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PRESSEMITTEILUNG 594 Chemnitz, den 29.09.2005
Traditionsreiches Kulturfestival vom 08. bis 22. Oktober 2005 in Chemnitz:
WECHSELSPIELE - Chemnitzer Kulturfestival BEGEGNUNGEN
Festivalleiterin Ulrike Kölgen über das vielfältige Programm der 19. Auflage
WECHSELSPIELE – so lautet das Motto des in die 19. Auflage gehenden Festivals für Musik, Theater, Tanz BEGEGNUNGEN in diesem Jahr. Abgesehen davon, dass dieser Begriff auch für ein politisches Deutschland in den vergangenen Wochen zu einem Stichwort von aktueller Brisanz geworden ist – doch davon ahnte man bei der Themenlegung noch nichts – sind WECHSELSPIELE ziemlich genau das, was das Publikum eines Kulturfestivals voller Spannung erwarten darf.Jeder Dialog auf dem Theater kann als WECHSELSPIEL verstanden werden – Rede und Gegenrede wie sie sicher in der ideologischen Auseinandersetzung zwischen West und Ost stattfinden werden beim „Augenblick des Glücks“, einer Stückentwicklung der Gruppe TheaterschaffT nach Motiven von Ingo Schulze am Dienstag, dem 18. Oktober 2005 im Chemnitzer Schauspielhaus.
Oder sind es ästhetische WECHSELSPIELE? Wenn beim großen Exchange für alle Jungen und Junggebliebenen am Freitag, dem 14. Oktober 2005 in der Stadthalle verschiedene Veranstalter unterschiedliche Musikstile vertreten, und das große Konzerthaus durch den Wechsel von unterschiedlichen Rhythmen nur so ins Zucken, Wiegen oder Gleiten gerät.
Ein WECHSELSPIEL der sehr anspruchsvollen Art wird das Eröffnungskonzert am Samstag, dem 08. Oktober 2005 im Opernhaus. Carsten Nicolai, ein Sohn unserer Stadt, welcher ursprünglich aus der Bildenden Kunst kommt, ist inzwischen auf internationalem Parkett tätig und hat sich zum hochanerkannten Spezialisten für elektronische Musik und deren Sichtbarmachung entwickelt. Nicolai (Alva Noto genannt) trifft auf Ryuichi Sakamoto, den japanischen Komponisten, und sie setzen mit „insen“ ihre bereits 2004 mit „vrioon“ preisgekrönte Zusammenarbeit fort. Mit Stolz darf man darauf hinweisen, dass es sensationell ist, dass die Weltpremiere der „insen“-Tour in Chemnitz stattfinden wird. London, Paris und Rom folgen erst im Anschluss.
Sakamotos mit großer meditativer Spannung gesetzte Pianotöne werden von Nicolai elektronisch beantwortet. So entstehen einem Wellengang vergleichbare Strukturen eines Sounds, welcher in seiner Auf- und Abbewegung - dem Atem gleich – korrespondierend schwingt. Die Musik von Sakamoto und Nicolai ist nicht aufgeregt, ihre Poesie und Präzision entwickelt eine klare Schönheit, eine Sanftheit, eine traumhafte Luftigkeit, die ein ganz neues Hörerlebnis vermitteln wird.
