Schutzmaßnahmen und Warnsysteme
Seit den August-Hochwassern von 2002 und 2010 zahlreiche Maßnahmen für den Schutz vor Flutereignissen umgesetzt oder in Planung
Die Landestalsperrenverwaltung investiert insgesamt rund 25 Mio. Euro in den Hochwasserschutz. So wird derzeit die Ufermauer der Chemnitz zwischen ReichsstraÃe und TreffurthstraÃe saniert.
Zweimal hat Hochwasser in den vergangenen zehn Jahren für zahlreiche Schäden in der Stadt Chemnitz gesorgt. Am 12. August 2002 erreichte das Jahrhunderthochwasser auch Chemnitz. Der Pegelhöchststand der Chemnitz zeigte eine neue Rekordmarke von 4,02 Metern an. Straßen und Häuser standen unter Wasser, so zum Beispiel der Europark, Stadtgebiete wie Glösa und Draisdorf und zentrale Straßen wie die Annaberger Straße.
Acht Jahre darauf löste erneut ein Hochwasser in noch größerer Geschwindigkeit Alarmstufe 4 aus und richtete enormen Schaden in Höhe von über 25 Mio. Euro an. »Für die Bürgerinnen und Bürger bleiben diese Überschwemmungskatastrophen vor der eigenen Haustür unvergessen. Für manche stand sogar die Existenz auf dem Spiel, da das Wasser Haus oder Unternehmen zerstört hatte«, erinnert sich Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig. »Ganz wichtig war in dieser Zeit die große Hilfsbereitschaft, die Spendenbereitschaft und aber auch unbürokratische Lösungen.«
Die Überschwemmungen in den Jahren 2002 und 2010 haben zudem zu intensiven Bemühungen für Verbesserungen im Hochwasserschutz geführt. Die Landestalsperrenverwaltung, verantwortlich für Gewässer erster Ordnung, haben insgesamt mehr als 25 Mio. Euro in den Hochwasserschutz investiert. Baumaßnahmen sorgen für besseren Hochwasserschutz nahe den Flüssen Chemnitz, Würschnitz und Zwönitz.
Neue Warnsysteme und Wasserwehr installiert - Pegel und SMS-Service für kleinere Flüsse
Die Stadt Chemnitz hat im vergangenen Jahr entlang von Würschnitz, Zwönitz und Chemnitz Sirenen installiert.
Neben den Baumaßnahmen versprechen auch neue Systeme und überarbeitete Strukturen Verbesserung im Hochwasserschutz. Das System Mavin zu Beispiel überträgt automatisch die Pegel von Chemnitz, Zwönitz und Würschnitz in die Leitstelle und sichert so einen aktuellen Informationsstand. Am 1. Februar 2003 wurde das System in der Leitstelle in Betrieb genommen. Eine Wasserwehr wurde eingerichtet, die Gewässerabschnitte kontrolliert, Sandsäcke bereithält und zentraler Ansprechpartner für Hochwasserschutzfragen ist. Um Anwohner unmittelbar warnen zu können, wurden 2011 zwölf Sirenen in den gefährdeten Gebieten an Würschnitz und Zwönitz installiert.
Zwei weitere wichtige Hochwasserschutzmaßnahmen sind kurz vor der Fertigstellung. Die Pegelmessstände des Kappelbaches und des Pleißenbaches sollen ebenfalls elektronisch gemeldet werden. Dazu werden bis Ende September zwei Pegelmessstellen eingerichtet. Dann ist auch ein neuer Service für Bürgerinnen und Bürger möglich. Sie können sich nach einer Anmeldung im Internet per SMS informieren lassen, wenn die Flüsse bestimmte Alarmstufen auslösen.
