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PRESSEMITTEILUNG 739 Chemnitz, den 11.10.2011

Weitere 15 Stolpersteine werden in Chemnitz verlegt – Zeichen der Erinnerung an Opfer des NS-Regimes

Verlegung durch Gunter Demnig, Künstler und Initiator der Stolpersteine-Aktion, beginnt am Dienstag, 18. Oktober, 16 Uhr, in Anwesenheit von Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig am Wohnort von Max Schindler (1880-1938) in der Horststraße 10a

Einladung für Medienvertreter zum Termin- Informationen zur Aktion in Chemnitz im Netz auf www.chemnitz.de

Das von dem Kölner Bildhauer Gunter Demnig konzipierte Projekt „Stolpersteine“ wird auf gemeinsame Initiative Stadt Chemnitz und des Stadtverbandes Chemnitz der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten auch in diesem Jahr weitergeführt: Am Dienstagnachmittag (18. Oktober) sowie am Mittwochvormittag (19. Oktober) werden 15 Steine an zehn Orten in Chemnitz verlegt und damit an einst jeweils an Ort und Stelle lebende und wohnhafte Bürger der Stadt erinnern.

In Anwesenheit von Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig wird Gunter Demnig am Dienstag, 18. Oktober, 16 Uhr, vor dem Haus Horststraße 10a den an diesem Tag ersten Stein verlegen – erinnern wird der Stein an Max Schindler (1880-1938), der hier einst lebte und wohnte. Die Vertreter der Medien sind hiermit herzlich eingeladen, dabei zu sein.

Insgesamt werden 15 Stolpersteine an zehn Orten in Chemnitz in den Boden eingelassen.
Teil 1 der Verlegung findet am Dienstag, 18. Oktober ab 16 Uhr statt, Teil 2 der Verlegung am Mittwoch, 19. Oktober ab 08:30 Uhr – Hinweise für Medien:
Die zeitliche Staffelung in zwei Verlegetermine in Chemnitz ergibt sich aus dem überaus dichten Terminplan von Günter Demnig, der am Dienstag zunächst in Reichenbach und Greiz an der Verlegung von Stolpersteinen teilnimmt und daran anschließend in Chemnitz erwartet wird. Die Verlegung am Dienstagnachmittag findet ab 16 bis 18:30 Uhr statt und wird wegen der herbstlichen Dunkelheit dann am Mittwochvormittag fortgeführt. Dieses Procedere wurde durch die bei der Stadt Chemnitz tätige Projektgruppe Stolpersteine mit dem Initiator der Aktion und mit den Paten der Stolpersteine abgestimmt. Bitte beachten Sie, dass Günter Demnig wie auch in anderen Städten in Chemnitz an den ersten drei Verlegestellen die Steine selbst verlegt; die weiteren Steine werden am Dienstag sowie am Mittwoch eigenständig durch den Städtischen Bauhof verlegt. Informationen zu den Paten der Stolpersteine erhalten Sie auf Anfrage.

Verlegung am Dienstag, 18. Oktober:
16:00 Uhr: In der Horststraße 10a wird ein Stolperstein an den Schauspieler Max Schindler (Jahrgang 1880) erinnern: Er wurde während des Novemberpogroms 1938 von den Nationalsozialisten verhaftet und in sogenannte „Schutzhaft“ genommen und starb am 2. Dezember 1938 im Konzentrationslager Buchenwald.

16:30 Uhr: In der Eulitzstraße 15 werden drei Stolpersteine für Angehörige der hier einst wohnenden Familie Pfifferling verlegt: Karl Pfifferling und seine Frau Elsa Pfifferling geborene Friedrich, beide Jahrgang 1890 – beide wurden im Mai 1942 deportiert und im Ghetto Belzyce bei Lublin ermordet. (Das Ghetto war in der polnischen Stadt von den Deutschen während des 2. Weltkrieges eingerichtet worden.) Sohn Edgar Pfifferling, Jahrgang 1917, wurde 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Zwei Töchter konnten 1939 aus Deutschland emigrieren.

