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PRESSEMITTEILUNG 802 Chemnitz, den 11.11.2009
„Ein ganz gewöhnlicher Jude“ – Einladung zur Wiederaufführung im Kraftwerk
Die Aufführung des Theaterstücks im Soziokulturellen Zentrum Kraftwerk in Chemnitz wurde im Rahmen eines Projektes erarbeitet und bereits mehrmals in Chemnitz sowie auch anderen Städten in Sachsen aufgeführt. Mit Unterstützung des Lokalen Aktionsplanes Chemnitz für Toleranz und Demokratie gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit der Stadt Chemnitz gibt es nun am 24. November 2009, 19 Uhr, im Saal des Kraftwerkes, Kaßbergstraße 36, nochmals eine Aufführung. Nach der Aufführung besteht die Möglichkeit zum Gespräch mit den an der Inszenierung Beteiligten. Inszeniert wurde das Theaterstück „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ von Holger Kuhla mit Dirk Schoedon; Uwe Dziuballa zeichnet für die Dramaturgie verantwortlich.
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Zum Inhalt des Theaterstücks: Das Stück beginnt mit einem kategorischen Nein und entwickelt eine so heitere, wie bitter ernste Reise durch das Leben eines Außergewöhnlichen wider Willen. Denn hat sich ein deutscher Jude nicht stets seiner besonderen Stellung als Opfer bewusst zu sein? Goldfarb fühlt sich als Opfer, doch als das Opfer eines ewigen „Wieder-Gut-Mach“ Projekts. Denn kann eine sentimentale Umarmung nicht ebenso tödlich sein, wie der Knüppel eines Antisemiten? Entsprechend ablehnend wird die Antwort auf die Anfrage eines Lehrers ausfallen. Goldfarb wird nicht vor dessen Schülern Auskunft über sein außergewöhnliches Leben als deutscher Jude geben. Denn Jude zu sein ist weder ein Verdienst noch eine Behinderung und was kann Goldfarb für ein jüdisches Leben, das er lediglich aus Rücksicht auf seine Eltern und höchst halbherzig betreibt? Und was hat Goldfarb, das Nachkriegskind, eigentlich mit dem Holocaust zu schaffen, der ihm dennoch wie ein lästiges Stigma anhängt.
Charles Lewinsky gelingt mit seinem Stück demgegenüber ein höchst interessanter Perspektivwechsel. Nicht die Opfer oder Täter eines fremdenfeindlichen Übergriffs stehen im Zentrum seiner Betrachtung, sondern ein vermeintliches Opfer behauptet um jeden Preis die Normalität seiner Existenz. Ein Jude wehrt sich sechzig Jahre nach dem Holocaust gegen den Status eines nutzbaren „Daueropfers“. Doch nicht im Sinne der Leugnung der Geschichte, sondern als ein Plädoyer für ein unbefangenes Denken dem Fremden gegenüber, das schon längst die Gegenwart des modernen Europa prägen müsste und es dennoch immer noch nicht tut.
Lewinskys Stück eröffnet höchst spannende Einblicke, doch nicht allein in die jüdische, sondern ebenso in die deutsche Kultur, Denk- und Lebensweise. Somit wird das „Fremde im Eigenen“ zum zentralen Thema des Stücks – und ist, wie zu erleben, nicht allein Problem eines ganz „gewöhnlichen“ deutschen Juden.
Ansprechpartnerin zum Lokalen Aktionsplan für Toleranz und Demokratie gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit ist LAP-Koordinatorin Ines Vorsatz, erreichbar bei der Stadt Chemnitz, Koordinierungsstelle Lokaler Aktionsplan, Elsasser Straße 8, 09120 Chemnitz, Ruf 0371/488-1934, E-Mail koordinierungsstelleLAP@stadt-chemnitz.de
Informationen zum LAP im Netz: www.chemnitz.de > Bürger &Rathaus > Recht > Lokaler Aktionsplan
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