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PRESSEMITTEILUNG 475 Chemnitz, den 12.07.2004
150 Jahre Feuerlöschwesen in Chemnitz
Chemnitzer Berufsfeuerwehr und Freiwillige Wehren bereiten Jubiläum vor
Eine Vielzahl auch öffentlicher Veranstaltungen und Aktionen wird aus diesem Anlass vorbereitet: Auftakt wird eine würdige und stimmungsvolle Fest- und Auszeichnungsveranstaltung für verdienstvolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Feuerwehr mit Oberbürgermeister Dr. Peter Seifert am Donnerstag, dem 26. August 2004 im Chemnitzer Rathaus sein. Am Abend der Festveranstaltung zum Jubiläum soll nach Information der Feuerwehr auch die Übergabe der Fahne für die Feuerwehr Chemnitz erfolgen: die künftige Traditionsfahne wird auf dem Markt übergeben. Am Samstag, dem 28. sowie am Sonntag, dem 29. August 2004 wird die Feuerwehr Chemnitz zu einem großen Fest im Areal der Feuerwache I an der Schadestraße 11 in Chemnitz einladen.
Im Programm des zweitägigen Festes zum 150. Geburtstag werden im Bereich Schadestraße historische als auch moderne Akzente gesetzt mit Ausstellungen und Vorführungen sowie Vorträgen zum brandschutzgerechten Verhalten. Außerdem gehören natürlich auch die ganz sicher auch diesmal wieder stark frequentierten Führungen durch die Hauptfeuerwache zum Festprogramm, dazu Spielstände für Kinder und natürlich auch ein großes Festzelt zum zünftigen Feiern.
Geplant ist nach Information der Feuerwehr außerdem im Rahmen der Festtage eine umfassende Schauübung „Brandbekämpfung im Wandel der Zeiten“ auf dem Markt am Chemnitzer Rathaus. Stimmungsvoll-krönender Abschluss der Festtage wird ein Feuerwehrball sein.
Hinweis für Redaktionen: Die Einladung zur Fest- und Auszeichnungsveranstaltung im Rathaus sowie zu den weiteren Events im Rahmen des 150-Jährigen Jubiläums mit Fahnenübergabe, Schauübung, Fest an der Schadestraße und Feuerwehrball und alle detaillierten Informationen dazu erhalten die Redaktionen rechtzeitig über die Pressestelle der Stadt Chemnitz. Ansprechpartner vorab ist unter Ruf 0371/488-3724 in der Abteilung Feuerwehreinsatz im Amt Feuerwehr der Stadt Chemnitz Herr Thomas Hellfeuer. Er ist auch der Autor des nachfolgend veröffentlichten Beitrags „Die Entwicklung des Feuerlöschwesens in Chemnitz“ mit dem die Pressestelle der Stadt Chemnitz bereits jetzt auf das Jubiläum „150 Jahre Feuerlöschwesen in Chemnitz“ hinweisen möchte.
Die Entwicklung des Feuerlöschwesens in Chemnitz – ein Blick in die Historie
Die Stadt Chemnitz gehörte in der Vergangenheit zu den wenigen Städten im Königreich Sachsen, die bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts das Feuerlöschwesen durch schriftlich festgelegte Bestimmungen geregelt und diese Bestimmungen auch aufbewahrt hat.
Die erste Feuerlöschordnung für Chemnitz wurde anno 1352 erlassen: sie befasste sich nicht nur mit dem Feuerlöschen, sondern war gleichzeitig Bauordnung. Der Grund: ein ausbrechendes Feuer, das nicht sofort erstickt werden konnte, wäre der Stadt schnell zum Verhängnis geworden, da die Häuser damals meist aus Fachwerk- und Lehmwänden gebaut und die Dächer mit Schindeln oder Stroh gedeckt waren.
Bestimmte Löschmannschaften oder auch eigens zum Zwecke des Löschens angeschaffte Geräte gab es damals in Chemnitz und auch in anderen Städten aber noch nicht. Jedoch war jeder Bürger verpflichtet, bei einem entstehenden „Feuerlärm“ zur Brandstätte zu eilen und dabei auch zum Löschen geeignete Geräte wie zum Beispiel Eimer, Spaten, Hacke, Feuerhaken oder Axt mitzunehmen. Und auch dies – so ist in den historischen Schriften nachzulesen - war geregelt: derjenige Bürger, der am Brandort nicht gesehen wurde und also nicht beim Löschen geholfen hatte, musste an die Stadt einen Geldbetrag zahlen. Ausgenommen von dieser finanziellen „Strafe“ waren jene Bürger, die zum Zeitpunkt des Brandes nicht in der Stadt waren oder zum Beispiel durch Krankheit vom Löschen abgehalten...
