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PRESSEMITTEILUNG 022 Chemnitz, den 16.01.2012
Chemnitzer Friedenstag am 5. März: Gemeinsamer Aufruf unter dem Motto “Es ist unsere Stadt – Nazis haben hier keinen Platz” vorgestellt
Ein breites Bündnis aus den demokratischen Fraktionen des Stadtrates, der Oberbürgermeisterin, Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Gewerkschaft, Kultur, Sport, Wissenschaft, Kirchen, der Jüdischen Gemeinde, Initiativen, Vereinen und Akteuren der Zivilgesellschaft hat sich zusammengefunden, um auch in diesem Jahr am 5. März ein Zeichen des bewussten Erinnerns und des bewussten Engagements zu setzen.
Die Beteiligten haben heute im Chemnitzer Rathaus den gemeinsamen Aufruf unter dem Motto „Es ist unsere Stadt – Nazis haben hier keinen Platz“ und die für den Tag geplanten Veranstaltungen vorgestellt.
Gemeinsamer Aufruf zum 05.03.2012 "Es ist unsere Stadt – Nazis haben hier keinen Platz"
„Die Erkenntnisse der vergangenen Monate haben deutlich gezeigt, dass rechtsextremes Gedankengut keineswegs aus den Köpfen verschwunden ist“, so Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig. „Diejenigen, die versuchen, Gedenktage wie den 5. März für ihre Zwecke zu missbrauchen, verbreiten die gleiche Ideologie, die nach 1933 für Millionen Menschen Leid und Tod bedeutete. Es ist unsere Verantwortung, den Ewiggestrigen und Unbelehrbaren die Wahrheit entgegen zu setzen. Der Respekt vor den Opfern alter und neuer Nazis gebietet uns, das Erinnern wach zu halten, und mit dem Bekenntnis zu Frieden und Demokratie zugleich zu zeigen: In unserer Stadt wollen wir Nazis keinen Platz geben. Ich bin froh, dass sich schon jetzt so viele hinter diesem gemeinsamen Ziel versammelt haben und hoffe, dass sich viele Chemnitzerinnen und Chemnitzer anschließen werden.“
PROGRAMM (AUSZUG)
Die zentrale Veranstaltung findet am 5. März, 18 Uhr auf dem Chemnitzer Neumarkt statt.
Rund um das hier platzierte Friedenskreuz finden bereits den ganzen Tag über Veranstaltungen statt. Am Nachmittag ab 16 Uhr werden hier beispielsweise Chemnitzer Kitas und Schulen auf Bauzäunen einen farbigen Akzent setzen und sprichwörtlich Flagge zeigen.
Ab 17 Uhr ist vorgesehen, von sechs Chemnitzer Kirchen aus Friedenswege am Friedenstag zu gehen. Diese Friedenswege beginnen jeweils mit einer kurzen Besinnung und münden am Friedenskreuz auf dem Chemnitzer Neumarkt in die zentrale Veranstaltung zum Friedenstag ein. Startpunkte sind in bzw. an folgenden Gotteshäusern: Schloßkirche (Schloßberg), Friedenskirche (Kaßbergstraße), Kreuzkirche (Henriettenstraße), Propsteikirche St. Johannes Nepomuk (Hohe Straße), St. Petrikirche (Theaterplatz), St. Markuskirche (Körnerplatz).
Ab 20 Uhr wird ein Friedensgottesdienst in der Stadt- und Marktkirche St. Jakobi gefeiert. Nach dessen Ende läuten 21 Uhr die Glocken Chemnitzer Kirchen zum Gedenken und zum Gebet.
STATEMENTS
Gunnar Bertram, IHK-Vizepräsident und Präsident der Regionalversammlung Chemnitz
Deutsche Produkte sind weltweit gefragt, der deutsche Außenhandel ist seit vielen Jahren eine Erfolgsgeschichte. Mit Stolz tragen wir den Beinamen „Exportweltmeister“ und pro Kopf gerechnet, wird das auch so bleiben! Wir Südwestsachsen sind ein wichtiger Teil dieser Erfolge. Wenn wir aber wirklich alle so weltoffen wären – nicht nur die Unternehmer und ihre Belegschaften, für die Außenhandel ein tägliches Geschäft ist – und diese Erkenntnis auch in der gesamten Bevölkerung – bei jedem Einzelnen! – angekommen wäre, gäbe es keinen Nährboden für braune Gesinnungen oder ausländerfeindliche Stimmungen. Wir rufen deshalb im Interesse der weiteren erfolgreichen Entwicklung unseres Wirtschaftsstandortes alle Bürgerinnen und Bürger der Region auf, sich bei jeder Gelegenheit, möglichst rund um die Uhr, jeder an seinem Platz für Weltoffenheit, Demokratie und Toleranz einzusetzen. Einzelaktivitäten, die nur Showeffekte beinhalten, nutzen hierbei wenig. Nur wenn wir alle kontinuierlich an diesen Themen arbeiten, wird das Erfolg bringen!
