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PRESSEMITTEILUNG 505 Chemnitz, den 24.07.2003

Vorbereitung für 13. Interkulturelle Wochen im September bereits begonnen
Eröffnung am 28. September mit Freiluftveranstaltung auf dem Schloßberg

Gespräch mit Heike Steege, Ausländerbeauftragte der Stadt Chemnitz
zur Situation der Migranten - Hilfe im Alltag mit Integrationsnetzwerk

Vom 28. September bis 11. Oktober 2003 werden auch in Chemnitz die bereits 13. Interkulturellen Wochen veranstaltet – zur Vorbereitung auf das Ereignis veröffentlicht die Pressestelle der Stadt Chemnitz ein Gespräch mit Frau Heike Steege, Ausländerbeauftragte der Stadt Chemnitz und Leiterin der Abteilung Ausländer-, Aussiedler- und Asylbewerberbetreuung im Sozialamt der Stadt.

Frau Steege, im September steht die 13. Auflage der Interkulturellen Wochen in Chemnitz bevor. Die Veranstaltungsreihe rückt alljährlich das Thema Migration ins öffentliche Blickfeld. Wie viele Ausländer leben derzeit in Chemnitz?

Ende März 2003 waren insgesamt 6537 Ausländer in Chemnitz gemeldet. 1110 Personen davon kommen aus der Ukraine – weitere 702 Personen aus Teilen der russischen Förderation. In Chemnitz leben 802 Vietnamesen und 479 Chinesen. Insgesamt sind in der Stadt 103 Nationalitäten vertreten. Dabei ist im Vergleich zu den Vorjahren ist ein stabiler leichter Anstieg der Zuwanderung zu verzeichnen – jedoch bleibt der absolute Ausländeranteil an der Einwohnerzahl gemessen mit 2,6 Prozent im Vergleich zu Kommunen im Altbundesgebiet gering.

Aufschlussreich ist die Betrachtung der Zuwanderungsbewegungen: Die größte Gruppe der Neueinreisenden sind pro Jahr durchschnittlich 300 Jüdische Emigranten aus der GUS - insgesamt wurden inzwischen 3000 jüdische Emigranten nach Chemnitz zugewiesen. Die zweite wichtige Zuwanderergruppe sind mit derzeit jährlich ca. 200-250 Personen Spätaussiedler aus der GUS. Seit 1991 fanden insgesamt 5000 von Ihnen Aufnahme – viele vorübergehend. Auch für EU-Bürger ist Chemnitz ein attraktiver Wohnort, derzeit sind 480 EU-Bürger in Chemnitz gemeldet.

Welche Motive bewegen Migranten zum Zuzug , was führt sie her?

Die Gründe, zuzuwandern, erscheinen vielfältiger als oft angenommen. Zuwandern wird landläufig manchmal mit der Suche nach größerem Wohlstand gleichgesetzt. Natürlich kommen auch viele, um sich und Ihren Kindern bessere Zukunftsaussichten zu ermöglichen.
Spätaussiedler wollen darüber hinaus in großen Teilen an ihre Herkunft anknüpfen. Bei Jüdischen Emigranten, die nicht selten ein materiell gesichertes Umfeld gegen einen Neuanfang im Wohnheim tauschen, sind meist Ausgrenzungstendenzen und Diskriminierung im Heimatland Grund, alles hinter sich zu lassen.

In unserer Stadt befindet sich die Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber des Landes Sachsen. Gleichzeitig leben gegenwärtig ca. 300 Asylbewerber, die auf ihre Entscheidung zum Asylverfahren warten, in Chemnitz. Die Zahl der Asylbewerber geht übrigens bundesweit zurück.

Die Mehrzahl der in Chemnitz lebenden Chinesen sind dagegen Studenten – viele aus der Region um die Chemnitzer Partnerstadt Taiyan. Eine weitere simple und schöne Begründung kann eine binationale Eheschließung sein – allein im vergangenen Jahr waren es 89.

Wenn Menschen und deren Motive, zuzuziehen, schon so unterschiedlich sind – wie gehen Sie auf ihre Bedürfnisse ein und erleichtern Integration in den neuen Alltag zügig?

Als Ausländerbeauftragte der Stadt Chemnitz und gleichzeitig Verantwortliche für die Fachabteilung im Sozialamt, die direkt Leistungen für Zuwanderer erbringt, bin ich Mittler und organisiere die Zusammenarbeit einer Vielzahl von Beteiligten. Bereits im Jahr 1999 wurde in Chemnitz beispielsweise ein „Facharbeitskreis Spätaussiedler“ (Integrationsnetzwerk) gegründet. Seit 2002 sind auch alle Nationalitätenvereine und Vereine der sozialen Betreuung von Migranten einbezogen. Das „Integrationsnetzwerk für Migranten in Chemnitz“ arbeitet in sechs Arbeitsgruppen zu den Schwerpunkten Arbeit/Sprache, Kinder/Jugend/Schule, Wohnen/Gemeinwesen, Beratung /Soziales, Gesundheit und Kultur/Medien.

