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PRESSEMITTEILUNG 778 Chemnitz, den 06.12.2005
Chemnitzer Innenstadt-Geschichte(n) -
zwei Bücher reflektieren Ereignisse und Jahre
„Chemnitz Neue Bauten in der Stadtmitte 1990 – 2003. Ein Werkbericht“ jetzt zum reduzierten Verkaufspreis auch im Stadtentwicklungsamt erhältlich
Eine besondere Buchpräsentation erlebten im Veranstaltungssaal des Hauses DAStietz in der Chemnitzer City vergangenen Donnerstag etwa 130 an der Chemnitzer Geschichte im besonderen interessierte Chemnitzerinnen und Chemnitzer, nicht wenige von ihnen übrigens waren ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses, um das es an diesem Abend ging: das Erzgebirgische Warenhaus, das sich in den Jahren 1945 bis 1949 an Ort und Stelle im ehemaligen Warenhaus Tietz befand.Der Chemnitzer Oberbürgermeister Dr. Peter Seifert führte mit einem Vortrag in die neue Publikation ein und war anschließend auch Teilnehmer der von Stadtarchivamtsleiterin Gabriele Viertel geleiteten Podiumsdiskussion mit den Autoren Dr. Jürgen Nitsche und Dr. Burghard Ciesla sowie Prof. C.W. Müller, Sohn des ERWA Direktors Dr. Walter Müller, und der Initiatorin des Buches Frau Dr. Christiane Müller-Wichmann sowie Frau Beate Schwarzbach, ehemals Chefsekretärin im ERWA.
Mit dem im Verlag Süddruck Neumann GmbH & Co. KG von der Stadt Chemnitz (Bürgermeisteramt in Zusammenarbeit Stadtarchiv) herausgegebenen Buch wird nicht nur das Lebenswerk von Dr. Walter Müller, einem aufrechten Demokraten gewürdigt, sondern auch ein wichtiger Abschnitt Chemnitzer Geschichte bewahrt und wissenschaftlich aufgearbeitet. Oberbürgermeister Dr. Peter Seifert und Historiker Dr. Jürgen Nitsche hoben in der Diskussion besonders die beachtliche Aufbauarbeit hervor, die Walter Müller und seine anfänglich zehn Mitarbeiter nach dem Ende des zweiten Weltkrieges mit dem ERWA geleistet haben. Den Ausgangspunkt des jetzt aufgelegten Werkes bildet übrigens eine am Abend im Haus DAStietz der Stadt Chemnitz als Geschenk übereignete Firmenchronik, die der einstige ERWA Inhaber 1946 anlässlich des einjährigen Geschäftsbestehens von seinen Mitarbeitern überreicht bekam und die nunmehr im Stadtarchiv Chemnitz ihren Platz erhält.
Die Neuerscheinung ist sicher nicht nur für ehemalige „Tietzianer“ und Mitarbeiter des ERWA eine spannende Lektüre, sondern auch für alle die, denen die Geschicke unserer Stadt am Herzen liegen. Sowohl die Beiträge der beiden Historiker als auch das Stöbern in alten Abbildungen und Fotos sind den Preis von 24,90 Euro wirklich wert. „ERWA 1945 1949 Ein bewegtes Stück Chemnitzer Geschichte“ (ISBN 3-00-017612-8) ist in den Chemnitzer Buchhandlungen sowie im Stadtarchiv erhältlich.
