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PRESSEMITTEILUNG 889 Chemnitz, den 19.12.2007
Internationaler Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz geht an Amos Oz
Der mit 40.000 Euro dotierte Preis wird in ehrendem Gedenken an Stefan Heym, den Sohn und Ehrenbürger der Stadt Chemnitz, im April 2008 verliehen, weil Heym am 10. April 2008 seinen 95. Geburtstag gefeiert hätte. Künftig soll der Preis alle drei Jahre herausragenden Autoren und Publizisten zuerkannt werden, die sich wie Stefan Heym in ihrem Wirken als Persönlichkeiten erwiesen haben, die sich in gesellschaftliche wie politische Debatten einmischen, um für moralische Werte zu streiten.
Amos Oz hat mehr als 30 Bücher veröffentlicht, darunter Romane, Erzählungen und politische Essays. Die Werke erscheinen in 37 Sprachen. Zuletzt publiziert wurden in deutscher Übersetzung „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ (2004), „Israel und Deutschland“ (2005) sowie „Plötzlich tief im Wald“ (2006). Zu seinen berühmtesten Werken zählen „Der perfekte Frieden“ (1987), „Der dritte Zustand“ (1992), „Ein anderer Ort“ (2001), „Allein das Meer“ (2002) oder „Wie man Fanatiker kuriert“ (2004).
Amos Oz, Jahrgang 1939, ist Träger mehrerer renommierter Preise, unter anderem des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels (1992), des Israel-Preises (1998), des Goethepreises der Stadt Frankfurt (2005), des Corine-Ehrenpreises des Bayerischen Ministerpräsidenten (2006) und des Prinz-von-Asturien-Preises (2007).
„Die Verbindung von Stefan Heym und Amos Oz ist eine ganz wunderbare und obendrein persönliche“, sagte die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, „daher sind wir froh und glücklich, dass wir den erstmals vergebenen Preis direkt an einen Autoren verleihen dürfen, der in besonderer Weise für die Idee der Auszeichnung steht.“
„Beide Autoren, Heym und Oz, waren und sind in bester Weise unangepasst“, erklärt Kulturbürgermeisterin Heidemarie Lüth, „das macht sie zu so nachhaltigen wichtigen Stimmen.“
Die Stadt Chemnitz stiftet den Preis in Gedenken Stefan Heym: Der Autor, 1913 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie unter dem Namen Helmut Flieg geboren, lebte bis zu seiner Relegation vom Gymnasium 1931 in Chemnitz. Von der Schule verwiesen wurde er wegen der Veröffentlichung seines ersten Gedichts in der „Chemnitzer Volksstimme“. Darin verurteilte er die Entsendung deutscher Offiziere in die chinesische Kuomintang-Armee. Sein Abitur legte er in Berlin ab. 1933 musste der gerade 20-Jährige fliehen. Um seine in Deutschland gebliebene Familie zu schützen, nahm er im Exil den Namen Stefan Heym an.
Sein gesamtes Leben blieb mit den Zeitläuften des 20. Jahrhunderts, mit der deutschen Geschichte verwoben: Stefan Heym passte sich keiner herrschenden gesellschaftlich-politischen Kraft an: Nicht als Schüler in der Weimarer Republik, nicht in der Emigration – dort unter anderem als Chefredakteur in New York und als Seargeant der US-Army –, nicht in der DDR und nicht im wiedervereinten Deutschland. Immer folgte Stefan Heym seinem Gewissen, blieb sich treu als kritischer Beobachter und politisch handelnder Bürger. Menschenwürde und Demokratie waren die Koordinaten seines moralischen Systems.
Stefan Heym starb am 16. Dezember 2001 in Israel. Sein umfangreiches Oeuvre enthält Romane, Erzählungen und Essays, darunter „Fünf Tage im Juni“, „Schwarzenberg“, „Der König David Bericht“, „Ahasver“, „Die Architekten“ oder „Der Fall Glasenapp“.
Dem Kuratorium zur Verleihung des Internationalen Stefan-Heym-Preises gehören laut Satzung neben der Oberbürgermeisterin und der Kulturbürgermeisterin an: Prof. Jutta Limbach, die Präsidentin des Goethe-Instituts, Prof. Dr. Johanno Strasser, der Präsident des P.E.N.-Zentrums Deutschland, Klaus Eck, der Leiter des C. Bertelsmann Verlages und Katrin Bornmüller, die Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte sowie mit Cornelia Knorr und Horst Wehner zwei Mitglieder des städtischen Kulturausschusses. Schirmherrin des Preises ist Inge Heym, die Witwe Stefan Heyms.
Stadt Chemnitz