Aktuelle Pressemitteilungen
PRESSEMITTEILUNG 154 Chemnitz, den 15.03.2006
- Informationen über die Entwicklung der Städtepartnerschaft und über Pläne der Chemnitzer Theaterleute – demnächst (ganz sicher auch) in Ljubljana
- Pressegespräch zum Gesamtprogramm am 16.03.06, 11:00 Uhr, „HeckArt“
Die Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich der seit vier Jahrzehnten bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Chemnitz und Ljubljana sind Anlass für den Aufenthalt des Chemnitzer Oberbürgermeisters
Dr. Peter Seifert vom 22. bis 24. März 2006 in der slowenischen Partnerstadt.
Über das Gesamtprogramm während seines Aufenthaltes sowie zu weiteren gemeinsamen Aktivitäten beider Städte im Rahmen ihrer langjährigen Städtepartnerschaft wird ausführlich im Rahmen eines Pressegesprächs informiert, zu dem die Vertreter der Medien am morgigen Donnerstag, den 16. März 2006, 11:00 Uhr in das Restaurant „HeckART“ in Chemnitz eingeladen wurden (siehe PD Nr. 140 vom 10.03.06).
Die Pressestelle der Stadt Chemnitz möchte die Medien mit der Veröffentlichung verschiedener Beiträge bereits ein wenig auf das besondere Jubiläum einstimmen: Autorin und auch in Ljubljana bei den Feierlichkeiten dabei ist Amtsblatt-Redakteurin Monika Ehrenberg aus der Pressestelle im Bürgermeisteramt der Stadt Chemnitz. Bereits vorab berichtet sie im Amtsblatt der Stadt Chemnitz über die sich in den vergangenen vier Jahrzehnten sehr vielfältig entwickelte Städtepartnerschaft zwischen Chemnitz und Ljubljana – siehe dazu die Veröffentlichungen im Amtsblatt Nr. 10 vom 08. März 2006 und im Amtsblatt Nr. 11 vom 15. März 2006.
Nachfolgend veröffentlicht die Pressestelle zunächst zwei dieser bereits erschienenen Beiträge und informiert damit über die besondere Städtepartnerschaft und die aktuelle Rolle des Chemnitzer Theaters – beim Gastspiel in Ljubljana.
Weitere Informationen folgen – sie beschäftigen sich u.a. auch mit dem bildkünstlerischen Beitrag Chemnitzer Künstler zum Städtepartnerschafts-Jubiläum und ihrer Ausstellung „vor Ort“ in der „Mestna Galeria“ in Ljubljana
und Ljubljana bestehen seit vier Jahrzehnten freundschaftliche Beziehungen
Vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges wurden ab 1947 erste Städtepartnerschaften zur Völkerverständigung gegründet. In den 1980er Jahren erlaubte die Lockerung des „Eisernen Vorhangs“ sogar zunehmend Kontakte zwischen Ost und West. Ein solcher Freundschaftsvertrag verbindet Chemnitz (damals Karl Marx Stadt) seit Oktober 1966 mit dem slowenischen Ljubljana. Länger währen übrigens nur die offiziell geknüpften Kontakte zur finnischen Stadt Tampere.
Beide Kontrakte wurden allerdings lange vor Glasnost und Perestroika geschlossen. Eine knappe Zeitungsnotiz in der „Freien Presse“ vom 14. Oktober 1966 informiert die Leser darüber, dass Oberbürgermeister Kurt Müller in Begleitung des Stadtbaudirektors und der Chefärztin der Säuglingsklinik nach Ljubljana reist. Der Anstoß für erste Kontakte war zunächst allerdings vorwiegend wirtschaftlicher Natur. „Etliche Textilmaschinen und Maschinenbaubetriebe exportierten damals nach Jugoslawien“, erklärt der heutige Stadtverwaltungs Protokollchef Reiner Gehlhar den Hintergrund.
Doch umfasste die Vereinbarung zwischen beiden Kommunen weit mehr: „Die Vertretungskörperschaften der Städte Karl Marx Stadt und Ljubljana erklären ihren Wunsch, .... enge freundschaftliche Beziehungen herzustellen und auf den verschiedenen Gebieten der Kommunalpolitik Erfahrungen auszutauschen ...“ heißt es in der Präambel des Freundschaftsvertrages.
So sprach man Anfang der 70er Jahre über Themen des Städtebaus und der Verkehrsplanung. Pädagogen aus Ljubljana interessierten sich für das DDR Bildungswesen und deutsche Mediziner besuchten in Slowenien Gesundheitseinrichtungen für behinderte Kinder. In den folgenden Jahren richteten beide Kommunen regelmäßig internationale Ferienlager aus. Damals verbrachten in Karl Marx Stadt wiederholt etwa 80 Kinder aus den Partnerstädten Ljubljana, Usti nad Labem, Arras, Mulhouse und Manchester, Tampere und Wolgograd erholsame Sommertage.
Verbindungen gab es ebenfalls zwischen den Universitäten, die u.a. Sprachkurse anboten. Auch berichtete die „Freie Presse“ 1988 darüber, dass jugoslawische Eiskunstläufer auf dem Küchwaldoval trainieren. Trotz der Reisebeschränkungen in der DDR beteiligte sich Karl Marx Stadt auch jedes Jahr an der slowenischen Messe „Alpe Adria.
