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PRESSEMITTEILUNG 405 Chemnitz, den 07.06.2010

Weitere 14 Stolpersteine werden in Chemnitz verlegt – Zeichen der Erinnerung an Opfer des NS-Regimes

Einladung für Medienvertreter zum Termin am Samstag, 12. Juni, 9:30 Uhr

Verlegung durch Gunter Demnig, Künstler und Initiator der Stolpersteine-Aktion, beginnt in Anwesenheit von Bürgermeisterin Heidemarie Lüth auf dem Kaßberg am Wohnort von Daniel Flieg (1880-1935), Gerhart-Hauptmann-Platz 13

Neu: Informationen zur Aktion in Chemnitz im Netz auf www.chemnitz.de

Das von dem Kölner Bildhauer Gunter Demnig konzipierte Projekt „Stolpersteine“ wird auf gemeinsame Initiative Stadt Chemnitz und des Stadtverbandes Chemnitz der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten auch in diesem Jahr weitergeführt: Am Samstag, 12. Juni 2010 werden 14 Steine an zehn Orten in Chemnitz verlegt und damit an einst jeweils an Ort und Stelle lebende und wohnhafte Bürger der Stadt erinnern.

Die Vertreter der Medien sind hiermit herzlich zum Termin vor Ort eingeladen.
In Anwesenheit von Bürgermeisterin Heidemarie Lüth wird Gunter Demnig am Samstag, 9:30 Uhr, vor dem Haus Gerhart-Hauptmann-Platz 13 den an diesem Tag ersten Stein verlegen, der an Daniel Flieg (1880-1935) erinnern wird, der hier am Gerhart-Hauptmann-Platz einst wohnte.

Insgesamt werden die 14 Stolpersteine an zehn Orten in Chemnitz in den Boden eingelassen - in der nachfolgend aufgeführten Reihenfolge, im Abstand von jeweils etwa 30 Minuten:

Am Gerhart-Hauptmann-Platz 13 wird ein Stolperstein für Daniel Flieg (1880-1935) verlegt. Daniel Flieg wohnte im damaligen Mietshaus (heute ein Neubau) und wurde von den Nazis gedemütigte und entrechtet und am 9. Juli 1935 in den Tod getrieben.

An der Hübschmannstraße 26 werden zwei Stolpersteine verlegt und erinnern an Hans Hartmann (1888-1941) und seine Frau Regina Hartmann (1892-1942), die im heute noch stehenden Mietshaus wohnten. Hans Hartmann wurde 1940 verhaftet, nach Sachsenhausen, Neuengamme und Dachau verschleppt und starb am 5. Februar 1941. Regina Hartmann geborene Flieg wurde am 14. Dezember 1942 deportiert und im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

An der Ahornstraße 32 wird ein Stolperstein an Ida Imgrund geborene Goldner (1884-1942) erinnern, die hier im damaligen Mietshaus lebte (das später abgerissen wurde und heute neu bebaut ist). Schwer erkrankt, wurde ihr die helfende Operation verwehrt, so dass Ida Imgrund am 17. April 1942 verstarb.

An der Weststraße 24 werden zwei Stolpersteine an die hier einst wohnhaften Ludwig Salgo (1889-1942) und seine Frau Laura Salgo geborene Friedrich (1895-1942) erinnern. Ludwig und Laura Salgo wurden beide am 13. Juli 1942 deportiert und im Ghetto Belzyce ermordet.

An der Lutherstraße 5 wird ein Stolperstein an den hier wohnhaften Hermann Eduard Gleicher (1878-1939) erinnern. Hermann Eduard Gleicher wurde am 1. September 1939 verhaftet,in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt und starb hier am 1. Juni 1940.

An der Further Straße 32 wird ein Stolperstein an den einst hier lebenden Alfred Pepperl (1907-1944) erinnern. Alfred Pepperl wurde im Zuchthaus Zwickau inhaftiert, kam 1943 in die berüchtigte Strafdivision 999 und starb im September 1944 als Soldat im Zweiten Weltkrieg in der Ägäis.

An der Louis-Hermsdorf-Straße 7 werden drei Stolpersteine an hier vormals lebende Mitglieder der Familie Schalit erinnern (das Haus einschließlich des Teils der Straße sind heute nicht mehr vorhanden, der Straßenstumpf zur Rochlitzer Straße überbaut. Die drei Stolpersteine hier erinnern an den Vater Meer Schalit (1884-1940) und an die Töchter Hanni Abraham geborene Schalit (1914-???) und Sina Maas geborene Schalit (1920-1943).
Meer Schalit wurde 1940 verhaftet und nach Sachsenhausen verschleppt, wo er am 6. März 1940 starb. Tochter Hanni ging 1939 von Chemnitz nach Breslau und wurde von hier nach Auschwitz deportiert und ermordet. Tochter Sina wurde am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

An der ehemaligen Gravelottestraße 32, heute Franz-Mehring-Straße, wird ein Stolperstein an den hier einst lebenden Herbert Berger (1894-1943) erinnern. Herbert Berger floh 1939 vor den deutschen Faschisten nach Belgien, wurde 1940 in Drancy verhaftet und nach Majdanek deportiert und am 31. Dezember 1943 ermordet.

