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PRESSEMITTEILUNG 332 Chemnitz, den 08.05.2010

Gedenken heißt, sich erinnern zu wollen: Mehr als 200 Chemnitzer bei Gedenkveranstaltung aus Anlass des Tages der Befreiung

65 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges: Spuren der Vergangenheit nicht ins Vergessen münden lassen – Chemnitz und Wolgograd gehen gemeinsamen Weg

„Gedenken heißt, sich erinnern zu wollen. Die wahrhaftige Erinnerung lässt dem Vergessen keinen Raum. Es wäre ein Raum ohne Fenster für historische Zusammenhänge. Ein Raum, in dem die Positionsbestimmung in der Gegenwart nicht möglich ist. Ein Raum ohne Ausblick in eine verantwortbare Zukunft.“ Mit diesen Worten eröffnete Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig die Gedenkveranstaltung auf dem Sowjetischen Friedhof, an der mehr als 200 Chemnitzerinnen und Chemnitzer teilnahmen.

Am heutigen 8. Mai jährt sich zum 65. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges und damit der Tag der Befreiung. „Unter großen Opfern gelang es den Alliierten, Europa und gleichsam das deutsche Volk zu befreien. Dafür gebührt ihnen unser großer Dank, unser Respekt, unser Gedenken an ihre historische Leistung“, so Barbara Ludwig, die in ihrer Rede an das millionenfache, unvorstellbare Leid erinnerte, das Deutschland über die Welt gebracht hatte. „Die Deutschen hatten es nicht vermocht, die Beseitigung der Rechtsstaatlichkeit, der Demokratie und die Machtübernahme durch die Nazis 1933 zu verhindern. Eine Mehrheit ließ sich verführen, benutzen und lud schwere Schuld auf sich.“

Der 8. Mai 1945 wurde zu einem Tag von großer historischer Bedeutung, nicht nur für die Völker Europas und Vereinigten Staaten von Amerika. „Jeder Erwachsene, jedes Kind hat diesen Tag in einer anderen Überlebenslage wahrgenommen. Da waren Heimkehr und Erleichterung für die einen. Andere hatten alles verloren. Die Familie, Hab und Gut, die Heimat, den Glauben, den Boden unter den Füßen.“ Am 8. Mai 1945 hatte das große Sterben ein Ende, das grausame Sterben auf den Schlachtfeldern und in den Kellern der Städte. „Die historische Bewertung des 8. Mai steht im vereinigten Deutschland außer Frage. Es ist ein Tag der Befreiung“, unterstrich Barbara Ludwig.

„Die Wunden des Zweiten Weltkriegs und seiner Folgen sind heute fast alle vernarbt. Doch die Spuren der traumatischen Kriegsjahre sind geblieben. Nicht nur in Form von Mahnmalen und Gedenkstätten. Es sind die Spuren in den Städten Europas. Es sind Spuren in den Familien in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, in Familien in den Vereinigten Staaten von Amerika, in Großbritannien, in Israel, Polen und der Tschechischen Republik. Es ist an uns, dafür zu sorgen, diese blasser werdenden Spuren nicht ins Vergessen münden zu lassen“, sagte sie.

Die Stadt Chemnitz und ihre Partnerstadt Wolgograd gehen dabei gemeinsame Wege: Seit zwei Jahren pflegen deutsche und russische Jugendliche gemeinsam Kriegsgräberstätten. Die 20-jährige Studentin Vivien Stillger, die vor zwei Jahren nach Rossoschka bei Wolgograd reiste, berichtete den Besuchern der Gedenkveranstaltung in beeindruckenden Worten von ihrer persönlichen Annäherung an die Vergangenheit.

Der Preisträger des Stefan-Heym-Preises für junge Literatur, Johannes Werner – Schüler der Klasse 11 am Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium – las aus den „Erinnerungen“ Stefan Heyms. Der in Chemnitz geborene Autor musste 1933 zunächst in die Tschechoslowakei emigrieren, ging später in die Vereinigten Staaten und kämpfte in den Reihen der US-Armee gegen den Faschismus. In den „Erinnerungen“ beschrieb Heym die Eindrücke des ersten Besuchs in seiner Heimatstadt unmittelbar nach Kriegsende.

Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung las Superintendent Andreas Conzendorf aus der Bergpredigt und sprach ein Friedensgebet.

Pressestelle
Stadt Chemnitz

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