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PRESSEMITTEILUNG 165 Chemnitz, den 10.04.2013
Internationaler Stefan-Heym-Preis 2013 der Stadt Chemnitz an Christoph Hein verliehen
Christoph Hein nach der Preisverleihung
Foto: Kristin Schmidt
Der Internationale Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz ist am heutigen Mittwoch, 10. April, an Christoph Hein verliehen worden. Der Preisträger nahm den mit 40. 000 Euro dotierten Preis vor etwa 350 Gästen im Schauspielhaus Chemnitz persönlich entgegen. Neben Inge Heym nahm unter anderem auch der vormalige Träger des Stefan-Heym-Preises, Bora Ćosić, an der Verleihung teil, ebenso die Chemnitzer Ehrenbürger Christoph Magirius und Siegmund Rotstein sowie der Rektor der Technischen Universität Chemnitz, Prof. Arnold van Zyl.
Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig: „Mit dem Internationalen Stefan-Heym-Preis ehren wir Leben und Schaffen eines großen Sohnes unserer Stadt. Er hat das vorgelebt, was dieser Preis würdigt: sich mit der Macht des freien Wortes gegen Unrecht einsetzen. Dafür steht auch der diesjährige Preisträger Christoph Hein. Dessen Werk diskutiert auf literarisch herausragendem Niveau die Möglichkeiten und Grenzen des Einzelnen, sich mit gesellschaftlichen Missständen auseinanderzusetzen. In der DDR und später im wieder vereinigten Deutschland hat er sich für das freie und meinungsstarke Wort engagiert. Heym und Hein erinnern uns daran, den Gebrauch unserer so selbstverständlichen Grund- und Freiheitsrechte nicht zu verlernen.“
Eine sehr persönliche Laudatio auf den Preisträger hielt der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Ingo Schulze: „Christoph Hein ist ein Autor, den ich als Leser fast von Beginn an erlebt habe. Wenn ich nicht die erste Auflage hatte, dann die zweite oder dritte, aber ich denke, ich habe wohl jedes seiner Bücher gelesen. Auf jeden Fall muss darüber gesprochen werden, dass Heym und Hein zu jenen gehören, die in verschiedenen Systemen den Mund aufmachten, die sich nicht als Sieger eingerichtet haben, obwohl sie auf genug Meriten verweisen könnten“, würdigte er den Freund und Kollegen Christoph Hein.
Der Preisträger Christoph Hein, der sich nach der Verleihung des Preises auch ins Goldene Buch der Stadt Chemnitz eintrug: „Ich war sehr berührt, als ich erfahren habe, dass ich den Stefan-Heym-Preis bekommen soll. Zunächst wegen des Autors Stefan Heym, den ich für sein Werk sehr bewundere. Seine Romane zum Beispiel sind von einer hohen Intellektualität und haben trotzdem immer einen unterhaltenden Punkt. Als zweites wegen seiner Haltung in der DDR, wo er mit großem Rückgrat und großem Vergnügen, manchmal mit List und Tücke mit den Verhältnissen umging. Es war das große Selbstbewusstsein, das ihm eigen und gerade in der DDR eine Tugend war. Und als drittes, weil ich ihn und seine Frau persönlich kennen lernen durfte und mich daran erinnere, wie wunderbar er vom Leben in den verschiedenen Staaten sprach, in denen er gelebt hatte.“
„Stefan hätte sich sehr gefreut, dass Christoph Hein den Preis bekommt“, sagte Stefan Heyms Witwe, Inge Heym. „Christoph Hein hat, ohne sich in den Vordergrund zu spielen, seine Meinung gesagt, als das noch Mut brauchte.“
Christoph Hein, geboren am 8. April 1944, zählt zu den profiliertesten Autoren der Gegenwart. Sein literarisches Werk umfasst Romane, Essays, Erzählungen, Theaterstücke, Lyrik und Kinderbücher. International bekannt wurde er 1982 durch die Novelle „Der fremde Freund“ (1983 in der Bundesrepublik unter dem Titel „Drachenblut“ erschienen). Zu seinen berühmtesten Romanen gehören „Der Tangospieler“ (1988) oder „Willenbrock“ (2000), der von Andreas Dresen verfilmt wurde. Sein jüngstes Werk ist „Weiskerns Nachlass“ (2011). 1998 wurde Christoph Hein zum ersten Präsidenten des wiedervereinigten P.E.N.-Zentrums gewählt. Außerdem fungierte er bis 2006 als Mitherausgeber des „Freitag“.
Geboren wurde Christoph Hein im schlesischen Heizendorf, aufgewachsen ist er in Bad Düben. 1960 siedelte er, um als Pfarrerssohn Abitur machen zu können, nach West-Berlin über. Vor seinem Studium der Logik und Philosophie in Leipzig und Berlin (1967 bis 1970) verdiente Hein seinen Lebensunterhalt als Montagearbeiter, Buchhändler und Regieassistent bei Benno Besson am Deutschen Theater und der Volksbühne. Nach dem Studium kehrte er als Dramaturg an die Volksbühne zurück, wo er ab 1973 neben Heiner Müller als Hausregisseur engagiert war. Seit 1979 ist Christoph Hein freischaffender Schriftsteller. Auch als Mitglied des P.E.N.-Zentrums der DDR mischte er sich kritisch in Debatten ein, protestierte beispielsweise auf dem X. Schriftstellerkongress 1987 gegen die Zensur oder zwei Jahre später gegen die Verhaftung Václav Havels. Am 4. November 1989 zählte Christoph Hein zu den Rednern der Demonstration der Kulturschaffenden auf dem Berliner Alexanderplatz.
Christoph Hein ist vielfach preisgekrönt, zuletzt mit dem Uwe-Johnson-Preis (2012), dem Eichendorff-Literaturpreis (2010) oder dem Walter-Hasenclever-Literaturpreis (2008). Außerdem ist er Träger des Bundesverdienstkreuzes (1994). Mit der Vergabe des Stefan-Heym-Preises der Stadt Chemnitz wird an den am 10. April 1913 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Chemnitz geborenen Namensgeber des Preises und Ehrenbürger der Stadt, Stefan Heym, erinnert.
Der Internationale Stefan-Heym-Preis wird alle drei Jahre an herausragende Autoren und Publizisten vergeben, die sich wie Stefan Heym in ihrem Wirken als Persönlichkeiten erwiesen haben, die sich in gesellschaftliche wie politische Debatten einmischen, um für moralische Werte zu streiten. Erster Preisträger war im Jahr 2008 der israelische Schriftsteller Amos Oz, 2011 wurde der Preis an Bora Ćosić verliehen. Der Preis ist mit 40.000 Euro dotiert. Aus Anlass des 100. Geburtstags Stefan Heyms fand die dritte Verleihung des Preises bereits in diesem Jahr statt. Die Preisverleihung ist Teil der Festwoche rund um Stefan Heyms 100. Geburtstag. Am Nachmittag fand bereits die Umbenennung des Vorplatzes des künftigen Landesmuseums für Archäologie in Stefan-Heym-Platz statt. Am 11. und 12.4. findet darüber hinaus die Internationale Stefan-Heym-Konferenz statt.
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