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PRESSEMITTEILUNG 839 Chemnitz, den 21.11.2011
„Positiv zusammen leben – Aber sicher!“
Amtsarzt Dr. Liebhard Monzer: „Der Welt-AIDS-Tag soll wie jedes Jahr auch 2011 einmal mehr darauf aufmerksam machen, dass Menschen mit HIV und AIDS unsere Solidarität brauchen. Gegen Berührungsängste, Ausgrenzung und Stigmatisierung ist noch kein Kraut gewachsen. Darunter leiden Betroffene auch heute noch. Nur wenige HIV-Infizierte trauen sich offen mit ihrer Infektion auseinander zu setzen, weil sie Angst haben, dass sich die Mitmenschen von ihnen abwenden. Jeder von uns kann etwas tun, damit wir alle, Menschen mit und ohne HIV-Infektion, positiv zusammen leben. Alle können Solidarität zeigen und gegen Diskriminierung aktiv werden. Zum Beispiel, indem man sich informiert, HIV zum Thema macht, die rote Schleife zeigt, ehrenamtlich arbeitet oder Geld spendet. Nicht nur am 1. Dezember, sondern an jedem Tag im Jahr.“
Hier der Überblick zu Angeboten und Veranstaltungen:
Die Chemnitzer Kooperationsgemeinschaft für Sexualpädagogik organisiert gemeinsam mit FSJ’lern der Heim gGmbH im Goethe-Gymnasium aus Anlass des Welt-AIDS-Tages einen Mitmach-Parcours zu Liebe, Sexualität und AIDS.
Gemeinsam mit der Chemnitzer AIDS-Hilfe wird in der Woche von Montag, 28.11. bis Freitag, 2.12. der aktualisierte Film der Chemnitzer Filmwerkstatt über den ersten Chemnitzer AIDS-Patienten „einer von acht“ Grundlage für einen regen Gedankenaustausch sein.
Traditionell zum Welt-AIDS-Tag führt die Chemnitzer AIDS-Hilfe im Zentrum der Stadt eine Spendensammlung durch. Die damit gewonnenen Mittel werden für Betroffene verwendet, die auch in unserer Stadt leben.
Bereits am Dienstag, 22.11. findet ab 18:30 Uhr in dem Räumen der AIDS-Hilfe (Karl-Liebknecht-Straße 17 b in 09111 Chemnitz) der 3. Workshop „HIV und Medizin“ statt. Interessierte haben hier die Möglichkeit, mit Experten der HIV-Behandlung ins Gespräch zu kommen – um Voranmeldung unter Ruf 0371/41 52 23 oder E-Mai: info@chemnitz.aidshilfe.de wird gebeten.
In Kooperation mit UNICEF AG Chemnitz und dem LSVD Sachsen veranstaltet die AIDS-Hilfe am Donnerstag, 1. Dezember um 20 Uhr in der Jugendkirche St. Johannis ein Benefizkonzert mit dem „SomeSing Gospel“ Chor. Auch hier geht der Erlös zu Gunsten der Selbsthilfearbeit der AIDS-Hilfe Chemnitz.
Amtsarzt Dr. Liebhard Monzer: „Die beste gesundheitsfördernde Option ist, eine HIV-Infektion zu verhindern. Dazu gehört Wissen, Wollen, Können und Handeln – und die Beherzigung einer altbekannten Weisheit: ‚Kondome schützen – mach’s mit’. Zum Thema HIV ist selbstverständlich auch das Gesundheitsamt der Stadt Ansprechpartner und bietet sachkundige Auskunft zu allen Fragen, die mit sexuell übertragbaren Krankheiten zusammenhängen unter Ruf 0371/488-5361.“
Auch die AIDS-Hilfe Chemnitz 0371/ 415223 ist Ansprechpartner zur Beantwortung von Fragen. Darüber hinaus kann sich jeder Bürger in der Beratungsstelle für sexuell übertragbare Krankheiten und AIDS im Gesundheitsamt im Haus Am Rathaus 8 anonym beraten und auf HIV testen lassen. Da auch andere sexuell übertragbare Krankheiten auf dem Vormarsch sind, hat die Beratungsstelle ihr Angebot erweitert und bietet auch dazu Beratungen und im Einzelfall Untersuchungen an. Alle Leistungsangebote sind kostenlos. Eventuell auftretende Krankheiten werden selbstverständlich vertraulich behandelt. Es empfiehlt sich, unter Ruf 0371/488-5361 einen Termin vorab zu vereinbaren.
