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PRESSEMITTEILUNG 906 Chemnitz, den 15.12.2008
Stadt erwarb Mühlen-Denkmal
Der Zustand des mit dem bedeutenden Künstler und Chemnitzer Ehrenbürger Karl Schmidt-Rottluff eng verbundenen Kulturdenkmals ist gefährdet.
Insbesondere ist die Westseite des Satteldaches so beschädigt, dass die Holzkonstruktion der Decke an mehreren Stellen mit Hausschwamm befallen ist. Um dem entgegenzuwirken hat die Stadt die Ausbesserung der beschädigten Sparren, Mauerschwellen und Balken in Auftrag gegeben. Ebenso werden Schadstellen am Dach repariert, defekte Dachrinnen und Regenfallrohre erneuert sowie Fenster und Türen im Erdgeschoss verschlossen.
Bis Ende des Monats sollen die Arbeiten beendet sein. Die Gesamtsumme der Sicherungsmaßnahmen beträgt 30.000 Euro.
Zur Geschichte der Mühle
Die Mühle von Rottluff übernahm Friedrich Schmidt, Vater von Karl Schmidt-Rottluff, im Jahre 1883.
Nach einem Brand erfolgte 1892 der Wiederaufbau in der noch heute bestehenden Form.
Es entstand eine moderne Mühle für Getreide- und Futterschrot mit Mühlgängen, Walzenstühlen, mit Transmission und später mit elektrischer Anlage, die bis Mitte der 1980er Jahre betrieben wurde.
Nahezu alle Teile der technischen Anlagen sind noch erhalten. Die Müllerwohnung im rechten Gebäudeteil wurde um 1930 für den Einbau von Großsilos zerstört.
Sohn Karl (geb. 1884) wuchs in der Mühle auf, lebte und arbeitete dort bis zum Beginn seines Architekturstudiums in Dresden (ab 1905 dann Mitbegründer der Künstlervereinigung „Die Brücke“). Das Studier- und Arbeitsstübchen des Malers Karl Schmidt-Rottluff lag im Obergeschoss. Das Mühlengebäude mit Grundstück verkaufte der schwer erkrankte Besitzer Friedrich Schmidt 1913 schließlich an Paul Kaden, später erbte es Schwiegersohn Reinhold Crasser. Nach dem Verkauf des Grundstücks blieb das traditionelle Handwerk weiterhin eng mit der Lebensgeschichte bedeutender Chemnitzer verbunden. Zu nennen wäre der Großbäckereibesitzer Emil Reimann (Schwiegersohn von Paul Kaden). Die Familie Schmidt ließ sich 1913-14 neben der Mühle auf einem davon abgeteilten Grundstück (Limbacher Straße 382) ein neues Wohnhaus - heute auch im Eigentum der Stadt - errichten. Ab 1945, nach der Zerstörung seines Ateliers in Berlin, wohnte Karl Schmidt-Rottluff lange Zeit hier; arbeitete wieder schöpferisch und war Gründungsmitglied und Präsident der Ortsgruppe Chemnitz des Kulturbundes, bevor er seinen Wohnsitz nach Berlin verlegte.
Zur Architektur
Die Mühle ist ein typischer mehrgeschossiger Wohn- und Gewerbebau der Gründerzeit mit einem Satteldach in den Formen des Historismus. Die symmetrisch angelegte Fassaden-gestaltung wird von einem besonders gestalteten Mittelrisalit (italienisch risalto - Vorsprung) geprägt.
Die funktionelle Gliederung des Gebäudes in Mühlen- und Wohnteil zeigt einen architektonisch spannenden Wechsel zwischen Putzfassade und Klinkerverblendung in Anlehnung an markante Industriebauten der Stadt.
Die Rottluffer Mühle ist die Einzige original erhaltene Mahlmühle im Stadtgebiet von Chemnitz.
Stadt Chemnitz