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PRESSEMITTEILUNG 102 Chemnitz, den 25.02.2002
Information der Berufsfeuerwehr Chemnitz:
Kampf dem Herztod – Wiederbelebung bei Kreislaufstillstand
In Deutschland sterben täglich mehr als 300 Menschen am plötzlichen Herztod, der häufigsten Todesursache außerhalb des Krankenhauses. Kammerflimmern ist bei etwa 80 Prozent der Betroffenen die zu Grunde liegende Herzrhythmusstörung. Wenn angemessene Hilfe rechtzeitig geleistet wird, haben die Betroffenen gute Überlebenschancen. Vor allem dann, wenn die einzig wirksame Behandlung – die Defibrillation – so schnell wie möglich nach Eintritt des Kammerflimmerns durchgeführt wird. Unter dem Begriff „Defibrillation“ versteht man die Beseitigung von bestimmten Herzrhythmusstörungen durch Elektroschocks.
Die Defibrillation war bisher grundsätzlich dem Arzt vorbehalten. Ausnahmsweise wurde sie gelegentlich im Rahmen von Notkompetenz von früher am Notfallort eintreffenden nichtsärztlichen Rettungskräften durchgeführt. Die Notkompetenz kann jedoch keine grundsätzliche Lösung für ein Problem wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung (kardiopulmonale Reanimation) sein. Die Entwicklung halbautomatischer Defibrillatoren (AED: Automatischer Externer Defibrillator) mit entsprechenden Ton- und Rhythmusdokumentationsmodulen bietet nunmehr die Voraussetzungen für die Delegation der Defibrillation an vor dem Notarzt eintreffende qualifizierte Retter. Der Defibrillator ist ein Gerät, das Herzrhythmusstörungen durch einen Stromstoß bestimmter Stärke beseitigt. Dieses Gerät kostet etwa 3000 Euro und verfügt über zwei Elektroden, die am Brustkorb aufgeklebt werden. Automatisch erstellt das Gerät die Diagnose und gibt bei Bedarf innerhalb von einer Minute drei Stromstöße frei. Danach ist der Ersthelfer wieder an der Reihe. Er erhält vom Gerät weitere Anweisungen.
Das Retten von Menschenleben gehört gemäß dem Motto der Feuerwehen zu den wichtigsten Aufgaben eines jeden Feuerwehrangehörigen. So liegt es nahe, dass sich die Feuerwehr gerade auch im Bereich der Wiederbelebung bei Kreislaufstillstand engagiert.
Seit dem Jahr 1999 trägt die Feuerwehr Chemnitz mit ihrem First-Responder-System zu einer frühzeitigen Hilfeleistung bei. So rüstet die Feuerwehr ihre Löschfahrzeuge der drei Feuerwachen neben medizinischen Notfallkoffern ab Februar 2002 mit halbautomatischen Defibrillatoren (AED) aus. Im Bedarfsfall können damit Wiederbelebungsmaßnahmen frühzeitig, d.h. noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit Notarzt, eingeleitet werden.
Um ein wirksames Frühdefibrillationsprogramm mit Qualitätskontrolle aufzubauen, bedarf es jedoch einiger wesentlicher organisatorischer Voraussetzungen und darüber hinaus de Ausbildung – bestehend aus Grundschulung der Anwendung, kontinuierlicher Nachschulung sowie Überwachung des Programms. So hat die Feuerwehr Chemnitz in der Zeit vom 28. Januar bis 06. Februar 2002 einen entsprechenden Lehrgang zur Frühdefibrillation für die insgesamt fast 300 Angehörigen der Berufsfeuerwehr Chemnitz durchgeführt, geleitet von Herrn Dr. med. Wolfgang Niederstrasser, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes. Für den Einsatz in Chemnitz hat die Feuerwehr vier der lebensrettenden Geräte erworben.
Erfahrungen bei der Einführung der Frühdefibrillation und Entwicklung des First-Responder-Systems sammelten die Chemnitzer Feuerwehrangehörigen u.a. auch vor zwei Jahren beim Besuch der Feuerwehr in der finnischen Partnerstadt Tampere. In Deutschland selbst arbeiten derzeit erst knapp 20 Feuerwehren mit den lebensrettenden Defibrillatoren – zu den engagierten Vorreitern gehört jetzt auch die Berufsfeuerwehr Chemnitz.
Stadt Chemnitz