Mit einer solchen Festivaleröffnung ist die Latte hoch gelegt, und es muss zu den WECHSELSPIELEN dieses Jahres auch gehören, dass leichtere, heitere Töne angeschlagen werden. So wird die inzwischen in fernen Ländern (Expo 02 in der Schweiz) agierende Theatertruppe Helmnot aus dem sächsischen Lichtenstein am Nachmittag des Eröffnungstages Samstag, den 08. Oktober 2005) jeweils 15:30 Uhr, 17:00 Uhr und 18:30 Uhr im gläsernen Kaufhof-Gebäude am Neumarkt der Chemnitzer Innenstadt eine spektakuläre Performance zum Thema Traum zeigen. Unsere Träume sind ein exemplarischer Ort der WECHSELSPIELE: Erfüllen sich die Träume oder platzen sie? Helmnot wird beeindruckende Bilder zaubern aus Choreografie, Text, Sound und Musik, welche die Zuschauer entführen in eine Welt der Fantasie. Die Inszenierung wird eine poetische Widerspiegelung der Vielschichtigkeit des Gemütsinneren. Aus detailverliebt gestalteter Poesie explodieren Träume als zwölf Meter lange, vertikal aufsteigende Tuchbilder. An eigens entwickelten Windgebläsen kreieren Tänzer gigantische Luftbilder und formen immer wieder neue Illusionen zwischen (T)Raum und Zeit. „Träume“ – einzigartig und speziell inszeniert für BEGEGNUNGEN von Helmnot-Theater, welches – inzwischen aus Lichtenstein hinaus in die Welt – zu einem Topp-Vertreter des spektakulären, modern und bildreich inszenierten Tourneetheaters in Europa geworden ist.
Das Thema des Kulturfestivals WECHSELSPIELE wird hier spielerisch-leicht und als Geschenk (der Eintritt ist frei!) für die interessierten Bürgerinnen und Bürger der Stadt Chemnitz eingeführt!
Von ähnlicher fantastischer Kraft wird das WECHSELSPIEL zwischen Menschen- und Feenwelt sein, welches zum Ende des Festivals am Samstag, den 22. Oktober 2005 Premiere haben wird: „Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt“, eine Zauberposse mit Gesang von Johann Nepomuk Nestroy als Inszenierung des Schauspiels Chemnitz.
Und schon stoßen wir auf einen nächsten Aspekt der WECHSELSPIELE: Das Festival setzt bewusst auf die Gegenüberstellung von hiesigen und aus anderen Ecken Deutschlands und der Welt engagierten Künstlern. Wenn beispielsweise am Sonntag, dem 09. Oktober 2005 zum Ende der weltumspannenden Ausstellung der Kunstsammlungen Chemnitz „Schrift. Zeichen. Geste – Carlfriedrich Claus im Kontext von Klee bis Pollock“ das Schauspielensemble den Staffelstab übernimmt und in einer begehbaren Box die Kunst des unermüdlichen Arbeiters am Thema Sprache beantwortet mit einem mehrseitigen Klang/Bild-Erlebnis, ist der Berliner Videoperformer Alexej Paryla im Regieteam vertreten.
Der in Chemnitz ansässigen Truppe Armes Theater wird durch die Einbindung der „Spinning Jenny“-Theatertage in das Festival eine größere Öffentlichkeit ermöglicht. Die Eigenproduktion, welche sich inhaltlich mit der Tradition von Chemnitz als Standort der Textilindustrie und dem Weg- und Abbruch dieses Beschäftigungszweiges auseinandersetzt, steht am Mittwoch, dem 12. Oktober 2005 im Programm der BEGEGNUNGEN und im WECHSELSPIEL mit verschiedenen Gastspielen, zum Abschluss am Samstag, dem 22. Oktober 2005 gekrönt mit Tanztheatersolostücken der Carrot Dancers Schweiz und des Folkwang Tanzstudio Essen.
A propos Tanztheater: In einer Eigenproduktion des Festivals wird die seit Jahren erprobte Kooperation des Festivals mit der Technischen Universität Chemnitz am Montag, dem 17. Oktober 2005 auf eine Theatralisierung des Unigeländes ausgeweitet. Der Direktor und Chefchoreograf der Chemnitzer Compagnie, Torsten Händler, wird das Versuchsfeld des Instituts für Werkzeugmaschinen und Produktionsprozesse tänzerisch bearbeiten als WECHSELSPIEL von Technik und Mensch.