16:50 Uhr: In der Rudolf-Bretscheid-Straße 4 wird ein Stolperstein an den Kapellmeister Erich Kohnke (Jahrgang 1900) erinnern: Er flüchtete vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten 1938 nach Holland, wurde im sogenannten Durchgangslager (KZ-Sammellager) Westerbork interniert, 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und hier am 23. September 1943 ermordet.

17:15 Uhr: Am ehemaligen Antonplatz 15 (heute: Käthe-Kollwitz-Straße/Karl-Liebknecht-Straße) wird ein Stolperstein verlegt. Dort befand sich von 1940 bis 1943 das Jüdische Altersheim. Mit dem Stein wird an den kaufmännischen Vertreter Hermann Rosenthal, Jahrgang 1879, erinnert, der im Mai 1942 in das Ghetto Belzyce verschleppt und dort ermordet wurde.

17:45 Uhr: In der Brauhausstraße 1 werden drei Stolpersteine verlegt und an hier lebende, im Mai 1942 deportierte und im Ghetto Belzyce ermordete Chemnitzer Bürger erinnern – an die drei Schwestern Elsa Hartmann, Jahrgang 1885, Grete Hartmann, Jahrgang 1883 und Nani Hartmann, Jahrgang 1879. Für ihren im Februar 1941 im Konzentrationslager Dachau ermordeten Bruder Hans Hartmann war bereits im Juni 2010 ein Stolperstein verlegt worden.

18:10 Uhr: In der Zschopauer Straße 85/Ecke Ritterstraße wird ein Stolperstein an den Geschäftsinhaber Hirsch Leib Elstein (Jahrgang 1889) erinnern: Er flüchtete vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten 1939 nach Belgien, wurde in Mechelen interniert, 1942 deportiert und am 30. September 1942 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

18:30 Uhr: In der Senefelder Straße 12 wird ein Stolpersein an den Händler Israel Miller, Jahrgang 1886, erinnern – er wurde 1936 wegen so genannter Rassenschande verhaftet und in das Zuchthaus Waldheim gebracht. Nach seiner Entlassung wurde er 1939 des Landes verwiesen und 1942 in Lublin ermordet.

Verlegung am Mittwoch, 19. Oktober:
08:30 Uhr: In der Kreherstraße 75 wird ein Stolperstein an Albert Hähnel (Jahrgang 1903) erinnern: Der antifaschistische Widerstandskämpfer wurde von den Nationalsozialisten mehrfach verhaftet, zuletzt 1944 von der Gestapo Chemnitz und am 27. März 1945 in Neukirchen erschossen.

09:00 Uhr: In der Hofer Straße 4 wird ein Stolperstein an die Lehrertochter Elisabeth Voigt (Jahrgang 1887) erinnern, die ein Opfer der nationalsozialistischen Euthanasieverbrechen wurde: Aufgrund ihrer Erkrankung wurde Elisabeth Voigt 1929 in die Heil- und Pflegeanstalt Zschadrass eingewiesen. Von dort wurde sie am 15. August 1940 in eine der NS-Tötungsanstalten, nach Pirna-Sonnenstein gebracht und hier noch am selben Tag bei der „Aktion T4“ ermordet.

09:30 Uhr: In der Fürstenstraße 12 werden zwei Stolpersteine verlegt: Ein Stein wird an Moritz Zudkowitz (Jahrgang 1891) und ein weiterer an seine Frau Masza Zudkowitz geborene Malinski (Jahrgang 1897). Die Eheleute, die die polnische Staatsangehörigkeit besaßen, wurden Ende Oktober 1938 im Rahmen eines landesweiten Aktion nach Polen ausgewiesen und 1942 im Vernichtungslager Chelmno (Kulmhof) ermordet.

