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PRESSEMITTEILUNG 037 Chemnitz, den 25.01.2012
Zweite Bürgerplattform stellt Weichen für Entwicklung des Brühls
Das von der Stadt Chemnitz beauftragte Büro Albert Speer & Partner präsentierte vor rund 200 Besuchern mit seinem fortgeschriebenen Konzept die städtebaulichen Zielvorstellungen einer zukünftigen Gestaltung des Brühl-Quartiers. Dabei haben die Frankfurter Planer den in der ersten Bürgerplattform vom 6. Oktober 2011 bereits vorgestellten Entwurf in Werkstätten weiterentwickelt. Der nun vorliegende Masterplan soll als Grundlage für die weiteren Entwicklungen am Brühl dienen.
Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig stellte mit Dr. Urs Luczak, Projektkoordinator im Bürgermeisteramt, den Brühlmanager vor. Mit der Bündelung der Ressourcen, mit einem Brühlmanagement, das die zahlreichen Partner und Ansätze, die potenziellen Investoren, die Eigentümer, Anwohner, Gewerbetreibenden und Interessierten am Brühl einbindet, sollen so die vorgestellten städtebaulichen Zielvorstellungen schrittweise mit Leben gefüllt werden.
Städtebauliche Zielvorstellungen
Der städtebauliche Entwurfsansatz besteht aus zwei zentralen Komponenten - einer Strategie zur Aktivierung der einzelnen Karrees am Brühl sowie der Umgestaltung des verbindenden zentralen Brühl-Boulevards als zentrale Achse und Quartierszentrum. Dabei soll die Grundstruktur des Quartiers erhalten bleiben – primär durch Sanierungen gekoppelt mit vereinzelten gezielten Neubau zur Ergänzung. Die acht Karrees am Brühl wurden nach ihren bestehenden charakteristischen Eigenschaften und ihren Entwicklungspotenzialen in verschiedene Typen zusammengefasst:
Kleinblöcke – Karrees 1 und 3.
Diese sind für eine kompakte, geschlossene Blockentwicklung geeignet, beispielsweise mit einem hohen Anteil an Studentenwohnen. Dabei sind die Höfe als Kommunikationsorte und gemeinsame Mitte zu verstehen. Die geschlossene Blockrandbebauung ist durch einen hohen Anteil an historischer Bausubstanz mit Denkmalwert gekennzeichnet. Diesen gilt es durch Sanierungen und Modernisierungen zu festigen. Grundrissänderungen können zudem neue Wohnraumangebote generieren.
Aus 1 mach 2 – Karree 5.
Der Großblock ist mit 170 m Länge in seiner Grundstücksstruktur durch zahlreiche private Eigentümer bestimmt. Als städtebaulich übergeordnetes Entwicklungsziel steht die Sicherung der Durchwegung zwischen der Karl-Liebknecht-Straße und der Rosa-Luxemburg-Grundschule in Verlängerung der Heinrich-Zille-Straße im Vordergrund. In Verbindung mit dieser Durchwegung ergibt sich die Option, neue südorientierte Wohnungen entlang dieser Verbindung zu schaffen.
Quartiersmitte – Bereich Rosa-Luxemburg-Schule
Der Bereich um die Karl-Liebknecht- und Rosa-Luxemburg-Schule soll als Begegnungsraum und Quartiersmitte erweitert werden. Dabei bleibt die Funktion der Grundschule erhalten, während die Karl-Liebknecht-Schule für kulturelle Nutzungen umgenutzt werden könnte. Das unmittelbare Umfeld sollte als öffentlicher Treffpunkt für Anwohner geöffnet und umgestaltet werden, mit Raum für Veranstaltungen, Gastronomie, Spiele und Märkte.
Neue Seiten – Karree 8.
Das Karree ist an der Mühlenstraße und am Brühl durch zwei Straßenfronten von minderwertiger Bausubstanz gekennzeichnet. Die Entwicklung des Blocks kann einen entscheidenden Beitrag leisten – eine Modernisierung der Bausubstanz oder sogar der Rückbau mit anschließendem Neubau kann gerade am Brühl eine Belebung in dem heute durch kompletten Leerstand geprägten Raum erzielen. Das Wohnen mit Adressen am Brühl könnte ein Modell für den nördlichen Brühl-Boulevard, auch bezogen auf die gegenüberliegende Straßenfront von Karrée 13 sein.
Neue offene Höfe – Karrees 2 und 4.
Die heute durch Punkthochhäuser bestimmten Karrees sollten langfristig als komplettierte Blockrandstruktur ausgebildet werden. Planerisches Ziel ist die Wiederherstellung einer klaren baulichen und visuellen Stadtkante, die die historische Rasterstruktur wieder aufnimmt und logisch in den Stadtkontext einbindet. Die Ausformung des Blockrandes soll dabei Möglichkeiten der Durchwegung bieten, die die Binnenräume als Gemeinschaftsflächen mit dem Brühl vernetzen.
Brühlboulevard
Die Strategie zur Umgestaltung des Brühl-Boulevards selbst umfasst weniger die komplette Neugestaltung, sondern vielmehr einen behutsamen und schrittweisen Umbau, der maßvoll auf die künftigen Nutzungsansprüche abgestimmt ist. Bestehende Qualitäten des Brühls werden konzentriert, neue Nutzungsbereiche etabliert.