Bis zum Jahr 1492 änderte sich in Bezug auf das Feuerlöschwesen in Chemnitz nichts. Anschließend jedoch wurden gewisse „Feuerverhütungs-Vorschriften“ verschärft und andere neu eingeführt: so sollten Handwerker wie Bäcker und Schmiede, die mit Feuer arbeiteten, ihre Häuser feuersicherer bauen oder ihre Werkstätten über die Stadtmauer hinaus in die Vorstädte verlegen. Außerdem wurde festgelegt, dass Kohlen, Holz, Reisig, Stroh und Holz nur noch in gewissen Mengen in den Häusern innerhalb der Stadtmauer aufbewahrt werden durften.
Außerdem war man bestrebt, geordnete Löschmannschaften zu schaffen. Um die Wende des Jahres 1500 und später, als sich in Sachsens Städten die Zünfte organisierten, griffen die Verwaltungen auf diese bestehenden „Organisationen“ zurück und betraute sie mit verschiedenen weiteren Funktionen, so auch mit der Verteidigung der Stadt gegen kriegerische Angriffe. Naheliegend, dass die Stadtverwaltungen in Sachsen in diesem Zusammenhang die Zünfte auch als Löschmannschaften bei Feuersbrünsten im Inneren der Stadt gebrauchten. Umgesetzt wurde dies so, dass jede Zunft bestimmte Aufgaben für den Fall erhielt, dass ein Brand in der Stadt ausbrach. Wann genau diese Einrichtung in Chemnitz erstmals erfolgte, steht allerdings nicht genau fest - sicher ist nur, dass sie im 16. Jahrhundert geschaffen wurde.
Die Organisation dieser Löschmannschaften änderte sich des Öfteren, man war aber darauf bedacht die Feuerlöschgerätschaften ständig zu verbessern. Das wichtigste Gerät war die Spritze. Im 16. Jahrhundert gab es in Chemnitz nur hölzerne Handspritzen und solche aus Messing. Kurz nach der Jahrhundertwende anno 1600 wurde die erste brauchbare große Spritze erfunden und noch vor 1650 hatte der Rat in Chemnitz auch eine solche Spritze angeschafft: diese Spritze hatte übrigens nur einen Schwengel und keinen Windkessel; das an den Spritzenkasten angeschraubte Spritzrohr gab also nur stoßweise Wasser von sich, das zuvor per Eimer zur Spritze getragen werden musste - denn Schläuche hatte man damals noch nicht.
Zwischen 1655 bis 1668 wurden vier städtische Feuerlösch-Spritzen erworben; außerdem sorgte der Rat für die Anschaffung auch anderer Geräte zur Brandbekämpfung sowie für die folgenden Einrichtungen: um bei Ausbruch eines Brandes sofort genügend Wasser zur Verfügung zu haben, waren an den öffentlichen Röhrkästen Wasserbütten auf Kufen aufgestellt. Die Bütten mussten, mit Ausnahme der Frosttage, stets gefüllt gehalten werden. Mittels eines hölzernen Gerinnes hatte man den Bernsbach über den Stadtgraben in die Stadt geleitet, dessen Wasser mit so genannten Schutzbrettern bei Ausbruch eines Brandes aufgestaut werden konnte.
Unter dem Gewandhaus war ein besonderes Feuergerät-Behältnis angelegt: hier wurden die diversen Löschgerätschaften aufbewahrt, zum Beispiel Schlangenspritzen (Schlauchspritzen), kleine kupferne Kübelspritzen sowie eine Anzahl von Handspritzen und Stangen mit Feuereimern. Eine Stange mit 18 Feuereimern hing übrigens auch unter jedem Stadttor und jeder Bürger musste in seinem Hause eine gewisse Anzahl von Feuereimern bereithalten. Nicht zuletzt waren alle Hausbewohner verpflichtet bei einem nächtlichen Brande zur Erleuchtung der Straßen Lichter an ihre Fenster zu stellen.
