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PRESSEMITTEILUNG 480 Chemnitz, den 03.07.2007
„Stolpersteine“ - Zeichen zur Erinnerung - in Chemnitz jetzt Erstverlegung
Einladung für Journalisten und Fotografen zum Termin: Freitag, 06. Juli 2007, 13:00 Uhr, vor dem Haus Hohe Straße 9
Das von dem Kölner Bildhauer Gunter Demnig konzipierte Projekt „Stolpersteine“ zur Erinnerung an während der Zeit des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern und Vernichtungslagern ermordete Bürgerinnen und Bürger wird auf Initiative des Stadtverbandes Chemnitz des Verbandes der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten e.V. (VVN/BdA) im Freistaat Sachsen jetzt auch in Chemnitz mit der Verlegung von zunächst sieben „Stolpersteinen“ weitergeführt.In Anwesenheit der Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig wird Gunter Demnig am Freitag, dem 06. Juli 2007, 13:00 Uhr, vier der Stolpersteine vor dem Haus Hohe Straße 9 auf dem Chemnitzer Kaßberg und weitere drei an der Zschopauer Straße 74 bzw. Straße der Nationen 56 in Chemnitz verlegen.
Seitens des Stadtverbandes Chemnitz des VVN/BdA wird Vorsitzender Klaus Bellmann am Termin teilnehmen. Die Jüdische Gemeinde Chemnitz, die das wichtige Erinnerungs-Projekt ebenfalls unterstützt, wird zum Erstverlegungstermin in Chemnitz durch die Gemeindevorsitzende Frau Dr. Ruth Röcher vertreten.
Die Vertreter der Medien sind hiermit herzlich zum Termin eingeladen!
Zeitlicher Verlauf der Erstverlegung der „Stolpersteine“ in Chemnitz:
13:00 Uhr: Hohe Straße 9
13:45 Uhr: Zschopauer Straße 74
14:30 Uhr: Straße der Nationen 56
Mit den „Stolpersteinen“ vor dem Haus Hohe Straße 9 in Chemnitz wird künftig an Ort und Stelle an die Chemnitzer Familie Benjamin erinnert, die auf Grund ihres jüdischen Glaubens von den Nationalsozialisten verfolgt und im Oktober 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde:
Kurt Benjamin (geboren 1895), seine Frau Alice Dorothea Benjamin (geboren 1899) und die Kinder Lutz Leo Benjamin (geboren 1930) und Hanna Benjamin (geboren 1938).
„Stolpersteine“ werden von Gunter Demnig am 06. Juli in Chemnitz außerdem zur Erinnerung an folgende Chemnitzerinnen und Chemnitzer verlegt:
- für Paul Fischer an der Straße der Nationen 56 in 09111 Chemnitz, vor dem „Hotel an der Oper“ – Paul Fischer wurde hier am 06. März 1933 durch SA-Männer vor dem damaligen Hansa-Haus erstochen;
- für Zita Sonder an der Zschopauer Straße 74 in 09126 Chemnitz – Zita Sonder wurde 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet;
- für Ludwig Motulski an der Zschopauer Straße 74 in 09126 Chemnitz – Ludwig Motulski wurde 1942 im Konzentrationslager Belzec ermordet.
Insgesamt sollen in Chemnitz etwa 20 „Stolpersteine“ zur Erinnerung an verfolgte und ermordete Bürgerinnen und Bürger der Stadt verlegt werden. Gunter Demnig wird zu diesem Zweck Chemnitz mehrfach besuchen.