Janette Berndt, Geschäftsführerin Stadtsportbund
Mit über 32.000 Mitgliedern und damit eine der größten Bürgerorganisationen sowie als Vertreter des organisierten Sports der Stadt Chemnitz sehen wir uns täglich mit hohen Erwartungen hinsichtlich der Vermittlung von Werten wie Respekt, Toleranz und Solidarität konfrontiert. Wir stellen uns diesem Anspruch und sehen in unseren Mitgliedsvereinen das Potential demokratisches Handeln zu fordern und zu fördern. Dabei kommt es auf die personelle Unterstützung aller Mitglieder, Präsidenten, Vereinsverantwortlichen an.
Wir werden am 05. März und darüber hinaus mit dem Sport, seinen Sportlerinnen und Sportlern Stärke beweisen und gegen menschenverachtende und demokratiefeindliche Ideologien Position beziehen. Wir fordern alle Sportlerinnen, Sportler, Vereinsverantwortlichen, Präsidentinnen und Präsidenten auf sich den Sternmärschen anzuschließen und gemeinsam für Demokratie und Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit und Neonazismus Gesicht zu zeigen.
Superintendent Andreas Conzendorf
Der 5. März ist in Chemnitz einerseits ein Tag der Erinnerung an das verheerende Bombardement im Jahr 1945. Andererseits steht er als Chemnitzer Friedenstag für das gegenwärtige Einstehen für Frieden und Verständigung zwischen Völkern, Staaten und einzelnen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Prägung. Christen lassen sich von der göttlichen Menschenliebe leiten, die in Jesus Christus zum Ausdruck kommt. Die weihnachtliche Friedensbotschaft beinhaltet für sie die Anregung zum praktischen Friedens-Engagement.
Fritz Frömming, Die Theater Chemnitz
Wir wollen gemeinsam mit Chemnitzer Bürgern und Institutionen ein Zeichen für Demokratie und Toleranz setzen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, das wir uns als größte Kulturinstitution der Stadt beteiligen.
André Horváth, SPD-Fraktion
Das wichtigste Anliegen am 5. März 2012 ist für uns, dass viele Chemnitzerinnen und Chemnitzer aus der Mitte der Gesellschaft Position beziehen und zeigen, dass Chemnitz eine weltoffene Stadt ist. Die demokratischen Werte gegen alte und neue Nazis, gegen die ewig Unbelehrbaren zu verteidigen, ist unsere Verantwortung.
Matthias Jobke, Chemnitzer Bündnis für Frieden und Toleranz – Kein Platz für Nazis
Wir, Chemnitz Nazifrei, wollen den Nazis in Chemnitz keinen Platz lassen. Deshalb rufen wir als breites zivilgesellschaftliches Bündnis alle Menschen auf, sich den Nazis am 5. März friedlich und entschlossen entgegenzustellen. Wir stehen für Frieden und Toleranz.
Christian Kempe, CDU-Ratsfraktion
Wir gedenken am 5. März der Opfer des Bombardements 1945 in unserer Stadt – aber wir dürfen dabei nie aus den Augen verlieren, warum das geschehen ist. Der Krieg kehrte ins Land der Täter zurück. Wir müssen deshalb alles dafür tun, dass sich so etwas nie wiederholt. Dass diese menschenverachtende Ideologie ausgerechnet in Deutschland wieder Anhänger unter jungen Menschen findet, ist besonders tragisch.
Wolfgang Meyer, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Chemnitzer Stadtrat
Das Stadtbild der Stadt Chemnitz wurde durch den Krieg und die Bombennacht am 5. März 1945 zerstört. Unzählige Chemnitzerinnen und Chemnitzer verloren ihr Leben, die, die den Zerstörungen entfliehen konnten verloren zum großen Teil Hab und Gut. Es ist jedes Jahr aufs Neue unerträglich, dass die ideologischen Enkel derjenigen, die Krieg, Zerstörung und Vertreibung über Europa brachten, diesen Tag alles versuchen die Geschichte umzudeuten. Wir hoffen, dass durch ein Bündnis demokratischer Parteien, Vereine und Institutionen gegen Ewiggestrige das heutige Stadtbild in der Wahrnehmung innen und außen das einer offenen und toleranten ist und bleibt.