„Die BlechHarmoniker“, fünf Blechbläser aus dem Rheinland mit einer blonden Schönheit als Hornistin, versuchen ein klassisches Konzert zu geben, können sich aber nicht einigen, heraus kommt eine rasante Musikcomedy (Mittwoch, den 12. Oktober 2005, BMW-Niederlassung Chemnitz). - Eine verzweifelte Chansonette nimmt als Ersatz für den ausbleibenden Pianisten den auferstandenen Thomaskantor Johann Sebastian Bach als Partner zu ihrem Liederabend von Weill bis zu den Beatles. In den Rollen der Desolaten und des weltbekannten Komponisten sind die Schauspielersängerin Ute Loeck, Mitglied der Leipziger „Pfeffermühle“, und kein Geringerer als der heutige Thomaskantor Professor Georg Christoph Biller zu erleben (Montag, den 10. Oktober 2005, DAStietz). - Die seit vielen Jahren von Bühne, Film und Fernsehen bekannte Schauspielerin Annekatrin Bürger liest konzertant mit Flöten- und Klavierbegleitung „Kleine Mordstories“ (Mittwoch, den 19. Oktober 2005, Sparkasse Moritzhof) – diese drei Abende sind WECHSELSPIELE zwischen unterschiedlichen Vorlieben, verschiedenen Epochen, zwischen Leben und Tod.
Ganz so hart wird es hoffentlich nicht kommen, wenn sich am Samstag, dem 15. Oktober 2005 zu einem langen Jazz-Abend die internationale Jazzgröße Bill Evans und die „Soulgrass Band“ mit dem Düsseldorfer Engstfeld-Weiss-Quartett und Jazzern aus der Chemnitzer Region im Turmbrauhaus in der Chemnitzer City trifft. Der Saxophonist Bill Evans spielte schon mit Miles Davis und in Chemnitz bringt er eine Mischung aus Jazz und Bluegrass zu Gehör, Soulgrass eben. Christian Howes spielt Violine, Vinny Valentino Banjo und Gitarre, Joel Rosenblatt Schlagzeug, Ric Fierabracci den Bass.
Wenn die Pariser Band Bratsch am Donnerstag, dem 13. Oktober 2005 im Druckhaus „Freie Presse“ aufspielt, so ist diese Art von zeitgenössischer Volksmusik ein WECHSELSPIEL aus Jazz; Klezmer, südeuropäischer und Roma-Musik. - Grundlage für die Percussion-Show „Auto, Auto!“ aus Hamburg (Sonntag, den 16. Oktober 2005) ist eine Liebesbeziehung der besonderen Art: Der Musiker Christian von Richthofen und der Schauspieler Kristian Bader bespielen einen Opel Kadett so liebevoll bis energisch, dass dem „Steinway unter den Konzertautos“ ein wahres WECHSELSPIEL der Töne entlockt wird. Dieses völlig neue Percussions-Erlebnis ist eingebettet in Dialog, Gesang und Rezitation.
In der Stadthalle wird am Freitag, den 14. Oktober 2005, ab 21:00 Uhr zum Groß-Event geladen. Verschiedene Konzert- und Partyveranstalter der Stadt sind zusammen gekommen und werden in allen Sälen und auf mehreren Bühnen ein spannendes WECHSELSPIEL, hier „Exchange“ genannt, der Musikstile, der Lifeacts und DJ-Auftritte realisieren – die Nacht wird lang. Neben anderen kommen auf jeden Fall der Rapper Kool Savas, die Countryrocker The Boss Hoss und die deutsche Rockband Elke.
