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PRESSEMITTEILUNG 62 Chemnitz, den 05.02.2003

Vom 07. Februar bis 23. März 2003 im Schloßbergmuseum Chemnitz:
„Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944“
Neu konzipierte Ausstellung in Chemnitz – Informationen zum Hintergrund

Pressekonferenz mit Bürgermeisterin Barbara Ludwig
am 06. Februar 2003, 11:00 Uhr im Schloßbergmuseum Chemnitz
Oberbürgermeister Dr. Peter Seifert eröffnet Ausstellung am Donnerstagabend

Vom 07. Februar bis 23. März 2003 zeigt das Schloßbergmuseum Chemnitz die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941– 1944“. Der Vorläufer dieser Exposition war aufgrund der Kritik von Historikern, die Ausstellung enthalte sachliche Fehler und Ungenauigkeiten, Anlass für zwei Bundestags- und zahlreiche Landtagsdebatten sowie für umfangreiche Diskussion in der Öffentlichkeit.
Auch die Stadt Chemnitz entschloss sich zur offenen Auseinandersetzung mit diesem historischen Thema, indem sie das Schloßbergmuseum als Ausstellungsort anbot. Bereits 2000 gab es dazu eine Entscheidung im Stadtrat. Diese wurde nach der Neukonzipierung der Ausstellung von der Mehrheit der Stadträte bekräftigt (siehe dazu PD Nr. 208 vom 11.04.2002).

Zur Eröffnung der Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944“ in Chemnitz findet am Donnerstag, dem 06. Februar 2003, 11:00 Uhr im Schloßbergmuseum Chemnitz eine Pressekonferenz mit Bürgermeisterin Barbara Ludwig statt. (Die Einladung zur Pressekonferenz erhielten die Redaktionen direkt vom Schloßbergmuseum Chemnitz.)Weitere Gesprächspartner sind hier der Direktor des gastgebenden Schloßbergmuseums Dr. Thomas Schuler sowie Vertreter des Hamburger Institutes für Sozialforschung, darunter Herr Peter Klein, der Sprecher des Ausstellungsteams.
Offiziell eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstagabend im Renaissance Chemnitz Hotel durch den Chemnitzer Oberbürgermeister Dr. Peter Seifert. Im Rahmen dieser Veranstaltung für geladene Gäste hält Dr. Christian Streit aus Heidelberg einen Vortrag „Die Soldaten der Wehrmacht und der Vernichtungskrieg im Osten“. Im Anschluss an den Vortrag wird die Ausstellung direkt im Schloßbergmuseum mit einer Besichtigung für die Gäste eröffnet.

Ausstellungstermin 07.02.03 - 23.03.03
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr
Eintrittspreise: Erwachsene 5 Euro/ ermäßigt 2,50 Euro; Schulklassen p. P. 1 Euro; Führung 30 Euro/ Führung ermäßigt 15 Euro

Informationen zum Hintergrund: Die frühere Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ wurde im März 1995 in Hamburg eröffnet und bis zu ihrer endgültigen Schließung im Herbst 1999 in 33 Städten der Bundesrepublik und in Österreich gezeigt. Ungefähr 800.000 Menschen haben sie gesehen. Sie war Bestandteil eines umfangreichen Forschungsprojekts des Hamburger Instituts für Sozialforschung. 1999 ging die Dokumentation an den Verein zur Förderung der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, wobei die Urheberschaft beim Institut verblieb. Im gleichen Jahr veröffentlichten Wissenschaftler Forschungsergebnisse, nach denen in der Ausstellung gezeigte Fotos falsch zugeordnet sein sollten. Auf ihnen seien keine jüdischen Pogromopfer, sondern Ermordete des sowjetischen Geheimdienstes NKWD zu sehen. Die Reaktion auf diese Kritik erreichte in der Öffentlichkeit Ausmaße, die zu einem Glaubwürdigkeitsverlust des Instituts und der Gesamtaussage der Ausstellung zu führen drohten. Daraufhin stellte Jan Philipp Reemtsma, Vorstand des Hamburger Instituts für Sozialforschung, die Ausstellung unter ein Moratorium und berief eine Historikerkommission, die diese Vorwürfe überprüfen sollte.