Die Überwachung der Stadt oblag in der Vergangenheit dem Türmer. Er hatte – wie die Historie erzählt - „sobald er Rauch oder Dampf vermerkt, dahinter Feuersgefahr zu besorgen, solches mit Blasung eines Hörnchens, die ausgebrochene Flamme aber, oder wenn der Dampf allzugroß würde, oder an hervorkommenden Funken das innwendige Feuer zu vermerken“ und mit Glockenschlägen der Einwohnerschaft davon Kunde zu geben - wie in der Feuerverordnung vom 6. November 1750 festgelegt. Außerdem hatte der Türmer im Falle eines Brandes bei Tag eine rote Fahne und bei Nacht eine Laterne mit brennendem Licht am Turm in der Richtung des Brandherdes auszuhängen und einen Brand “auch dem Volk mit Zurufen durchs Sprachrohr“ anzusagen.
Von den Zünften hatte jede ihre bestimmte Aufgabe: So mussten die Bierschröter, Brauer bzw. Brauergehilfen und Steinsetzer an die „Röhrkästen“ und an den Bernsbach eilen und dort mit ledernen Eimern Wasser in die inzwischen geleerten Bütten schöpfen. Die Gärtner, Glaser, Kürschner, Sattler und Seifensieder mussten die gefüllten Bütten zum Brandplatz und die geleerten zur Wasserschöpfstelle bringen. Die Leineweber und die nicht in einer Zunft organisierten Tagelöhner hatten sich in Reihen aufzustellen, die von den Wasserbütten bis zu den Spritzen oder in das brennende Haus reichten – auf der einen Seite dieser Reihen gingen die vollen Eimer zum Feuer, auf der anderen die geleerten Eimer zurück zum Wasser.
Die Büchsenschmiede, die Kannengießer, die Rotgießer und die Schlosser waren für die Spritzenrohre verantwortlich. Die Böttcher und Wagner mussten mit Hilfe ihrer Äxte durch Brand einsturzgefährdete Häuser einreißen, falls dies notwendig war. Fleischhauer hatten Leitern und Haken zu bedienen, die Seiler mussten bei Nacht die Pechpfannen in Brand setzen und das Feuer unterhalten. Die Leitung der Löscharbeiten lag in den Händen einer Ratsperson.
Trotz allem Engagement und einer auch technisch gewissen Weiterentwicklung war der Feuerschutz der Stadt Chemnitz bis zur Gründung von freiwilliger Feuerwehren ein durchaus mangelhafter: es fehlte zwar nicht an einer für damalige Verhältnisse genügenden Anzahl Löschmaschinen (Zubringer und Spritzen), aber die meisten dieser Löschmaschinen befanden sich noch bis 1852 in sehr mangelhaftem Zustand und in Notzeiten – so berichtet die Chronik – „entbehrte man bei Gebrauch der Spritzen den gehörigen Vorrat an Schläuchen“. Ein Mangel, der sich in einer nicht gerade wasserreichen Stadt wie Chemnitz unter den Umständen eines Brandes und seiner Bekämpfung schwer rächen musste.
Ein anderes Problem war aber auch die noch mangelhafte Ausbildung: so fehlte es zwar nicht an einer genügenden Menge von Arbeitskräften zur Bedienung der Feuerlöschgeräte, denn die zum Feuerdienst verpflichtete Bürgerschaft stellte Ende der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts bereits weit über 1.000 und Anfang der 60er Jahre etwa 2000 Mann. Allerdings war dies eine noch undisziplinierte und ungeschulte Mannschaft, deren Erfolg bei der Brandbekämpfung weit hinter dem gewiss oft vorhandenem guten Willen und der aufgewandten Kraft zurückblieb. Zudem ergab sich aus der großen Zahl der Helfer aber auch ein wie man heute sagen würde logistisches Problem für das Kommando, das so viele Leute nicht übersehen und optimal dirigieren konnte. Mancher blieb so ohne Anstellung und konnte nicht helfen - und zog es wohl demzufolge auch vor, künftig „sich in seinem Geschäft oder seiner Nachtruhe lieber nicht stören zu lassen“, als nur müßiger Zuschauer sein zu müssen...
Mit der Zeit scheint diese Ansicht zahlreiche Vertreter gefunden zu haben, denn die einzelnen Sektionen, in welche man die verpflichtete Bürgerwehr eingeteilt hatte, waren in ihrer Mitgliederzahl häufig so schwach vertreten, dass Geldstrafen – so berichtet die Chronik - zwar zur Regel wurden, aber auf diese Weise niemals eine dienstbereite und dienstwillige Mannschaft entwickelt werden konnte.
