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PRESSEMITTEILUNG 127 Chemnitz, den 03.03.2004
Alle gucken, keiner hilft? - Chemnitz startet Kampagne
„Gewalt-Sehen-Helfen“ für mehr Zivilcourage
Flyer ab sofort auch in den Infotheken der Stadt zum Mitnehmen ausgelegt
Offenbar gehört Zivilcourage in heutiger Zeit nicht zu den ausgeprägtesten Eigenschaften des Menschen. Wie anders lässt sich das Martyrium eines von seinen Klassenkameraden gequälten Berufsschülers erklären, welches Monate dauerte, ohne dass „Mitwisser“ etwas unternahmen. Aufgeschreckt von Medienberichten reagiert die Öffentlichkeit schockiert. Doch Gewalt und Quälereien sind kein schulspezifisches Problem - sie finden täglich statt, manchmal ganz in Ihrer Nähe. Und zu viele Menschen bagatellisieren Pöbeleien und Handgreiflichkeiten als Privatangelegenheit. Diese Unkultur des Wegschauens nehmen verschiedene Aktionen von Polizei und anderen Stellen ins Visier. So startete bereits 1997 der Präventionsrat der Stadt Frankfurt/Main eine solche Initiative. Der Kampagne „Gewalt-Sehen-Helfen“ schließt sich nun auch der Kriminalpräventive Rat der Stadt Chemnitz (KPR) an.Am heutigen Vormittag stellte Bürgermeister Frank Motzkus gemeinsam mit den an der Kampagne beteiligten Partnern der Polizeidirektion Chemnitz, der Volkshochschule Chemnitz und des Bürgervereins Für Chemnitz e.V. in einer Pressekonferenz im Rathaus der Stadt Chemnitz Inhalte der Kampagne und die beteiligten Partner vor (die Einladung zur Pressekonferenz erhielten die Medien mit PD Nr. 114 vom 26.02.03). Neben der Polizei unterstützen die Ausländerbeauftragte, das Regionalschulamt, die CVAG und die Volkshochschule sowie der Bürgerverein Für Chemnitz die konzertierte Aktion. „In das Projekt wollen wir aber noch weitere Gremien, wie Ortschaftsräte, Ausschüsse sowie den Kinder- und Jugend- und den Seniorenbeirat einbeziehen“, erklärt Jürgen Hedde rich, Leiter der Geschäftsstelle des KPR.
In der Vergangenheit hatte sich das Gremium, das 1998 auf Initiative des Stadtrates gegründet wurde, bereits unterschiedlichen Themen der Kriminalitätsprävention gewidmet. Meistens galt dabei den Jugendlichen besonderes Augenmerk. Aktionen wie „Lesen gegen Gewalt“ und der kürzlich ins Leben gerufene Friedenspreis sollen ein gewaltfreies Miteinander fördern. Im Rahmen der neuen Kampagne will man sich jetzt weiteren Themen wie beispielsweise der Sicherheit in den Stadtteilen oder in Verkehrsmitteln widmen.
Zunächst jedoch sollen diverse Werbemittel auf „Gewalt-Sehen-Helfen“ aufmerksam machen. So informiert ein Flyer darüber, wie man Opfern zur Seite stehen kann, ohne sich selbst zu gefährden. Notrufnummern ergänzen das Faltblatt, das vorerst in einer Auflage von 10.000 Stück in Umlauf kommt. „Begrüßenswert wäre es, wenn wir Multiplikatoren und auch Sponsoren für weitere Werbung wie beispielsweise Kino- und Radiospots fänden“, so Hedderich in der Hoffnung auf eine möglichst große Resonanz in der Bevölkerung. Diese wiederum könnte in einer erneuten Einwohnerbefragung ihrem subjektiven Sicherheitsempfinden Ausdruck verleihen. Bereits 1998 ergab eine Erhebung, dass die Chemnitzer besonders Vandalismus, Rowdytum und Sachbeschädigung als Bedrohung empfanden.
Dass diese subjektiven Eindrücke nicht mit der Realität übereinstimmen, belegt Polizeidirektor Franz Antal, Leiter der Präventionsabteilung der Polizeidirektion Chemnitz. Nach den von ihm heute vorgelegten Zahlen gab es im 1. Halbjahr 2003 im Regierungsbezirk 1,6 Prozent weniger solche Delikte als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Gestiegen ist hingegen die Zahl der Wirtschaftsstraftaten um 7,5 und der Umweltdelikte um 14,5 Prozent, auch die Drogenkriminalität erhöhte sich um 26,1 Prozent. „Dennoch zählt Chemnitz zu den sichersten Städten Deutschlands“, interpretiert Antal die Statistik und verweist in diesem Zusammenhang auf hilfreiche Präventionsprojekte. Wichtig ist, darüber sind sich die Beteiligten einig, den Bürgersinn zu wecken, sei es nun durch Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen oder z.B. durch entsprechende Veranstaltungen und Kurse an der Volkshochschule und anderen Einrichtungen.
(eh)
Hinweis für Redaktionen: In der Anlage übermittelt die Pressestelle zur Veröffentlichung das Logo der Kampagne „Gewalt – Sehen – Helfen“. Alle Informationen zum KPR der Stadt Chemnitz sowie zur Kampagne „Gewalt – Sehen – Helfen“ finden Sie auch im Internet unter der Adresse www.chemnitz.de/kriminalpraevention
Versicherungsschutz für Notfallhelfer bei Gesundheits- und Sachschäden
Nachtrag zu:
Alle gucken, keiner hilft? - Chemnitz startet Kampagne
„Gewalt-Sehen-Helfen“ für mehr Zivilcourage
Personen, die bei Unglücksfällen oder Gefahr (auch zum Vereiteln einer Straftat) Hilfe leisten sind laut § 2 Sozialgesetzbuch VII Nr. 13 a-c versichert.
Bei Gesundheitsschäden ist das Land zuständig in dem der Verletzte Hilfe geleistet hat. Sachschäden werden auf Antrag ersetzt. Zudem werden Einkommens- und Verdienstausfall sowie zusätzliche Aufwendungen erstattet. Zuständig ist der Unfallversicherer im jeweiligen Landesbereich.
Die Anschrift der Unfallkasse Sachsen lautet:
Unfallkasse Sachsen
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Tel.: 03521- 724-0
Fax: 03521- 724-111
Stadt Chemnitz