Die Struktur ist jetzt längst arbeitsfähig. Nachdem zuerst fachübergreifend Problem- und Aufgabenfelder der Integration von Migranten in regelmäßigen Gesprächsrunden aufgenommen wurden, konnte bei Ereignissen oder Fehlentwicklungen zunehmend besser zeitnah reagiert werden.
Dank des Netzwerks entstanden als Reaktion auf aktuelle Defizite der „Tagestreff für Migrantinnen“ (Caritas) sowie das Projekt "Beratung und Nachbetreuung für Spätaussiedler" (AWO).
Das Seminar „Gesellschaftliche Integration durch Spracherwerb“ sollte wiederum der Isolation einzelner Gruppen durch die Scheu vor der Sprachbarriere entgegenwirken.
Im Netzwerk kam auch die Idee, ein Verzeichnis fremdsprachiger medizinischer Dienste in Chemnitz zu entwickeln, weil das im Alltag wirklich gebraucht wurde.

Wir arbeiten nach Konzeptionen jeweils für die Integration jüdischer Emigranten und der Spätaussiedler. Mit neueinreisenden Spätaussiedlern und Jüdischen Emigranten werden Integrationsvereinbarungen abgeschlossen. Im Jahr 2002 waren dies insgesamt 272 Vereinbarungen, 2001 waren es 232.

In diesen Vereinbarungen werden nach einem persönlichen Gespräch die Vorstellungen des Zuwanderers und die ihm aufgezeigten Möglichkeiten zu individuellen Voraussetzungen und Vorstellungen festgehalten. Der Betroffene weiß dann, wo er Hilfe bekommen kann – manchmal können auch Erwartungshaltungen korrigiert werden.
Mit der veränderten Aufenthaltszeit im Übergangswohnheim auf vier Monate seit 1. Januar 2003 erhielt die Integrationsvereinbarung eine noch größere Bedeutung. Das Ziel, sich zurechtzufinden und selbständig zu wohnen muss deutlich schneller erreicht werden.
Abgezeichnet hat sich insgesamt, dass mit dem zunehmenden Abschluss von Integrationsvereinbarungen Angebote zur Sprachförderung oder Wohnungsvermittlung zügiger angenommen wurden.

Wie ist aus Ihrer Sicht die Situation ausländischer Kinder und Jugendlicher in Chemnitz?

Wir haben derzeit 372 Schülern/-innen an Grundschulen, das sind 7,9 Prozent Anteil an der Zahl aller Grundschüler der Stadt. 373 ausländische Schüler besuchen eine Mittelschule (4,5 Prozent), ein Gymnasium wird von 95 Schüler (1,7 Prozent) besucht.
Die Anwesenheit von damit 840 Kinder und Jugendliche anderer Herkunft stellt besondere Anforderungen und verlangt nach Ideen. Die im erwähnten Netzwerk zusammengeschlossenen Projektträger halten Angebote vor. Erwähnen möchte ich speziell das in Zusammenarbeit von Jugendamt und AWO gelaufene Projekt „Täter-Opfer-Ausgleich“ speziell für Jugendliche Spätaussiedler erwähnen. Über einen längeren Zeitraum haben hier Jugendliche gelernt, Probleme auf Verständigungsbasis zu bewältigen und wissen für die Zukunft, Konflikte gewaltfrei auszutragen. In den Vorjahren 1995 bis 1997 gingen von Gruppen jugendlicher Spätaussiedler öffentlich reflektierte Gewaltsituationen aus. Das ist heute kein Thema mehr. Ich führe das auf die deutlich vorangegangene Integration in allen Lebensbereichen zurück.

Mit den Interkulturellen Wochen wird im Herbst wie immer ein “Blick hinter die Kulissen“ Ihrer Arbeit möglich und Ausländerarbeit bei einer Vielzahl von Veranstaltungen Thema. Was empfehlen Sie uns?

Wir organisieren noch und vorab möchte ich natürlich keine der 43 Veranstaltungen überrepräsentieren. Soviel aber: Die Tendenz geht zu kleinen Veranstaltungen und großer Breite der Interessenpalette. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Kommunikation hier besser zustande kommt – die Hemmschwelle, sich auszutauschen ist im kleinen Rahmen geringer.
Die Wochen werden vom 28. September bis zum 11. Oktober stattfinden. Für die Eröffnung am 28. September haben wir in diesem Jahr eine große Freiluftveranstaltung auf dem Schlossberg geplant, die hoffentlich viele Chemnitzerinnen und Chemnitzer anlockt. Ich würde mich über ihr Kommen freuen.

Hinweis für Redaktionen: Zur Veröffentlichung stellt die Pressestelle ein Foto der Ausländerbeauftragten zur Verfügung. Bei Rückfragen zu den Interkulturellen Wochen 2003 in Chemnitz wenden Sie sich bitte unter Ruf 0371/488-5047 direkt an die Abteilung Ausländer-, Aussiedler- und Asylbewerberbetreuung im Sozialamt der Stadt Chemnitz.
Im Zusammenhang mit dem heute veröffentlichten Gespräch verweisen wir auch auf den am 18.07.03 veröffentlichten Pressedienst Nr. 496 „Jüdische Emigranten reisen jetzt direkt nach Chemnitz ein – Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Meerane geschlossen“.

Pressestelle
Stadt Chemnitz

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