werden.
Unter Einbeziehung bereits existierender nationaler und internationaler Tuberkulosebekämpfungsstrukturen sollen durch ein modernes Gesund-heits-management hohe Erkennungs- und Heilungsraten erzielt und das Risiko der Resistenzentwicklung reduziert werden. Die DOTS-Strategie umfasst dabei neben der Verstärkung der Erfassungs- und Kontroll-funktion des öffentlichen Gesundheitsdienstes u.a. auch die Sicherstellung der Versorgung mit allen notwendigen Tuberkulose-Medikamenten und ein optimales case-managment, d.h. die direkte überwachte Medikamenteneinnahme über zwei und weitere vier Monate in einem medizinischen Zentrum, beim Hausarzt oder durch die Gemeindeschwester.
Grundsätzlich lässt sich mit der kontrollierten Einnahme eine 100-prozentige Compliance sichern, so dass sich an die DOTS-Strategie große Hoffnungen knüpfen, die weltweite Tuberkuloseausbreitung zu stoppen. 1997 beteiligten sich bereits 80 Länder an DOTS. Die Kosten pro Patient betragen nur etwa 100 US-Dollar oder weniger für eine 6-monatige Behandlung. Das ist für viele der Ärmsten trotzdem unerschwinglich, so dass internationale Hilfe und Solidarität noch immer dringend notwendig sind.
Stadt Chemnitz