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PRESSEMITTEILUNG 462 Chemnitz, den 18.08.2005
Bundesweite Interkulturelle Wochen in Chemnitz zum 15. Mal – am 24. September 2005 als Aktionstag auf dem Chemnitzer Neumarkt (1)
Heike Steege, Ausländerbeauftragte der Stadt Chemnitz im Gespräch mit Sabine Kühnrich und Ludwig Streng
Anlässlich der 15. Auflage der Interkulturellen Wochen findet in Chemnitz am Samstag, dem 24. September 2005 ein Aktionstag auf dem Neumarkt am Rathaus statt. Unter dem Motto „Miteinander Zusammenleben gestalten – Chemnitzer Spektakel für Respekt und Toleranz“ beteiligen sich Vereine, Nationalitätengruppen, Kirchen, Initiativen, Einrichtungen und Künstler.
Im Vorfeld des diesjährigen Aktionstages und zur Einstimmung auf den 24. September 2005 hat die Ausländerbeauftragte der Stadt Chemnitz, Heike Steege mit einigen der auftretenden Künstler gesprochen - heute mit Sabine Kühnrich und Ludwig Streng vom Trio QUIJOTE. Die Pressestelle der Stadt Chemnitz veröffentlicht die Interviews in loser Folge – Ansprechpartnerin bei Rückfragen ist die Chemnitzer Ausländerbeauftragte Heike Steege, telefonisch erreichbar im städtischen Sozialamt in der von ihr geleiteten Abteilung Ausländer-, Aussiedler- und Asylbewerberbetreuung unter Ruf 0371/488-5040. Hier das Interview:
Über Eure Zusage, am Aktionstag am 24. September dabei zusein, habe ich mich sehr gefreut. Wann hat sich Eure Gruppe gegründet, wer macht mit?
Wir sind zu dritt, Wolfram Hennig gehört noch dazu. Hervorgegangen ist unsere Formation 1996 aus der Gruppe Liederhaken.
Gibt es eine bevorzugte Stilrichtung und steckt in eurem Namen auch eine Vision?
Wir spielen Lieder für Leute, die selbst denken. Die Texte unserer Lieder sind zumeist von ostdeutschen Autoren, die Kompositionen stammen in der Regel von Ludwig Streng.
Ein Stück Vision verbinden wir schon mit dem Namen „Quijote“. Uns gefiel die literarische Figur des unbestechlichen, vergeblichen, Sisyphusarbeit leistenden Don Quijote, der irgendwie nie in die Gesellschaft passte.
Die Gruppe hat auch ein sehr bekanntes Mikis-Theodorakis –Programm. Wie kam es dazu - warum Theodorakis?
Schon 1986 konnte die Gruppe Liederhaken in Athen auftreten. Damals waren wir überwältigt von der Atmosphäre in diesem Land und spürten eine Verbundenheit mit griechischer Lebensweise und Musik. Als Maria Faranduri 1998 ein Konzert mit Mikis-Theodorakis-Liedern in Dresden gab, waren wir begeistert. Doch hätten wir auch gern die Texte verstanden. Unmittelbar danach machten wir uns also daran, ein deutschsprachiges Mikis-Theodorakis-Programm zu erarbeiten. Nach zwei Jahren war der erste Teil fertiggestellt, im Frühjahr 2002 folgte die Premiere des Gesamtprogramms im Kunstschloss Hermsdorf bei Dresden.
Wo überall seid Ihr mit diesem Programm schon aufgetreten und wo und wann wird das „Trio Quijote“ mit diesem Programm wieder zu hören sein?
Mit dem Programm waren wir im vergangenen Jahr auf Einladung der deutschen Botschaft in Griechenland um an einer Gedenkveranstaltung zum sechzigsten Jahrestages eines SS-Massakers an griechischen Zivilisten in Distomo. Auch in diesem Jahr – konkret war das am 21. und 22. Mai 2005 - besuchten wir Griechenland, waren diesmal in Athen und Kalavryta, und spielten an Stätten, an denen vor 60 Jahren Griechen Opfer deutscher Besatzer wurden. Wir zeigten im Rahmen von Gedenkveranstaltungen unser Mikis-Theodorakis-Programm. Natürlich treten wir auch in vielen deutschen Städten auf, zum Beispiel in Köln, Kiel, Nürnberg und Bamberg.
Der Name „Quijote“ steht in Chemnitz immer auch im Zusammenhang für ein engagiertes Eintreten gegen Ignoranz, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit.
Was sind die Beweggründe Eures Auftretens für die Schwachen und Ausgegrenzten in unserer Gesellschaft?
Musik ist immer international, Musik verbindet. Unsere Musik soll Zuhörer zum Nachdenken über gesellschaftliche Phänomene anregen. Wir wollen mit unseren Texten aber auch den Finger auf offene Wunden unserer Gesellschaft legen, auf Missstände hinweisen und Veränderungen anregen.
In der Vergangenheit seid Ihr verschiedentlich bei Veranstaltungen für und mit Migranten und aus Anlass der Interkulturellen Wochen aufgetreten, allerdings noch nicht in Chemnitz - in diesem Jahr wollt Ihr das nachholen. Warum engagiert sich das Trio QUIJOTE eben auch bei diesem besonderen Anlass?
Viele unserer Lieder beschäftigen sich mit den Fragen „Wer ist ein Fremder?“, „Was ist Heimat?“. Es gibt ja auch in unserer Stadt spezifische Probleme zwischen Fremden und Einheimischen, zwischen Benachteiligten und in der Gesellschaft Angekommenen. Zu den Interkulturellen Wochen wollen wir diese Themen aufgreifen, Kontakte knüpfen und Menschen anderer Herkunft kennen lernen. Bereits zum Chemnitzer Friedenstag haben wir gemeinsam mit in Chemnitz beheimateten ausländischen Musikern und einheimischen Künstlern ein Konzert gegeben. Das war für uns sehr gute und reizvolle Erfahrung.
Uns gefällt der Ausdruck „Spektakel“ im Titel. Es könnte doch sein, dass Skeptiker zum Nachdenken, Unbeholfene zum Mittanzen gebracht werden und Zufallspassanten stehen bleiben und zuhören.
Foto: Das Trio QUIJOTE mit Ludwig Streng, Sabine Kühnrich und Wolfram Hennig (vorn).
Stadt Chemnitz