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PRESSEMITTEILUNG 556 Chemnitz, den 22.08.2003

74. Deutscher Archivtag vom 30. September bis 03. Oktober in Chemnitz
Aus der Arbeit Chemnitzer Archive (5) – heute:
das Sächsische Staatsarchiv Chemnitz

Vom Registrator zum Dienstleister für Verwaltung, Bürger und Forschung –
Beruf und Berufsbild des Archivars im Wandel

Der Archivar – lange Zeit als spitzweghafter Sonderling geltend, der in verstaubten Gewölben mit spinnwebüberzogenen Folianten und uralten Pergamenten hantiert, um vergessene Geschehnisse aus ferner Vergangenheit ans Tageslicht zu befördern – benötigt heute eher Managerqualitäten. Der seit dem Spätmittelalter begegnende „archivarius“ war genau genommen ein Registrator, der die ihm anvertrauten Urkunden, Akten und Amtsbücher, z.B. eines Klosters, einer Stadt oder eines Landesherrn, sicher verwahrte und in Ordnung hielt. Als es im 17. Jahrhundert darum ging, das Archiv zur Legitimation und Verteidigung von Herrschaft, Rechten und Privilegien nutzbar zu machen, waren die Archivare häufig studierte Juristen und Verwaltungsbeamte, die sich durchaus auch mit dem historischen Gehalt ihrer Archive befassten. Der Historiker-Archivar schließlich, der das Berufsbild bis in unsere Gegenwart prägt, ist im Wesentlichen eine Erscheinung des 19. Jahrhunderts. Organisation und Gestaltung der staatlichen und städtischen Archive waren das Werk von Archivaren, die sich auf der Basis eines Geschichtsstudiums ihr archivarisches Handwerkszeug weitgehend selbst erarbeiten mussten. Beruf und Berufsbild weiten sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts immer stärker vom Historiographen im Archiv zu dem des Archivorganisators und „Wissensmanagers“, zum Partner der Verwaltung und Dienstleister für Wissenschaft und Öffentlichkeit mit der Folge, dass der Archivar in seiner Funktion als Historiker mehr und mehr zurücktritt. Die zunehmende Differenzierung in der Verwaltung lässt immer größere Schriftgutmengen entstehen, aus denen der Archivar sorgfältig die Unterlagen von bleibendem Wert auswählen muss. Diese gilt es, rationell unter EDV-Einsatz nutzbar zu machen und allen Interessierten zur Verfügung zu stellen. Ob es Entschädigungs- oder Rentenansprüche sind, genealogische, heimatkundliche oder größere wissenschaftliche Forschungsvorhaben, hierzu werden Rechercheinstrumente bereitgestellt, zusätzlich berät der Archivar den Nutzer kompetent. Die dauerhafte Sicherung dieses Kulturgutes mit Unikatcharakter durch sachgerechte Lagerung, Konservierung, Restaurierung und Verfilmung zum Schutz bildet einen weiteren Schwerpunkt archivarischer Tätigkeit. Besondere Maßnahmen erfordert dabei der rasante Zerfall industriell hergestellter saurer Papiere der letzten 150 Jahre. Seit neuestem stellen durch den PC-Einsatz in Behörden und Gerichten entstandene elektronische Unterlagen ganz neue Anforderungen an eine Archivierung in elektronischen Systemumgebungen, die sich grundlegend von denen von Pergament und Papier unterscheiden. Aufgrund all dieser Entwicklungen wurde zum einen bereits Ende des 19. Jahrhunderts für den wissenschaftlichen Archivar eine spezifische archivarische Fachausbildung entwickelt, zum anderen hat sich der Archivarsberuf ausdifferenziert. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird der wissenschaftlich ausgebildete Archivar von Kollegen im gehobenen und mittleren Dienst (letztere zunächst nur in der DDR) unterstützt. Heute werden Archivare im Freistaat Sachsen folgendermaßen ausgebildet: Der Archivar des höheren Dienstes absolviert ein zweijähriges Referendariat, das einen praktischen Ausbildungsabschnitt am Hauptstaatsarchiv Dresden und einen theoretischen an der Archivschule Marburg / Institut für Archivwissenschaft beinhaltet. Einstellungsvoraussetzungen sind ein Hochschulstudium der Geschichte, Rechtswissenschaft oder anderer für den Archivdienst geeigneter Fachgebiete, möglichst eine Promotion sowie Sprachkenntnisse in Latein und Französisch. Die zukünftigen Archivinspektoren (gehobener Dienst) werden ebenfalls in einem praktischen Teil im Hauptstaatsarchiv Dresden und einem theoretischen in der Archivschule Marburg ausgebildet. Die Ausbildungsdauer beträgt hier jedoch drei Jahre. Im Unterschied zu den Referendaren genügt die allgemeine Hochschulreife. Als Alternative zu dieser verwaltungsinternen Archivarsausbildung bietet die Fachhochschule Potsdam am Fachbereich Informationswissenschaften (Studiengang Archiv) ein vierjähriges Studium an, das als Eingangsvoraussetzung die Fachhochschulreife vorsieht und in einigen Bundesländern auch für die Laufbahn des gehobenen Dienstes berechtigt. Den mittleren Dienst in Gestalt der Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste der Fachrichtung Archiv bildet der Freistaat schließlich am Staatsarchiv Leipzig aus. Die Ausbildung dauert drei Jahre, ist begleitet von Berufsschulunterricht und setzt einen Realschulabschluss voraus. Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste der Fachrichtung Archiv werden aber auch von vielen Kommunen und anderen Archivträgern ausgebildet. Hinweis für Redaktionen: Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte unter Ruf 0371/33479-0 direkt an Frau Dr. Annegret Wenz-Haubfleisch, Leiterin des Sächsischen Staatsarchivs Chemnitz, Sitz: Schulstraße 38, 09125 Chemnitz. Bitte beachten Sie bei Ihren Veröffentlichungen zum 74. Deutschen Archivtag in Chemnitz auch die bisher von der Pressestelle der Stadt Chemnitz zum Thema veröffentlichten Informationen mit PD Nr. 549 vom 20.08.03, Nr. 543 vom 18.08.03, Nr. 521 vom 05.08.03, Nr. 514 vom 29.07.03 und Nr. 472 vom 08.07.03.
Pressestelle
Stadt Chemnitz

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