Schnelleinstieg:


Aktuelle Pressemitteilungen

 

PRESSEMITTEILUNG 571 Chemnitz, den 26.09.2001

Zur Restaurierung des „Heiligen Grabes“ Chemnitz
Präsentation im Schloßbergmuseum ab 03. Oktober 2001

Pressekonferenz im Schloßbergmuseum bereits am 28. September 2001, 11:00 Uhr

Das Chemnitzer „Heilige Grab“ ist ein filigraner und reich geschmückter Holzschrein, der im Mittelalter in der Liturgie der Karwoche verwendet wurde. Das um 1480/90 für die Stadtkirche „St. Jakobi“ geschaffene Grab hat einen hohen Stellenwert, da mit dem in Chemnitz insgesamt nur vier dieser großen mobilen Holzschreine in Europa erhalten sind: Salzburg (1486), Esztergom (1480/90), Marienkirche Zwickau (1507).

Zur feierlichen Präsentation des restaurierten „Heiligen Grabes“ wird durch das Schloßbergmuseum Chemnitz am Mittwoch, dem 03. Oktober 2001, 15:00 Uhr in das Schloßbergmuseum eingeladen. Nach einer musikalischen Einstimmung mit spätgotischer deutscher Musik spricht der gastgebende Direktor der Schloßbergmuseums Chemnitz, Dr. Thomas Schuler.
Besichtigt werden kann das „Heilige Grab“ Chemnitz dann ab 16:30 Uhr.

Vorab sind die Medienvertreter durch das Schloßbergmuseum Chemnitz bereits zu einer Pressekonferenz eingeladen am Freitag, dem 28. September 2001, 11:00 Uhr; die Pressekonferenz findet direkt im Schloßbergmuseum Chemnitz, Sitz: Schloßberg 12, 09113 Chemnitz statt.

Hinweis für Redaktionen: Die Einladung zur Präsentation sowie zum Pressegespräch erhalten Sie vorab direkt vom Schloßbergmuseum Chemnitz, Sitz: Schloßberg 12, 09113 Chemnitz – bei Rückfragen wenden Sie sich bitte direkt an das Schloßbergmuseum unter Fon: 0371/488-4501, Fax: 0371/ 488-4599.

Das „Heilige Grab“ aus St. Jakobi wurde restauriert
Information der Denkmalschutzbehörde
im Baugenehmigungsamt der Stadt Chemnitz

In der Zeit der Gotik gab es verschiedene Formen von „Heiligen Gräbern“, die sowohl als steinerne Gebäude der Grabeskapelle von Jerusalem nach empfunden waren, eigenständig wie in Görlitz, aber ebenso innerhalb größerer Kirchen, als auch transportable Holzschnitzwerke. Sie dienten alle hauptsächlich der liturgischen Ausgestaltung der Karwoche.

Kurzbeschreibung: Das „Heilige Grab“ aus der Chemnitzer Jakobikirche, wurde um 1480 / 1490 von einem bislang unbekannten Meister geschaffen. Überliefert ist lediglich auf einer Holztafel, die sich früher im Inneren des Kunstwerkes befand, der Name des vermutlichen Stifters: Jorg Kiel. Das farbiggefasste Schnitzwerk ist in filigraner Form einem chorlosen gotischen Kirchenbau nachempfunden, in den Maßen: 1,06 m Breite, 2,75 m Länge und einer Höhe von 3,22 m.

Die in großen Teilen noch erhaltene farbenfrohe Originalfassung wird, wie in der Spätgotik üblich, von Metallauflagen aus Blattgold und teilweise aus Blattsilber dominiert. Das gesamte Dach trug ursprünglich eine polierte Blattversilberung.
Den massive Unterbau schmücken 8 Grabwächterreliefs, von denen eins verloren gegangen ist. Darüber befinden sich auf am Außenbau befestigten Konsolen wiederum 8 vollplastische bis zu einem Meter große Holzfiguren: Joseph von Arimathia, Nikodemus, Johannes der Evangelist, Petrus, ein Engel mit Leichentuch sowie die drei Marien mit den Salbgefäßen.
Die auf den Eckkonsölchen ursprünglich vorhandenen vier kleinen Engelsfiguren mit Folterwerkzeugen in den Händen, sind nicht mehr vorhanden.
Die letzte dieser Figuren, die schon 1844 als einzige erhaltene dokumentiert wurde, fiel in 1970er Jahren einem Museumsdiebstahl zum Opfer.
Ebenso ist der bewegliche Corpus Christi nicht mehr vorhanden, wahrscheinlich irgendwann entnommen und als Kruzifix verwendet.

