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PRESSEMITTEILUNG 115 Chemnitz, den 22.02.2011

Wendeherbst 1989: Erinnerungsstücke gesucht

Die Stadt Chemnitz will mit einer Denkmalstätte an die Ereignisse im Herbst 1989 erinnern. Das hatte der Stadtrat im Dezember entschieden. Für das Projekt beantragt die Stadt nun Fördermittel des Freistaates Sachsen.

Vor einem knappen Vierteljahrhundert hätte sich kaum jemand vorstellen können, welchen Lauf die Geschichte nehmen würde: Der Eiserne Vorhang war zwar löchrig geworden, aber er hielt. Noch. Chemnitz trug den Namen Karl-Marx-Stadt. Doch die Unzufriedenheit vieler mit den Umständen – wirtschaftlichen, politischen, sozialen – im Land stieg. Zugleich keimte die Bürgerbewegung – und mit ihr der Wunsch nach Veränderung.

Im Herbst 1989 folgten jene Wochen, in denen die Welt den Atem anhielt: Niemand wusste, welchen Weg die DDR gehen würde, wie die Staatsmacht auf die wöchentlich wachsenden Protesten reagieren würde. Die Regierung war auf fast alle Szenarien vorbereitet – aber nicht auf ein Volk, das sein Recht auf Freiheit und Demokratie so deutlich formulierte.

Die Friedliche Revolution vor gut zwei Jahrzehnten wurde von Bürgerinnen und Bürgern gemacht. Es war ihr Mut, ihr Da-Sein, ihr Dabei-Sein, die den Wendeherbst 1989 prägten. In Berlin, in Leipzig – und in Karl-Marx-Stadt.

Darum ist es konsequent, dass die Erinnerungen der Chemnitzerinnen und Chemnitzer – ihre Stadt hat inzwischen ihren alten Namen zurück – Teil der geplanten Erinnerungsstätte werden, die am Luxor entstehen soll.

Das Luxor war die Interimsspielstätte des Theaters, die zugleich Ausgangspunkt der Demonstration am 7. Oktober 1989 war. Die Stadt bittet die Bürgerinnen und Bürger um ihre Texte, Nachbetrachtungen, Dokumente, Fotos und Filme, um ihre Gedanken, Bilder oder künstlerischen Auseinandersetzungen. Eine Bronzetafel, die in den Boden vor dem Luxor eingelassen wird, verortet Weltgeschichte in Chemnitz. Die Erinnerungsstücke der Einwohner dieser Stadt sollen diese Geschichte greifbar und persönlich werden lassen. Wie die Exponate, Texte und Bilder präsentiert werden, hängt von genau diesen Erinnerungsstücken selbst ab. Fest steht: Sie werden rund um die Einweihung des Denkmals zu sehen sein.

Die Erinnerungen der Chemnitzerinnen und Chemnitzer sollen zugleich Ausgangspunkt für einen Austausch um das eigene Erleben der Ereignisse von 1989 sein: Wie haben Sie den Wendeherbst und insbesondere die Demonstration am 7. Oktober 1989 erlebt? Woran erinnern Sie sich? Was war Ihnen wichtig? Mit welchen Gedanken, Ängsten, Zweifeln waren Sie dabei? Und wie waren Sie vor Ort: als Teilnehmer der Demonstration, in den Reihen der Staatsmacht, als stiller Beobachter? Senden Sie Ihre Texte, Fotos, Filme oder Dokumente an Stadt Chemnitz, Pressestelle, Markt 1, 09111 Chemnitz oder per E-Mai an pressestelle@stadt-chemnitz.de.

Außerdem soll mit dem Aufruf gezielt die erste Nachwende-Generation angesprochen werden. Für sie ist die Friedliche Revolution nicht Erinnerung, sondern bereits Geschichte. Welche Fragen hat diese Generation? Was wollen diese jungen Menschen über die Wende tatsächlich wissen? Vielleicht, wie viel Angst die Teilnehmer der Demonstrationen hatten, wie viel Hoffnung oder welche Zweifel? Oder vielleicht interessiert es die Jugendlichen besonders, mit welchen Gefühlen die Mitglieder von Polizei und Kampfgruppen den Demonstranten gegenüber standen, unter denen sie Familienmitglieder wussten? Die gesammelten Fragen sind Grundlage für ein Podiumsgespräch zur Einweihung der Stele. Die Fragen gehen bitte ebenfalls an Stadt Chemnitz, Pressestelle, Markt 1, 09111 Chemnitz oder per Mail an pressestelle@stadt-chemnitz.de.

„Ich bin sehr gespannt auf die Einsendungen“, sagt Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig. „Häufig wird über Berlin und Leipzig gesprochen, aber für die Erinnerung an die Friedliche Revolution in unserer Stadt sind gerade die Erlebnisse der Chemnitzerinnen und Chemnitzer entscheidend. Und für die Jugendlichen wird Geschichte in der Heimatstadt greifbar.“

Zur inhaltlichen Gestaltung und Form der Erinnerungsstätte, für die sich der Stadtrat im vergangenen Dezember ausgesprochen hatte, wurde bei der Stadt Chemnitz eine Arbeitsgruppe unter Einbeziehung von Zeitzeugen – etwa Hartwig Albiro und Christoph Magirius –, Künstlern und Stadträten gebildet. Der Entwurf der Tafel stammt von Steffen Volmer und Thomas Ranft. Über den Förderantrag muss nun der Freistaat entscheiden.

Pressestelle
Stadt Chemnitz

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