Informationen im Netz: www.stolpersteine.com sowie www.chemnitz.de > Die Stadt Chemnitz > Geschichte > Stolpersteine und http://www.vvn-bda-chemnitz.de/spurensuche/stolpersteine

Informationen zum Projekt:Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig konzipierte das Projekt „Stolpersteine“ 1993. Mit „Stolpersteinen“ werden Bürgerinnen und Bürger geehrt, die Opfer des nationalsozialistischen Regimes wurden. Erinnert und aufmerksam gemacht werden soll an das Schicksal der Menschen, die in der Zeit des Hitlerfaschismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Die „Stolpersteine“, jeweils 10 x 10 cm groß, aus Beton gegossen, versehen mit einer beschrifteten Messingtafel, werden bündig in öffentliche Gehwege eingelassen. Obwohl bündig eingelassen, heißen sie trotzdem „Stolpersteine“. Wer sie im Vorübergehen sieht, soll - so Gunter Demnig - im Geiste darüber stolpern, kurz innehalten und die Eingravierung lesen. „Hier wohnte...“ heißt es auf dem Stein, der direkt vor dem Wohnhaus eines Opfers Geschichte in unser alltägliches Leben holt. Genau dort, wo die Opfer ihre letzte selbst gewählte Adresse hatten. Das Projekt findet ständig neue engagierte Partner, Städte und Gemeinden. Es wird unterstützt durch den Zentralrat der Juden in Deutschland. Gunter Demnig, vielfach für sein Projekt geehrt, erhielt 2005 das Bundesverdienstkreuz und den German Jewish History Award der Obermayer Foundation.

In Chemnitz ergriff im November 2005 der Stadtverband Chemnitz des Vereins der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten die Initiative zur Verlegung von Stolpersteinen in Chemnitz, unterstützt von Stadtverwaltung und Stadtrat. Die Kosten für die Herstellung und Verlegung eines Steins trägt der Initiator, gefördert durch Sponsoren. In Chemnitz unterstützt die Jüdische Gemeinde Chemnitz, die Chemnitzer Körperbehindertenschule, die VVN/BdA, das Soziokulturelle Zentrum „Querbeet“ und Justin Sonder das Projekt. Justin Sonder gehört zu den wenigen Überlebenden von Auschwitz.

Die Erstverlegungvon sieben Stolpersteinen in Chemnitz fand am 6. Juli 2007 statt. Im folgenden Jahr wurden am 7. Oktober 2008 sechs Steine verlegt und am 7. April 2009 ebenfalls sechs Steine. Im vergangenen Jahr wurden am 7. Juni 2010 in Chemnitz 14 Stolpersteine verlegt, und am 18. Oktober und 19. Oktober 2011 folgen mit 15 Stolpersteinen weitere Zeichen der Erinnerung für einst in Chemnitz lebende Bürger, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Der Verein ist als Träger des Projektes verantwortlich für die inhaltliche Arbeit, Ansprechpartner für Vorschläge der zu ehrenden Personen und betreut die Paten, denn jeder Gedenkstein hat einen Paten. Die Stadt Chemnitz unterstützt das Projekt: Die organisatorischen Vorbereitungen und die Verlegung der Gedenksteine werden durch eine Projektgruppe der Stadtverwaltung unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig koordiniert. Insgesamt werden mit den am 18. und 19. Oktober 2011 verlegten Steinen in Chemnitz nunmehr 48 dieser besonderen, mahnenden Zeichen der Erinnerung an die tragischen Schicksale ihrer Namensgeber erinnern.

Jeder Bürger hat die Möglichkeit, eine Patenschaft für Herstellung und Verlegung eines Stolpersteins übernehmen. Kontakt und Ansprechpartner: Anfragen sind bitte zu richten an den Stadtverband Chemnitz des VVN/BdA, Rosenplatz 4, 09126 Chemnitz – Ansprechpartner ist Enrico Hilbert unter Ruf 0371/ 538 27 19.

Ansprechpartner zur Aktion bei der Stadt Chemnitz ist Andreas Liese, Bürgermeisteramt, Ruf 0371/488-1523, mobil 0151 12479443, E-Mail: andreas.liese@stadt-chemnitz.de

Bundesweit erstmals wurden 1997 - nach einer Probeverlegung 1995 in Köln - in Berlin-Kreuzberg „Stolpersteine“ in den Boden eingelassen. Nach Information des Initiators wurden bis heute in über 500 Städten und Gemeinden in Deutschland sowie in mehreren europäischen Ländern Stolpersteine verlegt (www.stolpersteine.com ).

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Stadt Chemnitz

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