Was „Exchange“ auf dem Gebiet der Musik leisten wird, soll die „Trilogie der klassischen Mädchen“ mit innovativem Sprechtheater erreichen: insbesondere ein junges Publikum für das Festival zu begeistern (Mittwoch, den 19., Donnerstag, den 20. und Freitag, den 21. Oktober 2005). Die Regisseurin Anja Gronau und die Schauspielerin Claudia Wiedemer haben sich drei Protagonistinnen der klassischen Theaterliteratur vorgenommen und haben drei Abende geschaffen, an denen die herzerfrischend-kraftvolle, junge Akteurin in einem Gemisch aus Dichterwort und eigener Sprache die Schicksale des Käthchens von Heilbronn, der Johanna von Orléans und des Goethischen Gretchens nachspielt. In einem furiosen WECHSELSPIEL erlebt der Zuschauer Claudia Wiedemer allein in allen Rollen. Für „Grete“ hat die Schauspielerin den Friedrich-Luft-Preis 2004 erhalten für die beste Berliner Theateraufführung – das ist eine Auszeichnung, die sich sehen lässt, denn die Konkurrenz dürfte beachtlich gewesen sein.
Eine Grand Dame des Films wird zum Ende des Festivals Chemnitz mit ihrem Besuch beglücken: Hanna Schygulla, Rainer Werner Fassbinders langjährige Weggefährtin, lebt seit Jahren in Paris. Singend, rezitierend, agierend geht sie mit „Traumprotokolle“, einem Abend mit Texten, Liedern und Videos, in Konfrontation mit den Erinnerungen aus der Fassbinder-Zeit. Dieses WECHSELSPIEL zwischen dem Medium Video und der leibhaftigen Künstlerin, zwischen den Bildern aus der Vergangenheit und der gegenwärtigen Existenz wird mit dem Gastspiel am Freitag, dem 21. Oktober 2005 im Chemnitzer Opernhaus zum erst dritten Mal in Deutschland zur Aufführung kommen.
Auf eine Änderung im Programm möchten wir aufmerksam machen am Samstag, dem 22. Oktober 2005 in der Schönherrfabrik: die Aufführung von „Heimat“ wird an diesem Abend ersetzt durch „Gefangen Sein“ und „Therapie“ – die Tanzveranstaltung, welche die Carrot Dancers Schweiz präsentieren, besteht aus zwei Teilen: „Gefangen Sein“, der erste Teil, führt den Zuschauer in die Enge eines kaltnassen Dunkels. Die Choreographin und gleichzeitig Solistin der beiden Impressionen – Nicole Meier – konfrontiert die Zuschauer in einer beklemmenden Interpretation von Gefangensein. Im zweiten Teil „Therapie“ stellt sie dem Publikum eine Person vor, die noch nie da gewesen ist, wo sie sein wollte.
„Solo“ - die Aufführung des Folkwang Tanzstudio Essen – trägt den Untertitel „Dialog mit Bühne, Tisch und Stuhl“. In dem benannten Spannungsfeld entwickelt die Choreggraphin Henrietta Horn – die gleichzeitig die Tänzerin ist – eine spannende Studie der Einsamkeit. In Ermangelung menschlicher Nähe werden Tisch und Stuhl beinahe lebendig und zu Ersatzpartnern – zumindest auf Zeit. „Ein starkes Stück Tanz“ urteilt die Frankfurter Allgemeine.
Zwei starke Solotänzerinnen treten in eine WECHSELSPIEL in der konkreten Gegenüberstellung ihrer spezifischen „Handschriften“ zu ähnlichen Themen!
Das vollständige Programm von BEGEGNUNGEN mit 25 Veranstaltungen in 15 Tagen kann abgefragt werden unter www.chemnitz.de/begegnungen und liegt auch in gedruckter Form kostenfrei zum Mitnehmen auch in den Infotheken der Stadt Chemnitz aus.
Festivalleiterin Ulrike Kölgen steht unter Ruf +49-371-488 41 05 zum Thema BEGEGNUNGEN steht zur Verfügung.
Hinweis für Redaktionen: Pressekarten bestellen Sie für Ihre Redaktionen bitte direkt bei Festivalleiterin Ulrike Kölgen im Festivalbüro „Begegnungen“ unter Ruf 0371/488-4105, per Fax 0371/488-4199 oder per eMail begegnungen@stadt-chemnitz.de
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