Zur Neuerscheinung schreibt der Chemnitzer Historiker und Autor Dr. Jürgen Nitzsche, einer der beiden Autoren des neuen Buches:
Das "Erzgebirgische Warenhaus" (ERWA) war in den Augen vieler Chemnitzer Bürger ein Symbol für den enormen Aufbauwillen ihrer Stadt. Der Erste Bürgermeister Paul Grimm brachte dies in seiner Grußrede anlässlich der Eröffnung des Hauses am 1. Dezember 1945 deutlich zum Ausdruck: "Wie in diesen Räumen, so beginnen wir in unserer Stadt, im ganzen deutschen Vaterland wieder von vorn. Hinweg mit den Trümmern, beseitigt den Schutt, und fort auch mit den Gesetzen, die dem Aufbauwillen im Wege stehen." Bereits Anfang August hatte sich ein Beauftragter der Bezirkswirtschaftskammer bei Oberbürgermeister Dr. Kurt Wuthenau erkundigt, ob die Stadt das ehemalige Warenhaus H. & C. Tietz als "Anziehungspunkt der Gebirgler wieder eröffne, zumal die Schäden im Verhältnis gering" wären. Gleichzeitig hatte er für diese Aufgabe den Volkswirt Dr. Walter Müller (1899 1959) empfohlen. In den unmittelbar darauffolgenden Ratssitzungen stand die "Regelung der Eigentumsverhältnisse des früheren Kaufhauses Tietz" zweimal auf der Tagesordnung. Ende September fand diesbezüglich eine Gesprächsrunde in Dresden statt, an der neben Dr. Rudolf Friedrichs, dem Präsidenten der neugebildeten Landesverwaltung Sachsen, Dr. Gustav Leißner, Rechtsanwalt in Chemnitz, und Dr. Walter Müller teilnahmen.
Folgender Beschluss wurde gefasst: „Die Stadt Chemnitz soll das fragliche Grundstück beschlagnahmen, und zwar zur Sicherung des Anspruchs des Wiedergutmachungsberechtigten zur Rückübereignung." Die Beschlag nahme wurde bereits Anfang Oktober ausgesprochen und das Grundstücksamt mit der Verwaltung beauftragt. Nach Befehl 124 der Sowjetischen Militäradministration muss te das Warenhaus aber bis Mitte November dem Militärkommandanten als "herrenloser Betrieb" gemeldet werden, der es in provisorische Verwaltung übernehmen konnte. Der Stadt wurde es jedoch weiterhin gestattet, das Haus als Sondervermögen zu verwalten. Unter dem Vorbehalt, dass "jede Aktion, die Wiedergutmachung bzw. Rückführung des Unternehmens in die Hände des früheren rechtsmäßigen Besitzers bezweckt", wurden Verhandlungen über eine Nutzung aufgenommen. Für eine Wiederaufnahme des Warenhausbetriebes kam anfangs nur das an der Moritzstraße gelegene frühere Verwaltungs und Werkstättengebäude in Frage, wie Ortsbesichtigungen unmittelbar nach Kriegsende ergeben hatten. Mit dem Chemnitzer Heinz Lieberwirth war bald ein Architekt gefunden. Bereits am 1. Dezember setzte Walter Müller die Chemnitzer Öffentlichkeit über die bevorstehende Eröffnung des "Erzgebirgischen Waren hauses" in Kenntnis. Zwei Tage darauf öffneten sich noch rechtzeitig in der symbolträchtigen Vorweihnachtszeit – die Türen der neuen Kaufstätte mit einer Belegschaft von zunächst 80 Personen. Die damalige Losung "Chemnitz baut auf!" erfüllte sich in der Tietz Ruine mit Leben. Nicht nur eines der erfolgversprechendsten Chemnitzer Aufbauprojekte nahm an jenem Tag seinen Anfang, sondern auch ein bewegtes Stück Chemnitzer Geschichte!
„Chemnitz - Neue Bauten in der Stadtmitte 1990 – 2003. Ein Werkbericht“
jetzt zum reduzierten Verkaufspreis auch im Stadtentwicklungsamt erhältlich
Die Stadt Chemnitz bietet ab sofort den im Dezember vor zwei Jahren herausgegebenen Band „Chemnitz - Neue Bauten in der Stadtmitte 1990 – 2003. Ein Werkbericht“ zum reduzierten Verkaufspreis von 9,50 Euro (zzgl. Porto und Verpackung) an. Direktbestellung im Stadtentwicklungsamt unter Ruf 0371/488 6101 bzw. per email: stadtentwicklungsamt@stadt chemnitz.de (siehe dazu auch die bereits mit PD Nr. 779 vom 06.12.05 übermittelten Informationen).
Stadt Chemnitz