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PRESSEMITTEILUNG 814 Chemnitz, den 09.11.2011
Sorgsam mit der Geschichte umgehen
Sie betonte, wie wichtig Zeitzeugberichte aus dieser Zeit sind, da sie helfen, die Propaganda und Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten zu bewerten und der Opfer angemessen zu gedenken. „Wir, die später Geborenen, müssen sorgsam umgehen mit dem, was uns überliefert wird. Wir sind verantwortlich für das Bewerten, Einordnen und Bewahren, des Überlieferten. Das Geschehene der Pogromnacht von 1938 aus der Anonymität zu holen und namentlich zu machen ist wichtig und hilft den heute Lebenden zu ermessen, zu was Menschen fähig sein können, wenn demokratische Regeln außer Kraft gesetzt werden und Chauvinismus das friedliche Miteinander vergiftet.“
Am 73. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 und im Gedenken an die Ermordung von über sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens während der Zeit des Nazi-Regimes fand an der Stele am Stephanplatz die Gedenkveranstaltung der Stadt Chemnitz statt. Mehrere Kränze wurden zur Eröffnung der Gedenkveranstaltung niedergelegt. Der Chor der Chemnitzer Jüdischen Gemeinde sang „Eli, Eli…“. Nach der Gedenkansprache der Chemnitzer Oberbürgermeisterin sprach die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz, Dr. Ruth Röcher, Worte des Gedenkens, bevor der sächsische Landesrabbiner Dr. Salomon Almekias-Siegl das „El male rachamim“ anstimmte und zum Abschluss das traditionelle Kaddisch, das Totengebet, sprach.
1933 lebten in Chemnitz etwa 3.500 Menschen jüdischen Glaubens, nach 1945 zählte die jüdische Gemeinde nur noch rund 30 Mitglieder, 1990 noch zwölf. Nach der Wiedervereinigung gelang dem jüdischen Leben in den Jahren 1989/90 in der Stadt Chemnitz ein Neuanfang. Der Jüdischen Gemeinde Chemnitz, die im vergangenen Jahr mit Festtagen im Oktober und November ihr 125-jähriges Jubiläum feiern konnte, gehören heute über 650 Mitglieder an.
Am Stephanplatz, dem traditionellen Ort der alljährlichen Gedenkveranstaltung auf dem Chemnitzer Kaßberg, stand bis zu ihrer Zerstörung in der Pogromnacht 1938 die berühmte Chemnitzer Synagoge. Das neue Gotteshaus der Jüdischen Gemeinde Chemnitz wurde am 24. Mai 2002 auf dem Kapellenberg an der Stollberger Straße 28 eingeweiht.
Stadt Chemnitz