Die Tourismusmesse findet übrigens noch heute statt stets bestens ausgestattet mit Prospekten der CMT über Chemnitz, dessen Sehenswürdigkeiten und Kultur!
Ljubljana präsentiert sich im Gegenzug mit Erfolg auf der hiesigen Reisemesse! „Seit 1990 haben die Sachsen Slowenien als Urlaubsland entdeckt und besuchen besonders gern unsere Hauptstadt", erzählt Petra Stusek, Repräsentantin des Tourismusbüros Ljubljana.
Laibach so die deutsche Bezeichnung hat vieles, was Touristen anzieht: Oper, Philharmonie, etliche Theater, mehr als drei Dutzend Museen und Festivals. Andere wiederum kommen wegen der legendären Altstadt, die geprägt ist von Bauten des Architekten Joze Plecnik. Das pulsierende Leben auf dem von imposanten Gebäuden gerahmten Preseren Platz fasziniert die Flaneure. Und wer würde sich nicht von einer Stadt bezaubern lassen, deren Name einer Liebeserklärung gleicht? Denn "Ljuba" heißt im Slowenischen Geliebte.
Auf eine wechselvolle Geschichte blickt das seit 1991 unabhängige Slowenien, dessen Hauptstadt Ljubljana ist, zurück. Bevor die Vorfahren der heutigen Slowenen den Landstrich besiedelten, hatten ihn Illyrer, Kelten und später Römer letztere nannten ihre Siedlung übrigens Emona für sich entdeckt. Und noch heute sind in Istrien Denkmale byzantinischer Kultur erhalten.
Die im Jahr 1144 erstmals in historischen Quellen erwähnte Bezeichnung Laibach deutet übrigens auf deutschsprachige Spuren hin.
1335 wurden die Habsburger zu Herren über Herzogtum und Stadt Laibach. 600 Jahre lang sollte es so bleiben, bis Slowenien nach dem Ersten Weltkrieg Teil des Königreiches Jugoslawien wurde. Als im Zweiten Weltkrieg die Deutsche Wehrmacht einmarschierte, traf sie auf landesweiten Widerstand.
Dass die Slowenen oftmals auch Deutsch sprechen, ist ein nicht unwesentlicher Aspekt für das gewachsene touristische Interesse der Chemnitzer an ihrer Partnerstadt. „Die Slowenen wie auch andere Chemnitzer Schwesterstädte vermarkteten in den letzten Jahren intensiv ihre Heimatregionen auf unserer heimischen Reisemesse. Doch auf Tourismus allein beschränken sich die Kontakte nicht", stellt der Chemnitzer Protokollchef nachdrücklich klar! Zusammenhalt beweise sich besonders in schwierigen Zeiten. Eine dramatische, für das gerade unabhängige Slowenien kaum lösbare Situation entwickelte sich zwischen 1992 und 1994 als etwa 30.000 Menschen vor dem Bürgerkrieg in die junge Republik flüchteten. „Damals organisierten wir in kurzer Zeit sieben Hilfstransporte nach Ljubljana", erinnern sich Mitarbeiter des hiesigen Bürgermeisteramtes. Einem Spendenaufruf waren nicht nur die Ratsfraktionen, sondern ebenfalls zahlreiche Unternehmen, Organisationen und viele, viele Chemnitzer gefolgt. Persönlich reiste der damalige Oberbürgermeister Dr. Joachim Pilz mit einem Hilfstransport in die befreundete Stadt und machte sich ein Bild von der Situation in den Flüchtlingslagern. Schwierige Zeiten, in denen Deutsche und Slowenen näher rückten und so manche persönliche Bekanntschaft zur Freundschaft wurde. Der völkerverständigende Gedanke gerade dieser Städtepartnerschaft ist in den vergangenen vierzig Jahren bei unzähligen Kontakten zum Tragen gekommen und besonders in den letzten 16 Jahren vertieft worden, ob beim Studentenaustausch, bei sportlichen Wettkämpfen, Treffen von Künstlern sowie Vertretern aus den Bereichen Jugendarbeit und Kultur oder bei gemeinsamen EU Projekten. So wird es nicht verwundern, dass heute peu à peu wie zu Anfang auch wieder wirtschaftliche Kontakte im Fokus der Zusammenarbeit stehen. Davon zeugen der Besuch des slowenischen Bürgermeisters im Jahr 2002 in sächsischen Unternehmen ebenso wie das Interesse der Vertreter des Industrieparks Ljubljana an der Industriefachmesse INTEC. (eh)
- Das Theater Chemnitz geht auf Reisen
- … nicht als Gastspiel - wie schon oft - noch nicht!
