Schnelleinstieg:


Aktuelle Pressemitteilungen

 

PRESSEMITTEILUNG 765 Chemnitz, den 18.12.2001

Information aus dem Baugenehmigungsamt:

Denkmalpflege abgeschlossen an zwei Ehrengrabmalen
im Park der Opfer des Faschismus

Unter Federführung der Denkmalschutzbehörde im Baugenehmigungsamt der Stadt Chemnitz und in Zusammenarbeit mit dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt wurden jetzt zwei Ehrengrabmale im Park der Opfer des Faschismus restauriert:

JOHANN AMBROSIUS W E I G A N D (1799 – 1868)
Wegbereiter für die Turnsportbewegung und das Feuerwehrwesen in Chemnitz

Die Restaurierung des Ehrenmals für J. A. Weigand im Park der Opfer des Faschismus, nahe der Theresenstraße konnte jetzt abgeschlossen werden. Die Arbeiten wurden im Auftrage der Denkmalschutzbehörde im Baugenehmigungsamt der Stadt Chemnitz von Steinrestaurator Thomas Wachter und Sohn aus Frankenberg fachgerecht ausgeführt.

Anstoß für die Restaurierung war eine Spendenaktion der Nachfahren Weigands, die heute in den USA leben. Das Ehepaar Roland und Ursula Mueller, besuchte im Jahr 2000 unsere Stadt, auch um das Denkmal ihres Vorfahren wiederzusehen. Nach Gesprächen im Feuerwehramt und bei der Denkmalschutzbehörde sammelte sie unter ihren Verwandten in den USA eine Spende in Höhe von 2.000 DM, welche sie für die Denkmalrestaurierung der Stadt Chemnitz per Scheck überwiesen.

Nach Erstellung der Restaurierungskonzeption durch die Denkmalschutzbehörde, erfolgte eine Ausschreibung der Leistungen unter Fachfirmen. Die weitere Finanzierung in Höhe von 4.000 DM erfolgte aus Denkmalpflegemitteln der Stadt Chemnitz.

FRANZ XAVER R E W I T Z E R (1798 – 1869)
Vorsitzender des Chemnitzer Handwerkervereins, 48er und Landtagsabgeordneter

Das denkmalgeschützte Rewitzer-Ehrengrabmal im Park der Opfer des Faschismus, nahe der Zschopauer Straße, wurde im vergangenen Jahr durch Vandalismus schwer beschädigt, die Sandsteinstele umgekippt und zerbrochen. Die von der Denkmalschutzbehörde beauftragten Sicherungs- und Steinrestaurierungsarbeiten wurden ebenfalls jetzt abgeschlossen. Seitens des Garten-, Friedhofs - und Forstamtes wurde eine neue Fundamentierung eingebracht, worauf der restaurierte Gedenkstein sicher verankert werden konnte. Anschließend erfolgte vor Ort die Montage. Die Restaurierungsarbeiten am Denkmal wurden ebenfalls von Steinrestaurator Wachter ausgeführt. Die Finanzierung in Höhe von 15.000 DM erfolgte aus Denkmalpflegemitteln der Stadt sowie in Höhe von 3.000 DM aus Eigenmitteln des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes.

Informationen zu beiden Persönlichkeiten

Johann Ambrosius Weigand (1799-1868) wurde am 21. August 1799 als ältester Sohn eines Webers aus alter Freiberger Bergmannsfamilie in ärmlichen Verhältnissen im böhmischen Asch geboren. Nach einer Schumacherausbildung in Freiberg ging er auf Wanderschaft und gelangte 1820 nach Chemnitz und errang hier 1826 die Meisterwürde. Neben seinem Schumacherhandwerk widmete sich Weigand leidenschaftlich der Tanzkunst und dem Tanzunterricht.

1830 gab er sogar seinen Handwerksberuf und den Schuhladen in den Lauben am Markt auf, und unterrichtete die Töchter und Söhne der anfangs schwer zugänglichen Chemnitzer Bürger im Tanzen. Ab 1833 setzte sich Weigand zunehmend für das damals noch verpönte Turnen ein und avancierte als Wegbereiter für den Turnsport in der Stadt Chemnitz. Turnhallen waren noch unbekannt und so wurde anfangs im Sommer in Parks und in „Schimmels Garten“ an der Freiberger Straße geturnt. 1837 richtete Weigand kostenloses Sonntagsturnen für die Kinder armer Eltern, der Fabrikschulen und des Waisenhauses ein. Später bezog der engagierte „Turnvater“ einen eigens für das Turnen eingerichteten Saal in der Friedrichstraße und erweiterte den Unterricht noch um Schwimmen und Fechten. Von Weigand angeregt, wurden um 1845 auch in der Umgebung von Chemnitz viele Turnvereine gegründet, so u.a. in Frankenberg, Stollberg, Waldenburg, Penig und Hohenstein. 1846 stand die Weigandsche Turnanstalt in höher Blüte – etwa 500 Kinder und Jugendliche besuchten seinen Unterricht, bis 1848 der Turnunterricht endlich in den Lehrplan der Schulen eingeführt wurde.