Dietmar Mothes, Präsident der Handwerkskammer
Wir als Vertreter des Handwerks der Region Chemnitz stehen hinter der gemeinsamen Erklärung und unterstützen die Oberbürgermeisterin in dem Ziel, dass alle Beteiligten gemeinsam ein deutliches Zeichen für Demokratie und Toleranz setzen. Es ist uns wichtig, dass sich die Unterzeichner der Resolution als eine geschlossene Einheit präsentieren und nicht in den Wettstreit um die größte Beachtung treten.
Dr. Thomas Schuler, AG Chemnitzer Friedenstag
Wenn wir gedenken, dürfen und werden wir uns nicht in der Vergangenheit verlieren. Es gilt Kraft aus dem Erinnern zu schöpfen, sich den brennenden Fragen der Gegenwart zuzuwenden, und gewonnene Erkenntnisse in Aktivitäten zu bündeln, welche den Morast des braunen Gedankengutes entschieden zurückweisen. Auch den kleinsten Schritt auf diesem Weg wollen wir wahrnehmen und achten. „Vergangenheit erinnern – Gegenwart gestalten“ war immer das Motto des Chemnitzer Friedenstages. Aus aktuellem Anlass wird die Gestaltung der Gegenwart zwingender notwendig. Die Chemnitzer Bürgerschaft kann und soll sich in vielen Haltungen an diesem 5. März gewaltfrei, friedlich, aber entschieden den Neonazis entgegen stellen.
Hans-Joachim Siegel, Vorsitzender der Fraktion Die Linke
Es ist wichtig, dass sehr viele Bürgerinnen und Bürger an diesem Tag zeigen, dass wir den Nazis keinen Meter Platz geben. Für diesen friedlichen Protest brauchen wir ein breites Bündnis – deshalb ist jeder aufgerufen, da zu sein.
Petra Zais, Fraktion Bündnis ’90/ Die Grünen
Ich hoffe sehr, dass so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich am 5. März zeigen, dass sie eine klare Haltung haben gegenüber denen, die diesen Tag immer wieder für ihre Form der Geschichtsverfälschung instrumentalisieren wollen. Wir wollen mit unserem friedlichen, bunten Protest ein deutliches Zeichen gegen die menschenverachtende Ideologie der Nazis setzen.
Sabine Zimmermann, Vorsitzende DGB Südwestsachsen
Jahrelang haben die Bundesregierung und die sächsische Landesregierung, aber auch andere politisch Verantwortliche, die Gefahr von Rechts bagatellisiert und verharmlost. Dabei sind seit 1990 in Deutschland über 180 Menschen durch rechte Gewalt zu Tode gekommen. Die Entdeckung der rechtsextremen Terrorzelle in Zwickau müsste jetzt auch dem Letzten die Dramatik der Situation vor Augen führen. Der Kampf gegen Rechts muss nun auf allen Ebenen intensiviert werden.
Als Gewerkschaften warnen wir seit vielen Jahren davor, dass sich die Nazis in der Region immer stärker etablieren. Die NPD und die so genannten Freien Kräfte, auch bekannt unter Nationale Sozialisten oder Autonome Nationalisten, haben in den letzten Jahren ihre Aktivitäten enorm verstärkt.
Dazu gehört auch, dass die Nazis alljährlich versuchen, in immer mehr Städten Deutschlands die Geschichte für ihre Zwecke umzudeuten, so leider auch regelmäßig in Chemnitz am 5. März. Auch im Jahr 2012 dürfen die Chemnitzerinnen und Chemnitzer und Demokratinnen und Demokraten von nah und fern den Rechtsextremen keinen Raum für ihre braune Propaganda lassen.
Besorgniserregend ist, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Protestveranstaltungen gegen Naziaufmärsche zunehmend kriminalisiert und ihnen Straftaten vorgeworfen werden, wenn sie eigentlich nur ihr Recht auf Versammlung wahr nehmen möchten. Im öffentlichen Fokus steht dabei besonders Dresden und die Proteste zu den Naziaufmärschen am 13. Februar anlässlich der Bombardierung der Stadt, aber auch in Chemnitz war dies im vergangenen Jahr der Fall. Ich hoffe, dass sich davon niemand einschüchtern lässt und viele Bürgerinnen und Bürger an den Protestaktivitäten am 5. März teilnehmen.
Stadt Chemnitz