Doch in nicht allzu ferner Zukunft könnten Auftritte des Balletts, Schauspiels oder Figurentheaters ganz selbstverständlich auf dem Spielplan slowenischer Bühnen stehen. Generalintendant Rolf Stiska und Chefdramaturg Dr. Karl Hans Möller, als Botschafter des Theaters, haben klare Vorstellungen über das erwünschte Resultat ihres Ljubljana Besuches Ende März. Zwar wird es noch keinen konkreten Vertrag in der gegenwärtigen Phase des Intendantenwechsels geben – doch hat der designierte Chef des Chemnitzer Mehrspartentheaters Dr. Bernhard Helmich bereits großes Interesse an intensiver internationaler Zusammenarbeit bekundet – sie quasi zum Konzept erhoben.
Während sich Generalintendant und Chefdramaturg in Kürze auf den Weg in die slowenische Partnerstadt machen, probt die Robert Schumann Philharmonie bereits wieder im hiesigen Theatergraben. Sie war als Vorhut im Februar mit ihrem aus Kroatien stammenden Generalmusikdirektor Niksa Bareza auf Gastspielreise, hatte unweit der slowenischen Hauptstadt in Maribor aber auch in Wien und anderen österreichischen Städten sechs bis auf den letzten Platz ausverkaufte Konzerte gegeben. Dass der Slowenienbesuch der Chemnitzer Theaterleitung der Beginn weiterer gedeihlicher Kontakte verschiedener Sparten ist und künftig ein reger Kulturaustausch in Gang kommt, ist Wunsch beider Partnerstädte, die Ende März ihren seit 40 Jahren existierenden Freundschaftsvertrag erneuern. Als Landeshauptstadt verfügt Ljubljana neben Oper und Philharmonie auch über etliche Theater – darunter eines mit deutschsprachigem Repertoire sowie über zahlreiche Festivals.
„Den Besuch bei Kollegen von Oper, Schauspiel und Orchester will ich mit großer Neugier und Bereitschaft nutzen, um darüber zu sprechen, wie wir neue Wege im kulturellen Austausch beschreiten können“, erklärt der Chemnitzer Chefdramaturg, in dessen „Gepäck“ sich ein exklusives Gastgeschenk befindet. „Ostdeutschlands schönste Theaterplakate“, wie sie der Feuilletonist der Zeitschrift „Die deutsche Bühne“ begeistert nannte, wurden eigens für Ljubljana zu einer Ausstellung zusammengefasst und berichten so vom Repertoire des Chemnitzer Mehrspartentheaters und gleichzeitig von dessen kreativer Auseinandersetzung mit Bildender Kunst. Maler und Grafiker vom Verein „Kunst für Chemnitz“ hatten in den vergangenen Jahren 27 Plakate für ausgewählte Premieren entworfen. Ein Prozess, den Regisseure, Chefdramaturg und Maler gleichermaßen als spannend und inspirierend bezeichnen. Aus künstlerischer Sicht, so Karl Hans Möller könne Chemnitz durchaus die etwas ungleiche „Augenhöhe“ zur Landesmetropole Sloweniens ausgleichen. Philharmonie und Musiktheatersparte trugen mit Strauß und besonders den Wagner Inszenierungen, die zum "Markenzeichen" wurden, zum Renommee des Theaters bei. Auch das Schauspiel habe in den letzten Jahren in seiner Entwicklung einen sichtbaren Aufschwung erlebt, präsentiere Klassik wie Moderne, Heiteres und Nachdenkliches aus deutscher und internationaler Dramatik. Nicht nur auf heimischen, sondern auch auf internationalen Bühnen stellen Tänzer, Sänger und Musiker diese künstlerische Qualität unter Beweis. Beispiel dafür seien Auftritte des Balletts unter Torsten Händler und die Aufführungen des Figurentheaters in China.
„Ich durfte erleben, dass die Oper Chemnitz in Venedig, New York, Tel Aviv, Salzburg und anderen Städten enthusiastisch gefeiert wurde“, unterstreicht auch Rolf Stiska dieses internationale Ansehen. Gastspiele seines Hauses sind also durchaus keine Neuheit und auch keine Seltenheit. Doch die Zusammenarbeit mit Ensembles aus Partnerstädten „schwächelt“ bislang. „Unser Schauspiel gastierte aus Anlass des 100. Geburtstags von Bertolt Brecht in Manchester und Tampere“, erinnert sich Chefdramaturg Karl Hans Möller, bedauert aber zugleich, dass es bislang keine intensiven Kontakte zu Theatern in Mulhouse, Wolgograd und eben Ljubljana gibt.
Das soll sich ändern! Ein junges grenzüberschreitendes Projekt wird der Chemnitzer Oberbürgermeister Dr. Peter Seifert am 22. März in Ljubljana ankündigen: „Seit acht Jahren erleben die national beachteten Chemnitzer Schultheatertage einen begeisterten Zuspruch sowohl von jungen Darstellern und als auch vom Publikum. Chemnitz möchte Schultheatergruppen aus Ljubljana hiermit einladen, sich an der 9. Auflage dieses Festivals mit eigenen Stücken zu beteiligen.“ Wenn sich also 2007 anlässlich der Schultheatertage erstmals der Vorhang für ein Stück junger slowenischer Mimen hebt, könnte das gleichzeitig das erste Kapitel einer intensiven und beiderseits inspirierenden Theaterfreundschaft werden. (eh)
Stadt Chemnitz