An der Haydnstraße 36 wird ein Stolperstein an die hier einst wohnende Hildegard Benda geborene Boas (1896-1942) erinnern. Hildegard Benda floh 1939 vor den deutschen Faschisten nach Prag, wurde am 12. Februar 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 11. März 1942 in Izbica ermordet.

An der Heinrich-Heine-Straße 5 wird ein Stolperstein an die hier vormals wohnende Luise Gerschler (1914-1940) erinnern. Luise Gerschler lebte im Magdalenenstift in Chemnitz und von 1938 bis 1940 in der berüchtigten „Euthanasie“-Anstalt in Prina-Sonnenstein, wo sie am 18. Oktober 1940 ermordet wurde.

Informationen im Netz: www.stolpersteine.com und neu auf www.chemnitz.de > Die Stadt Chemnitz > Geschichte > Stolpersteine

Informationen zum Projekt: Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig konzipierte das Projekt „Stolpersteine“ 1993. Mit „Stolpersteinen“ werden Bürgerinnen und Bürger geehrt, die Opfer des nationalsozialistischen Regimes wurden. Erinnert und aufmerksam gemacht werden soll an das Schicksal der Menschen, die in der Zeit des Hitlerfaschismus ermordert, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Die „Stolpersteine“, jeweils 10 x 10 cm groß, aus Beton gegossen, versehen mit einer beschrifteten Messingtafel, werden bündig in öffentliche Gehwege eingelassen. Obwohl bündig eingelassen, heißen sie trotzdem „Stolpersteine“. Wer sie im Vorübergehen sieht, soll - so Gunter Demnig - im Geiste darüber stolpern, kurz innehalten und die Eingravierung lesen. „Hier wohnte...“ heißt es auf dem Stein, der direkt vor dem Wohnhaus eines Opfers Geschichte in unser alltägliches Leben holt. Genau dort, wo die Opfer ihre letzte selbst gewählte Adresse hatten.
Das Projekt findet ständig neue engagierte Partner, Städte und Gemeinden. Es wird unterstützt durch den Zentralrat der Juden in Deutschland. Gunter Demnig, vielfach für sein Projekt geehrt, erhielt 2005 das Bundesverdienstkreuz und den German Jewish History Award der Obermayer Foundation.

In Chemnitz ergriff im November 2005 der Stadtverband Chemnitz des Vereins der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten die Initiative zur Verlegung von Stolpersteinen in Chemnitz, unterstützt von Stadtverwaltung und Stadtrat. Die Kosten für die Herstellung und Verlegung eines Steins trägt der Initiator, gefördert durch Sponsoren. In Chemnitz unterstützt die Jüdische Gemeinde Chemnitz, die Chemnitzer Körperbehindertenschule, die VVN/BdA, das Soziokulturelle Zentrum „Querbeet“ und Justin Sonder das Projekt. Justin Sonder gehört zu den wenigen Überlebenden von Auschwitz.
Die Erstverlegung von sieben Stolpersteinen in Chemnitz fand am 6. Juli 2007 statt. Im folgenden Jahr wurden am 7. Oktober 2008 wurden weitere sechs Steine verlegt und 2009 am 7. April 2009 weitere sechs Steine.
Der Verein ist als Träger des Projektes verantwortlich für die inhaltliche Arbeit, Ansprechpartner für Vorschläge der zu ehrenden Personen und betreut die Paten, denn jeder Gedenkstein hat einen Paten. Die Stadt Chemnitz unterstützt das Projekt: Die organisatorischen Vorbereitungen und die Verlegung der Gedenksteine werden durch eine Projektgruppe der Stadtverwaltung unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig koordiniert.

Stolpersteine-Paten: Für 95 Euro kann jeder Bürger eine Patenschaft für Herstellung und Verlegung eines Stolpersteins übernehmen. Anfragen sind bitte zu richten an den Stadtverband Chemnitz des VVN/BdA, Rosenplatz 4, 09126 Chemnitz – Ansprechpartner ist Klaus Bellmann unter Ruf 0371/ 538 27 19.
Ansprechpartner zur Aktion bei der Stadt Chemnitz ist Andreas Liese, Bürgermeisteramt, Ruf 0371/488-1523, E-Mail: andreas.liese@stadt-chemnitz.de

Bundesweit erstmals wurden 1997 - nach einer Probeverlegung 1995 in Köln - in Berlin-Kreuzberg „Stolpersteine“ in den Boden eingelassen. Nach Information der Projektkoordinatorin Uta Franke (Köln) wurden von Gunter Demnig bis April 2010 über 22.000 Steine gesetzt in etwa 530 Städten und Gemeinden in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Italien, Österreich, Polen, Tschechien, der Ukraine und Ungarn. Erste Stolpersteine in Norwegen und Dänemark sind im Jahr 2010 geplant.

Pressestelle
Stadt Chemnitz

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