Der Boulevard soll dabei in zwei Bereiche unterteilt werden: einem nördlichen Wohnboulevard und einem südlichen Kiezboulevard, mit dazwischen geschalteter Quartiersmitte im Bereich der Rosa-Luxemburg-Schule. Dabei soll der Wohnboulevard in private Vorgartenbereiche und einen gemeinsamen öffentlichen Bereich im Sinne eines Umbaus zur grünen Anliegerstraße unterteilt werden. Der Kiezboulevard sollte dagegen den Charakter als urbaner belebter Raum mit Geschäften, Cafés und Kunst erhalten, mit Möglichkeiten zur Erweiterung der Laden- und Bewirtungsflächen in den öffentlichen Raum.
Die komplette städtebauliche Studie ist auf der Homepage der Stadt Chemnitz einzusehen.
Brühlmanagement
„Mit den nun konkretisierten städtebaulichen Zielvorstellungen ist eine bedeutende Grundlage, ein Masterplan zur weiteren Entwicklung des Brühls gesetzt – das ist jedoch nicht alles. Letztlich entscheidend ist die Ebnung des Weges dorthin. Gelingt es uns, nun die vorhandenen Potenziale am Brühl zu bündeln, gemeinsam mit allen Partnern die Planungen zu untersetzen, so könnte der Durchbruch für eine zukunftsfähige Entwicklung eines urbanen innerstädtischen Quartiers gelingen“, so Dr. Urs Luczak, der neue Manager der Brühlentwicklung. Die Vorzeichen hierzu stünden gut. Schließlich bietet sich auch die Gelegenheit, am Brühl Fördermittel für konkrete Vorhaben zu bündeln.
Um die vorgestellten städtebaulichen Zielvorstellungen mit Leben zu füllen, soll nun ein starkes Gewicht auf die Bündelung und Koordinierung der verschiedenen Aktivitäten und Beteiligten gelegt werden. Der Brühlmanager wird als zentraler Ansprechpartner für alle Belange fungieren. Eine Internetplattform zum Brühl wird im Laufe des Februars 2012 eingerichtet, mit zentralen Informationen, Ansprechpartnern, Plangrundlagen und als Plattform zur Diskussion. Eine übergeordnete Lenkungsgruppe sowie offene Gesprächsrunden sollen schließlich in den nächsten Monaten die verschiedenen Initiativen und Ansätze am Brühl zusammenführen.
Dabei sollen insbesondere das Förderprogramm SOP - Aktive Stadt- und Ortsteilzentren, bei dem derzeit die Beantragung läuft, als auch das Forschungsprojekt KiQ - Kooperation im Quartier unter Federführung von Haus und Grund in den Ansatz zentral mit eingebunden werden. Damit besteht eine große Chance der Bündelung von Kräften und Ressourcen direkt am Brühl als Modellvorhaben.
Schließlich wird noch Mitte dieses Jahres ein gemeinsames Vermarktungskonzept für den Brühl entwickelt werden – auf Basis von Abstimmungen mit potenziellen Investoren, den Eigentümern, der GGG und Haus und Grund. Mit zielgruppenorientierten, konkreten Angeboten für einzelne Blöcke und Gebäude können Möglichkeiten der Aneignung, sowohl für größere Investoren als auch einzelne Interessierte und Projektträger, geschaffen werden.
Denn eines ist deutlich: Ideen für den Brühl gibt es zahlreiche. In diesem Sinne sind nun alle Interessierten eingeladen, sich an den Planungen zu beteiligen - ihre Interessen und Bausteine zur zukünftigen Entwicklung beizutragen. Der Brühlmanager Dr. Luczak steht hierbei als Ansprechpartner zur Verfügung – für Bürgerinnen und Bürger, Anwohner und Gewerbetreibende, Eigentümer und potenzielle Investoren.
Auch wenn der Prozess der baulichen Umgestaltung des Brühls sich erst schrittweise in den nächsten Jahren entwickeln wird, so sind bereits jetzt erste Zeichen des Aufbruchs erkennbar: bspw. mit der derzeitigen Neueröffnung des Hauses der Kreativität Chemida in der Georgstraße 7a, getragen durch die Arbeiterwohlfahrt und Stadt Chemnitz, als Bildungsstätte und Werkstatt für Kindergärten und Schulen sowie mit den derzeit laufenden Planungen zur Einrichtung eines Musik- und Kreativzentrums in der Karl-Liebknecht-Schule. Hier ist das Genehmigungsverfahren fast abgeschlossen. Parallel saniert die GGG Teile ihres Gebäudebestandes am Brühl. Der Dienstleister eins energie hat bereits ein Konzept für die Energieversorgung des Viertels und der neu entstehenden Einrichtungen wie der TU-Zentralbibliothek, als Mix aus Fernwärme und Solarthermie, vorgestellt.
„Wir haben mit dem vorgelegten Plan und der Bündelung durch Herrn Dr. Luczak die realistische Chance, dass in den nächsten fünf Jahren die Veränderungen am Brühl schrittweise sichtbar werden. Wenn alles gut funktioniert, wächst ein reizvolles innerstädtisches Quartier, dessen Entwicklung die Chemnitzer selbst mitbestimmen können“, so Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig.
Kontakt
Dr. Urs Luczak
Brühlmanager
Stadt Chemnitz, Bürgermeisteramt
Markt 1, 09111 Chemnitz
Telefon: 0371- 488 1555
Email: bruehl@stadt-chemnitz.de
Stadt Chemnitz