Schnelleinstieg:


Aktuelle Pressemitteilungen

 

PRESSEMITTEILUNG 461 Chemnitz, den 16.07.2002

Information aus dem Gesundheitsamt der Stadt:
Wenn Essen ein Problem ist - seit zwei Jahren Angebot
zur Beratung bei Essstörungen mit monatlicher Sprechstunde

Nächster Beratungstermin: 01.08.02 ab 14:00 Uhr

Unbeschwertes essen und Genießen scheinen in unserer Gesellschaft heute bei vielen mehr oder weniger doch abhanden zu kommen. Oder kennen Sie in Ihrem Freundeskreis niemanden, der nicht schon eine „Diät“ versucht hat oder mit dem Gewicht bzw. der Figur unzufrieden ist? Eine Essstörung ist das nicht oder zumindest nur vorübergehend - jeder dritte Mensch hat einmal im Leben solch eine vorübergehende Essstörung. Essgestört im Krankheitssinne sind Menschen, deren Umgang mit der Nahrung einen unangemessenen Stellenwert in ihrem Leben hat. Essen wird als Problemlösung, als Ersatz für nicht gelebte Gefühle, als Konfliktvermeidung, als Machtmittel, als Strafe, als Trost benutzt. Die Gedanken an das Essen - oder seine Vermeidung, wie bei der Magersucht – füllen einen Großteil des Tages und der Nacht. Im medizinischen Sinn sind Essstörungen seelische Krankheiten.

Grund genug für das Gesundheitsamt der Stadt Chemnitz, kompetente Beratung für Betroffene sowie auch deren Angehörige anzubieten – jeweils am ersten Donnerstag des Monats gibt es diese inzwischen vielgenutzte Möglichkeit, sich aus erster Hand zum Thema beraten zu lassen. Bereits seit August 2000 hat das Gesundheitsamt der Stadt Chemnitz diese monatliche Sprechstunde für Jugendliche und Erwachsene mit Essstörungen sowie für Angehörige und Freunde von Betroffenen eingerichtet. Dazu hatten nach Information aus dem Sachgebiet Gesundheitsförderung im Gesundheitsamt zahlreiche Anfragen aus der Bevölkerung geführt. Die intensive Inanspruchnahme dieser Sprechstunde, insbesondere von jungen Leuten - teils Betroffene, teils Freunde oder Angehörige - zeigt den Beratungsbedarf bei dieser komplizierten Krankheit. Auch Eltern und Großeltern fanden den Weg ins Gesundheitsamt, um ihre Sorgen mitzuteilen und sich Sicherheit im Umgang mit Kindern oder Enkelkindern zu holen. Über 100 Beratungen wurden bisher im Rahmen dieser monatlichen Sprechstunde im Gesundheitsamt durchgeführt.

Mehr als die Hälfte der Nutzer dieser Sprechstunde waren Angehörige, in der Regel Mütter von magersüchtigen jungen Mädchen. Ihre Hilflosigkeit gegenüber der Tochter, die ständig Gewicht verliert, rigide das Essen kontrolliert bzw. verweigert und oft exzessiv Sport treibt, ließen sie bei uns Rat suchen. Mitschülerinnen von brechsüchtigen Klassenkameradinnen sorgten sich und erbaten von uns Empfehlungen, um diese zu einer Therapie zu bewegen. Betroffene selbst kamen, um eine Therapie zu beginnen bzw. sich über Möglichkeiten dazu zu informieren.

Nächster Beratungstermin ist am Donnerstag, dem 01. August von 14:00 bis 16:30 Uhr im Raum 430 des Chemnitzer Gesundheitsamtes, Am Rathaus 8.

Informationen zum Hintergrund: Im wesentlichen gibt es drei Formen: die Magersucht (Anorexie), die Ess-Brech-Sucht (Bulimie) und die Ess-Sucht (Binge Eating). Von Essstörungen betroffen sind in erster Linie Mädchen und junge Frauen, in der Häufigkeit von zwei bis sechs Prozent der Bevölkerung. Die Aufforderung an die Betroffenen, mehr bzw. weniger zu essen, wie es oft von Angehörigen oder Freunden aus Unkenntnis und in guter Absicht praktiziert wird, ist aus den genannten Gründen deshalb völlig sinnlos und weckt möglicherweise Schuldgefühle bei den Betroffenen. So wird zum Beispiel. fälschlicherweise immer behauptet, Abnehmen sei Willenssache. Esssüchtige empfinden ihr Verhalten und vor allem ihr Körpergewicht als etwas nicht Kontrollierbares und „Gegensichselbstgerichtetes“.

Das gängige Schönheitsideal macht es insbesondere den Frauen schwer, mit ihrem Körper zufrieden zu sein. Eine starke Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führt zu den verzweifelten Versuchen, ihn diesem Ideal um jeden Preis anzupassen. „Diäten“ und „Schlankheitsmittel“, die dann häufig ins Spiel kommen, können der Einstieg in eine Essstörung sein. In einer Studie aus England und Australien zum Beispiel, bei der Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren befragt wurden, fanden sich knapp die Hälfte der Mädchen und etwa ein Drittel der Jungen zu dick. Bisher glaubte man, Kinder würden erst in der Pubertät dieses Schönheitsideal entwickeln.

Pressestelle
Stadt Chemnitz

Schnell-Links:


Veranstaltungskalender

Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
4 Wochen anzeigenKalender - Wochenansicht und Monatsansicht umschalten