Informationen zum Hintergrund:
Das Projekt „Stolpersteine“ wurde 1993 von dem Kölner Bildhauer Gunter Demnig konzipiert. Die „Steine“ sind jeweils 10 x 10 cm groß, aus Beton gegossen und werden mit einer beschrifteten Messingtafel versehen bündig in öffentliche Gehwege eingelassen. Trotzdem heißen sie „Stolpersteine“: Wer sie im Vorübergehen sieht, soll – so Gunter Demnig - im Geiste darüber stolpern, kurz innehalten und die Eingravierung lesen. Unter der Überschrift ‚Hier wohnte...’ wird mit einem „Stolperstein“ direkt vor dem Wohnhaus eines Opfers ein Stück Geschichte in unser alltägliches Leben zurückgeholt. So sollen „Stolpersteine“ ein Zeichen der Erinnerung sein und die Opfer aus der Anonymität herausholen - dort, wo sie gelebt haben. Geehrt mit „Stolpersteinen“ werden auf diese besondere Weise Bürgerinnen und Bürger, die Opfer des nationalsozialistischen Regimes wurden. Die „Stolpersteine“ werden jeweils in den Bürgersteig vor dem Haus eingelassen, wo die zu Ehrenden ihre letzte selbst gewählte Adresse hatten.
Das beeindruckende Projekt findet ständig neue engagierte Partner, Städte und Gemeinden und wird auch unterstützt durch den Zentralrat der Juden in Deutschland.
Gunter Demnig wurde für sein Projekt „Stolpersteine“ vielfach geehrt, so im Jahr 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz und mit dem German Jewish History Award der Obermayer Foundation.
Erstverlegung der „Stolpersteine“ war (nach einer Probeverlegung 1995 in Köln) 1997 in Berlin-Kreuzberg mit einer zum Zeitpunkt der Verlegung von der Kommune übrigens noch nicht genehmigten, später aber legalisierten Aktion. Die ersten genehmigten „Stolpersteine“ wurden 2003 in Freiburg verlegt. Nach Information der Projektkoordinatorin Uta Franke (Köln) wurden bis heute ca. 12.000 „Stolpersteine“ in 250 deutschen Städten und Gemeinden in den Boden eingelassen sowie weitere auch in Österreich und Ungarn. Im November 2007 sollen die ersten „Stolpersteine“ in den Niederlanden verlegt werden.
In Chemnitz wandte sich im November 2005 der Stadtverband des Vereins der Verfolgten des Naziregimes an den Chemnitzer Oberbürgermeister und ergriff damit die Initiative zur Verlegung von „Stolpersteinen“ auch in Chemnitz. Nach der schriftlichen Zustimmung der Mehrheit der Fraktionen im Stadtrat Chemnitz wurde den Initiatoren eine Begleitung der Aktion seitens der Stadtverwaltung Chemnitz zugesagt. Für die Kosten der Aktion kommt jeweils der Initiator selbst auf, unterstützt von Sponsoren. In Chemnitz wird das Projekt „Stolpersteine“ unterstützt von der Jüdischen Gemeinde Chemnitz, von der Chemnitzer Körperbehindertenschule, vom VVN/BdA, vom Soziokulturellen Zentrum „Querbeet“ sowie von Herrn Justin Sonder, der als jüdischer Bürger von Chemnitz in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurde und zu den wenigen Überlebenden von Auschwitz gehört.
Im Internet stehen alle Informationen zum Projekt „Stolpersteine“ unter der Adresse www.stolpersteine.com - der Initiator des Projektes, der Bildhauer Gunter Demnig, ist erreichbar unter Ruf 0221/ 25 14 89 sowie per eMail unter gunter.demnig@stolpersteine.com und info@stolpersteine.com - koordiniert wird das Projekt von Uta Franke, Ruf 0221/2407528, eMail uta.franke@stolpersteine.com
Hinweis für Redaktionen: Ansprechpartner zur Aktion in Chemnitz - bei der Stadt Chemnitz: Andreas Liese, Bürgermeisteramt, Ruf 0371/488-1523, eMail: andreas.liese@stadt-chemnitz.de und beim Stadtverband Chemnitz des VVN/BdA (09126 Chemnitz, Rosenplatz 4): Klaus Bellmann, Vorsitzender, Ruf 0371/5905976.
(al/sk)
Stadt Chemnitz