Es ist aus diesen historischen Akten aber auch zu ersehen, dass die damaligen Leiter des städtischen Löschwesens - die Mängel erkennend - wiederholt die Hand an die Reorganisation und Verbesserung des Löschwesens legten, ohne jedoch damit alles für die Sicherheit der Stadt Notwendige in bezug auf das Feuerlöschwesen zu erreichen. Sogar die Errichtung eines freiwilligen Corps hatte die Feuerlöschdeputation im Jahre 1852 beschlossen dem Rate zu empfehlen - allerdings: die Ausführung des Beschlusses unterblieb, warum, darüber schweigen die Akten. Nachzulesen ist allerdings diese wichtige Information: so richtete am 15.Januar 1854 ein hiesiger Handlungsgehilfe eine Eingabe an den Rat, in welcher er um die Genehmigung zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr nachsuchte. Nach einigen Wochen kam die Behörde diesem Gesuch auch zustimmend entgegen und so wurde am 11. Oktober 1854 - 172 Mann zählend - die erste freiwillige Feuerwehr-Kompanie konstituiert, das damals noch bestehende freiwillige Feuerlösch- und Rettungskorps.
Neid und Missgunst - so ist in den Annalen nachzulesen - erregte dieses sozusagen Kind der Neuzeit bei dem größten Teil der dienstverpflichteten Bürgerschaft. Man sprach von Feuereifer, „Gewandheit und Raschheit“ der Jugend, doch hatten der Turnbetrieb und regelrechte taktische und Geräteübungen das Korps zu einem sehr brauchbaren Gliede im Feuerlöschwesen gemacht. Von Jahr zu Jahr wuchs die Anerkennung des freiwilligen Dienstes und aufgemuntert durch diese Erfolge gründete der Turnverein „Turn Club“ sieben Jahre später, am 31. Oktober 1861 „die freiwillige Turn-Club-Feuerwehr“.
Dieser folgte im nächsten Jahre die am 22. Februar 1862 vom Turnverein 200 Mann stark errichtete “freiwillige Turnerfeuerwehr“ und schließlich die im Jahr 1865 gegründete „freiwillige Bürgerfeuerwehr“.
Die damals bestehende Pionier-Kompanie wurde bereits 1848 gegründet. Obwohl die Mannschaften dieser Abteilung für ihre Arbeit beim Feuer eine Bezahlung per Stunde erhielten, war ihr Dienst ein freiwillig übernommener und wurde nicht als eine besoldete Tätigkeit bezeichnet. Die Pionier-Kompanie hat eine beschränkte Tätigkeit als die übrigen Freiwilligen: sie stellte die sogenannten Einreiser und kam meist erst zur Verwendung, nachdem alle anderen Abteilungen den Brandplatz verlassen haben. Das Abräumen der Brandstelle, das damit verbundene Ablöschen der Trümmer liegt ihr vorzugsweise ob und sie ist dementsprechend nur mit großer Art ausgerüstet und bedient außer den gewöhnlichen großen Leitern keinerlei Gerät.
Das letzte Glied endlich, welches in die Organisation unseres Löschwesens eingefügt wurde, ist die besoldete Wachmannschaft: Man hatte die große Bedeutung der raschen „Hülfe“ bei Feuersgefahr und des schnellen Eintreffens am Brandort erkannt und richtete deshalb eine ständige Tag- und Nachtfeuerwache ein. Sie begann den Dienst mit zwölf Mann und einem Brandmeister am 10. Oktober 1866 nach den Bestimmungen des neu geschaffenen Feuerwehrregulativs vom 25.Juni 1866.
Das erste Wachlokal befand sich im ehemaligen Museum hinter der Jakobikirche. Am 19. Februar 1870 wurde die Wachmannschaft um vier Mann erweitert und am 01. Juni 1870 siedelte die Wache in ein Lokal am Neumarkt (die frühere Militärhauptwache) über.
Hinweis für Redaktionen: In der Anlage übermittelt die Pressestelle zwei Abbildungen – ebenfalls von der Feuerwehr Chemnitz zur Veröffentlichung zum Text „Die Entwicklung des Feuerlöschwesens in Chemnitz – ein Blick in die Historie“ Verfügung gestellt - die jpg-Datei zeigt ein historisches Foto von einer Brandbekämpfung in Chemnitz, die gif-Datei enthält eine von der Feuerwehr erarbeitete Karte „Entwicklung des Stadtgebietes und der Feuerwehren“.
Bei Rückfragen zu den beiden Abbildungen wenden Sie sich bitte ebenfalls direkt an Herrn Thomas Hellfeuer im Amt Feuerwehr der Stadt Chemnitz, Ruf 0371/488-3724.
Stadt Chemnitz