Zu den Verdiensten von J.A. Weigand gehört seine humane Art der Unterrichtsführung, und auch die Eröffnung einer Spiel- und Sportschule für Vier- bis Sechsjährige in Chemnitz gehört zu seinen Verdiensten.

Nicht geringer sind auch Weigands Verdienste um die Entwicklung des Freiwilligen Feuerwehrwesens in Chemnitz. Mit dem Eisenwarenhändler Bernhard Littmann gilt er 1854 als Gründer des Ersten Freiwilligen Feuerlöschkorps der Stadt.
Weigand starb am 14. Mai 1868; seiner Beisetzung auf dem Johannisfriedhof folgten Tausende. Ihm zu Ehren wurde das o.g. Denkmal errichtet. Das Denkmal aus Sandsein ziert auf der Vorderseite ein bronziertes Medaillon mit dem Porträt Weigands. Die Rückseite ist mit den Abzeichen der Turner und der Feuerwehr gestaltet sowie mit den Worten „Des Volkes Kraft zu stählen, war seiner Thaten Ziel“. Erinnerung an Weigand ist in Chemnitz auch die nach ihm benannte „Weigandstraße“ in Rabenstein.

Franz Xaver Rewitzer (1798-1869) wurde am 09. Oktober 1798 in München als Sohn eines Webermeisters geboren. Nach dem Gymnasium erlernte er ebenfalls die Weberei und kam mit seinem Bruder Matthias Ende der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts Nach Chemnitz und nahm hier seinen ständigen Wohnsitz. Schon 1830 wurde er Vorsitzender des Handwerkervereins, 1838 wählten ihn die Bürger der Stadt in das Stadtverordnetenparlament und 1844 sogar zum Stadtverordnetenvorsteher; ein Jahr später zog er als Abgeordneter in die II. Kammer des sächsischen Landtages ein. Als in der Zeit des politischen Vormärz in Chemnitz ein Bürgerverein entstand, der sich das Ziel stellte, die politische Ausbildung zu fördern, gehörte Franz Xaver Rewitzer zu den Initiatoren.

Wie auch bei anderen Zeitgenossen wurde die Revolution 1848/49 zum Höhepunkt des politischen Wirkens von Rewitzer. 1848 wählte man ihn – den einzigen Handwerksmeister und Katholiken (im protestantisch geprägten Gebiet) im Landtag zum Präsidenten der II. Kammer. Bescheinigt wurden ihm Beredsamkeit, scharfer Verstand, wissenschaftliche Bildung und praktischer Blick. Nach der Niederlage der Revolution strengte die Regierung gegen Rewitzer eine Untersuchung wegen Mittäterschaft beim Dresdner Maiaufstand an – allerdings konnte ihm keine Beteiligung nachgewiesen werden. Am 1. Juli 1850 löste der sächsische König durch einen Staatsstreich den im Dezember 1848 erstmals von allen männlichen Einwohnern Sachsens gewählten Landtag auf. Mit noch zehn weiteren Abgeordneten weigerte sich Rewitzer, an der Arbeit des neuen Parlaments teilzunehmen. Daraufhin wurde ihm das passive Wahlrecht aberkannt.

In den folgenden Jahren wirkte Franz Xaver Rewitzer nur noch im kommunalen Bereich. 1867 vereinigten sich die deutschen Staaten unter Ausschluss Österreichs zum Norddeutschen Bund, für den ein Reichstag gewählt urde. Da diesmal Gesellen und Arbeiter wählen durften, verzichtete die Bourgeoisie auf einen eigenen Kandidaten und unterstützte die Kandidatur von Rewitzer, der auch in dieses Parlament einzog – sein letztes politisches Auftreten. Am 30. Mai 1869 starb Franz Xaver Rewitzer in seiner Wahlheimat Chemnitz. Erinnerung an Rewitzer sind heute das Ehrengrabmal im Park der Opfer des Faschismus und die in Chemnitz nach ihm benannte „Rewitzerstraße“ in Bernsdorf.

Pressestelle
Stadt Chemnitz

Schnell-Links:


Veranstaltungskalender

Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
4 Wochen anzeigenKalender - Wochenansicht und Monatsansicht umschalten