Informationen zum Hintergrund:
Die Rote Schleife (englisch Red Ribbon) ist das weltweite Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken.
Der Red Ribbon wurde anfangs vor allem in der Künstlerszene der USA und unter Homosexuellen verbreitet. Erst in den 1990er Jahren setzte es sich weltweit durch, als berühmte Filmstars wie Elizabeth Taylor oder Prominente wie Lady Diana dieses Symbol öffentlich trugen. Die Farbe Rot – in der Werbung ist sie eine Signalfarbe, sie steht aber auch für die Liebe und Rot warnt vor Gefahren – auch vor AIDS und den damit immer noch verbundenen schweren Schicksalsfolgen, vor Ausgrenzung und Stigmatisierung. Bei der Oscarverleihung 1992 trugen Alan Menken und Bill Lauch als eine der ersten in einer breiten Öffentlichkeit die Rote Schleife am Anzug. Hintergrund war, dass Howard Ashman, der 1991 an AIDS verstorben war, postum mit dem Oscar für den besten Song ausgezeichnet wurde.
Bis in die neunziger Jahre war die HIV-Infektion tödlich. Aus medizinischer Sicht hat sich dank der Fortschritte in der medikamentösen Behandlung die Situation heute gewandelt. Aus einer Todesbedrohung wurde eine chronische aber behandelbare Krankheit. Damit einher können viele Menschen mit HIV eine „normale“ Lebenszeit und Lebensqualität erwarten.
Auch die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland hat sich mittlerweile bei ca. 3000 pro Jahr stabilisiert. Deutschland liegt damit im europäischen Vergleich sehr niedrig. Immer wieder auf die Möglichkeiten von „safer sex“ hinzuweisen, weil Vergessen ansteckend sein kann, ist das Ziel aller Akteure, die in der Prävention aktiv sind. Denn es kann jeden treffen, auch wenn nicht jeder gleich stark gefährdet ist. Immer noch stecken sich jeden Tag in der Welt 5.800 Menschen mit HIV an. An den Folgen sterben, trotz aller Fortschritte, immer noch täglich 5.700 vorzeitig an AIDS.
Nach wie vor ist die Neuinfektionen in Osteuropa Besorgnis erregend. Die Ukraine und Russland sind am stärksten betroffen. Nach Schätzungen sind in der Ukraine bis zu 1,3 Prozent der Bevölkerung HIV-positiv. Dabei sind Frauen im gebärfähigen Alter überdurchschnittlich häufig betroffen.
In Afrika, dem Kontinent mit den meisten HIV-Infizierten, gibt es erste Erfolge im Kampf gegen AIDS. Neben den Präventionskampagnen ist es vor allem der Zugang zu Medikamenten, der das Überleben der Betroffenen sichert.
Die AIDS-Epidemie ist noch lange nicht vorbei. Trotz der stabilen Zahlen von HIV-Neudiagnosen nimmt dank dem medizinischen Forschritt und der damit verbundenen längeren Lebenserwartung in Deutschland die Zahl der Menschen, die mit HIV leben, zu. In den 1990er Jahren waren es 45.000, zurzeit sind es 70.000 Menschen. 68 Prozent sind Männer, die Sex mit Männern haben. Der Anteil der HIV-Infektionen mit ungeschützten heterosexuellen Kontakten als Risiko und Neuinfektionen lag bei 17 Prozent. 11 Prozent der in der BRD lebenden HIV-Positiven haben ihre Infektion aus ihren Herkunftsländern in Afrika oder Asien mitgebracht.
Etwa 1.200 Menschen leben im Freistaat Sachsen mit der Diagnose. Sachsen hatte im Jahr 2009 95 Neuinfektionen und 2010 117 Neuinfektionen an HIV.
Die Angaben von Ärzten mit Schwerpunkt HIV-Behandlung sind Schätzzahlen von Patienten, die sich in den Zentren vorstellen: Demnach werden in sächsischen Behandlungszentren ca. 1.200 Menschen betreut, die mit HIV leben. Mit einer antiviralen Medikamententherapie werden dabei ca. 480 Menschen behandelt. Es kann eingeschätzt werden, dass ca. 20 Prozent aller Betroffenen aus Chemnitz kommen.
Stadt Chemnitz