Ende 2000 präsentierte die Kommission ihre Ergebnisse. Die Ausstellung enthalte „sachliche Fehler, Ungenauigkeiten und Flüchtigkeiten bei der Verwendung des Materials und vor allem durch die Art der Präsentation allzu pauschale und suggestive Aussagen“. Es seien jedoch „keine Fälschungen im Sinne der leitenden Fragestellungen und Thesen“ festzustellen. Die Kommission empfahl „die Ausstellung in einer gründlich überarbeiteten, gegebenenfalls auch neu zu gestaltenden Form weiter zu präsentieren“. Am 23. November 2000 stellte dann Jan Philipp Reemtsma die Prinzipien der Neukonzeption der zweiten Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944“ vor und erklärte, dass die erste Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt werde.

Die Zusammenarbeit von Institut und Verein wurde im Dezember 2000 beendet. Ende 2001 und Anfang 2002 war die neue Ausstellung in Berlin und anschließend in Bielefeld zu sehen. Auch die Stadt Chemnitz entschloss sich zur offenen Auseinandersetzung mit diesem historischen Thema. Ausgangspunkt der Ausstellung sind Fragen zum Kriegs- und Völkerrecht: Welche Gesetze und Gewohnheiten galten zu Beginn des Zweiten Weltkrieges; mit welchen Befehlen und Verordnungen wurden sie außer Kraft gesetzt? Darüber hinaus werden die Dimensionen des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion anhand von sechs Themenkomplexen verdeutlicht: Völkermord, Hungerpolitik, Partisanenkrieg, Kriegsgefangene, Repressalien und Deportationen. In den einzelnen Kapiteln sollen die Zusammenhänge von Intentionalität und situativer Dynamik gezeigt werden. Des Weiteren wird die öffentliche Diskussion um die Rolle der Verbrechen der Wehrmacht in der Bundesrepublik dokumentiert sowie die Spannbreite möglicher Handlungsspielräume thematisiert, die zeigt, dass der Vernichtungskrieg kein Ort abstrakter Dynamik, sondern unterschiedlich gestaffelter Entscheidungen und Verantwortlichkeiten war.
Quelle: Institut für Sozialforschung

Ergänzendes zur Ausstellung in der Stadtbibliothek Chemnitz

Mit einer Buchpräsentation und einem Faltblatt mit Literaturempfehlungen aus ihren Beständen bietet die Stadtbibliothek weiterführende Informationen zur Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941- 1944“. So können dank des Fischer Verlages etwa 40 aktuelle Titel aus der so genannten Schwarzen Reihe „Die Zeit des Nationalsozialismus“ entliehen werden. Neben Lebensbildern und Erinnerungen von Zeitzeugen findet man auch Literatur über bisher weniger Bekanntes. So z. B. über mögliche Handlungsspielräume Wehrmachtsangehöriger gegen Militärgehorsam in „Retter in Uniform“, Vorlage für den Film „Der Pianist“. Besonders lesenswert sind auch die Ergebnisse von Gesprächen und Interviews über Nationalsozialismus und Holocaust in „Opa war kein Nazi“. Die Recherche in den umfangreichen Beständen der Bibliothek wird mittels eines eigens herausgegebenen Faltblattes zum Thema Nationalsozialismus erleichtert, welches in den Bibliothekseinrichtungen und im Schloßbergmuseum ausliegt.
Auf eine Veranstaltung weisen die Bibliothekare besonders hin:
Am 07. März 2003, 19:00 Uhr findet im Lesecafé der Stadtbibliothek in Chemnitz ein Forum mit dem Titel „Zivilbevölkerung im Luftkrieg“ statt. Diskutiert wird über eine gleichnamige Broschüre und über die Folgen von Flächenbombardements.

Hinweis für Redaktionen: Informationen zur Ausstellung finden Sie auch im Internet unter der Adresse www.verbrechen-der-wehrmacht.de sowie auf den Seiten des Schloßbergmuseums Chemnitz unter der Adresse www.schlossbergmuseum.de/wehrmacht
Das Schloßbergmuseum Chemnitz am Schloßberg 12 erreichen Sie unter Ruf 0371/488-4500.

Pressestelle
Stadt Chemnitz

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