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PRESSEMITTEILUNG 477 Chemnitz, den 03.07.2008
Wettbewerb für die Leipziger Straße: Ideensuche geht weiter
Der Stadtumbauprozess hat in den vergangenen Monaten in einer breiten Öffentlichkeit häufig emotionale Diskussionen ausgelöst. Besonders schmerzlich wird von vielen der Rückbau historischer Bausubstanz und das Aufbrechen geschlossener Baustrukturen empfunden.
Andererseits prägen unsanierte und leer stehende Gebäude der Gründerzeit das Erscheinungsbild wichtiger Stadteingangsbereiche wie beispielsweise der Leipziger Straße im Abschnitt nördlich des Leipziger Platzes zwischen der Altendorfer Straße und der Glauchauer Straße auf der landwärts linken Seite. Dem Besucher unserer Stadt wird ein erster und in diesem Fall leider nicht schöner Eindruck vermittelt.
Das Stadtplanungsamt hat gemeinsam mit der GGG mbH im Auftrag der Oberbürgermeisterin vier Planungsbüros aus Chemnitz und Dresden beauftragt mit der Zielstellung, durch entsprechende Plankonzepte den Nachweis für den Erhalt der geschlossenen Karreestruktur zur Sicherung und Aufwertung der Wohnqualität der umgebenden Wohnbebauung zu erbringen und gleichzeitig eine visuelle Lösung für einen attraktiven Stadteingangsbereich zu schaffen.
Unabhängig von der jeweils vorgeschlagenen Lösung standen die beauftragten Planer vor der Aufgabe, insbesondere in Hinblick auf den demografischen Wandel und somit auf den Stadtumbauprozess realistische Vorschläge zu entwickeln.
Das Verfahren wurde von April bis Juni realisiert. Nach einer Vorprüfung der Arbeiten durch Vertreter der Stadtverwaltung und des Eigentümers fand heute die Bewertung der eingereichten Planungskonzepte statt. Um die Sanierungskonzepte im Bezug auf die Wirtschaftlichkeit zu überprüfen, d.h. eine Realitätsnähe der Arbeiten zu erreichen, wurde das Ingenieurbüro ICL aus Leipzig mit der Überprüfung der von den Teilnehmern angegeben Baukosten beauftragt. Auch die SAB hat sich in die Wirtschaftlichkeitsprüfung eingebunden. Aufgrund des breiten Interesses zur städtebaulichen Perspektive dieses wichtigen Stadteingangs wurden sowohl die politischen Gremien als auch die Interessenvertreter der Eigentümer sowie Vertreter des öffentlichen Diskussionsprozesses zum Stadtumbau in den Beurteilungs- und Entscheidungsprozess einbezogen.
„Preise“ wurden nicht vergeben, sondern jedes der vier Büros bekommt ein Bearbeitungshonorar. Die Jury wertete in einem intensiven Diskussionsprozess die eingereichten Arbeiten und gab Empfehlungen zum weiteren Vorgehen ab.
Das Verfahren ist positiv zu bewerten. Alle Büros haben mit ihren eingereichten Arbeiten dazu beigetragen, eine Vielzahl von Themen für den Umgang mit innerstädtischer Blockrandbebauung in schwierigen Lagen aufzuzeigen. Diese Vorschläge – und so war das gewählte Verfahren auch zu verstehen – geben Anregungen für viele Standorte in unserer Stadt.
Neben Ideen für Grundrissänderungen und Nutzungsänderungen wurden bauliche Lösungen im Blockinnenbereich vorgeschlagen. Auch mutige Ansätze, Stadträume neu zu denken, wurden präsentiert. Aber: Für den konkreten Standort an der Leipziger Straße konnte aus den eingereichten Lösungen keine Arbeit besonders herausgestellt werden. Für eine herkömmliche Nutzung, wie z.B. Wohnen, Handel, Dienstleistung sind – leider – in wesentlich besseren Lagen der Stadt ausreichend Standorte vorhanden. Somit wird diese Lage an einer stark befahrenen Straße als nicht wirtschaftlich für diese herkömmlichen Nutzungen eingeschätzt. „Wir haben keine Alternative in den bestehenden Baukörpern gefunden“, stellte Stadtplaner Börries Butenop fest, „aber wir befinden uns noch immer im Stadium der Ideensuche. Die Herausforderung, der sich Chemnitz und viele andere Städte in der Gestaltung einer lebenswerten Stadt für immer weniger Bürgerinnen und Bürger stellen müssen, kennt keine Vorbilder.“
Für beide Seiten der Leipziger Straße ist nun über erforderlichen Maßnahmen zur Sicherung der Quartiersqualitäten nachzudenken. Dies betrifft in erster Linie die kreative Lösung für die Straßenlärmproblematik und die ästhetischen Anforderungen an einen hochwertigen und wichtigen Stadteingang. Hierzu wird eine Aufgabenstellung für Planer und Forschungsinstitute erarbeitet, um in einem folgenden Verfahren Lösungen aufzuzeigen.
Die Jury hielt bausteinartige Lösungsvorschläge, die mit den verschiedenen Eigentümern zu unterschiedlichen Zeiten umgesetzt werden können, für realistischer als Ansätze, die das gleichzeitige Handeln aller Betroffenen voraussetzen.
Die Arbeiten und die Bewertung der Jury werden im Rahmen des Architektursommers Sachsen 2008 in Chemnitz vom 04.08. – 12.09.2008 im Foyer des Technischen Rathauses, Annaberger Straße 89, ausgestellt.
Stadt Chemnitz