Denkmalpflegerische Bedeutung: Das Heilige Grab aus der Chemnitzer Kirche St. Jakobi ist eines der wenigen erhaltenen dieser Art. Gegenwärtig sind nur noch drei weitere ähnliche spät-gotische Kunstwerke im deutschsprachigen und benachbartem Raum bekannt: im österreichischen Salzburg (1486), im Christlichen Museum der ungarischen Stadt Esztergom (1480/1490) und in der Marienkirche Zwickau (1507).

Das Chemnitzer „Heilige Grab“, nach der Reformation schon verhüllt hinter den Altar geschoben, wurde 1688 abgebaut und hinter einem Vorhang versteckt auf dem Sängerchor abgestellt. Viele „Graffiti“ von Chorknaben aus folgenden Jahrhunderten in die Fassung geritzt, sind noch heute überall gut zu sehen.
1844 übernahm es der Sächsische Altertumsverein in Dresden für seine Ausstellungen. 1875 ging es nach Chemnitz zurück, in die Sammlungen des Chemnitzer Geschichtsvereins. Nach einer umfassenden Restaurierung im Jahre 1931 wurde es ein Jahr später mit der Eröffnung des Museums für Stadt-geschichte im Schloßbergmuseum präsentiert. Bis auf eine Auslagerung in den Jahren 1943-45 zum Schutze vor Luftangriffen während des 2. Weltkrieges, war es dort zu sehen. Die letzte Demontage des Heiligen Grabes erfolgte dann 1983, als im Museum die Rekonstruktionsarbeiten begannen. 12 Jahre lagen dann die Teile in Ölpapier eingepackt und ungesichert auf der Orgelempore der Jakobi-Kirche.
Der Kirchgemeinde war es nicht möglich bei den noch anstehenden großen Bauaufgaben am Kirchengebäude eigene Mittel für eine Restaurierung des Heiligen Grabes aufzubringen.

Die Restaurierung: Auf Drängen des Landesdenkmalamtes wurde 1994 von der Denkmalschutzbehörde ein Leihvertrag zwischen Kirchgemeinde und der Stadt Chemnitz vorbereitet und dank der besonderen Bemühungen von Frau Dr. Heckmann- von Wehren durch den Freistaat ein hoher Förderanteil (bis 85%) für die notwendige Restaurierung in Aussicht gestellt.
1995 wurden dann die Teile in die Räume des Sächsischen Landesdenkmalamtes nach Dresden transportiert und durch eine Restauratorengemeinschaft unter Ingolf Pönicker voruntersucht, teilkonserviert und die erforderlichen Restaurierungsmaßnahmen festgelegt. Die Denkmalschutzbehörde der Stadt Chemnitz erstellte nach diesen Vorgaben ein Leistungsverzeichnis für eine Ausschreibung, die an eine kleine Zahl vom Landesdenkmalamt benannter sächsischer Restauratorenteams verschickt wurde. In deren Ergebnis erhielt die ARGE von Diplom- Restaurator Jörg Kestel mit Grit Stamm, Carry Benthin und Michael Lange den Zuschlag. Die Teile des Heiligen Grabes wurden im Herbst 1998 in die Ateliers der Restauratoren transportiert und im Zeitraum von über drei Jahren restauriert. Dabei war eines der größten Probleme, mit dem die Fachleute zu kämpfen hatten, erst während der DDR-Zeit entstanden. Damals wurde das Kunstwerk mit Holzschutzmitteln wie „Hylotox 59“ behandelt. Dieses enthält die Gifte Lindan und DD, welche schonend aus dem alten Holz entfernt werden mussten - ein schwieriges und langwieriges Verfahren.

Neben den aufwendigen Entgiftungs- und Reinigungsverfahren sind holz-restauratorische Ergänzungen, Stabilisierungen und partielle Retuschen der Farbfassungen ausgeführt worden. Die fachlicher Betreuung von Seiten des Sächsischen Landesamtes für Denkmalpflege lag bei Chefrestauratorin Christina Kelm.

Die umfangreiche Restaurierung kostete ca. 450.000 DM und wurde zu 85 Prozent aus Landesdenkmalmitteln finanziert. Die Denkmalschutzbehörde Chemnitz ergänzte den erforderlichen Eigenmittelanteil. Per Leihvertrag zwischen Kirchgemeinde und Kommune übt die Stadt derzeit weiter die Besitzerrechte für das Heilige Grab aus und wird es ab 03. Oktober 2001 im Schlossbergmuseum wieder allen Besuchern präsentieren.

Pressestelle
Stadt Chemnitz

Schnell-Links:


Veranstaltungskalender

Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
4 Wochen anzeigenKalender - Wochenansicht und Monatsansicht umschalten