SchutzmaÃnahmen verbessert
Mit zahlreichen Maßnahmen werden derzeit die Flüsse im Stadtgebiet ertüchtigt, um den Schutz vor außergewöhnlichen Hochwassereignissen zu verbessern. An den Gewässern erster Ordnung sind das beispielsweise:
- Erneuerung Ufermauer der Chemnitz zwischen Reichsstraße und Treffurthstraße (2011 – 2013, Kosten 3,2 Mio. Euro)
- Instandsetzung vorhandener Deiche in Altchemnitz im Bereich Harthauer Straße (2009 – 2011, Kosten: 2,6 Mio. Euro)
- Deichneubau im Bereich Europark bei der Einmündung des Harthwaldbaches (2010 - 2012, Kosten 2,4 Mio. Euro)
- Instandsetzung vorhandener Deiche in Glösa und Furth (2011) Kosten: 1,7 Mio. Euro)
- Hochwasserschutz im Bereich Kauffahrtei (2008, Kosten: 500.000 Euro)
- Neubau eines Deiches in Draisdorf (2010, Kosten: 830.000 Euro)
- Schutzanlagen entlang der Zwönitz in Einsiedel und Erfenschlag (2009 – 2010, Kosten: 11 Mio Euro)
Rückhaltebecken errichtet
Dieses Regenrückhaltebecken ist in Rottluff im Jahr 2010 entstanden und kann im Notfall 40.000 Kubikmeter Wasser vom Rabensteiner Bach und dem Pleißebach aufnehmen.
Weiterhin wurde mit den ersten Bauarbeiten am Hochwasserrückhaltebecken Neuwürschnitz begonnen. Eine zweite derartige Anlage soll in Perspektive bei Jahnsdorf entstehen.
Gewässer zweiter Ordnung, wie der Kappelbach oder der Pleißenbach, fallen in die Verantwortung der Stadt. 2010 konnte das neue Rückhaltebecken in Rottluff seine Bewährungsprobe bestehen. Es entstand als Hochwasserschutzraum mit circa 40 000 Kubikmeter für das Einzugsgebiet des Rabensteiner Baches und nachfolgend für den Pleißenbach. Das Vorhaben wurde aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von ca. 607.000 Euro und dem Eigenanteil der Stadt Chemnitz in Höhe von ca. 202.000 Euro finanziert. In einem Hochwasserrisikomanagementplan sind weitere Maßnahmen erarbeitet worden, die schrittweise umgesetzt werden, wie die hydraulische Sanierung des Kleinolbersdorfer Bach und der hochwassersichere Ausbau des Draisdorfer Baches.
Broschüre mit Tipps zur Eigenvorsorge
Das Umweltministerium des Freistaates hat eine Broschüre zum Hochwasserrisikomanagement veröffentlicht. Das Heft »Hochwasser geht alle an!« gibt einen Überblick, wie das Hochwasserrisiko in Sachsen bewertet und gemindert wird und was der Einzelne dazu beitragen kann. Umweltminister Frank Kupfer:â »Gefragt sind neben dem Freistaat , den Städten, Gemeinden und Landkreisen vor allem unsere Bürger. Was in Sachen Hochwasserschutz getan wird und was zum Beispiel Gewässeranlieger tun können, steht in unserer Broschüre.« Das Heft informiert anhand der Einzugsgebiete der Flüsse und Bäche und mit Hilfe von Wetterszenarien, wie es in Sachsen zu Hochwassern kommt. Deutlich wird, dass kleinere Hochwasser durch eine auf Wasserrückhalt angepasste Flächennutzung gemindert werden können, extreme Hochwasser so aber nicht zu verhindern sind.
Leser erfahren, dass die Eigenvorsorge der wichtigste Baustein in der Hochwasservorsorge ist. So können Gewässeranlieger Garagen oder Schuppen aus hochwassergefährdeten Bereichen verlagern oder die Einrichtung von Keller- und Erdgeschossen ihrer Wohnhäuser anpassen. Tipps gibt es zum Bauen in überschwemmungsgefährdeten Gebieten und zur eingeschränkten Nutzung von Grundstückbereichen, die an Flüssen oder Bächen liegen.
Die Broschüre bietet vor allem Grundlageninformationen zum Thema. Für weitere Informationen nennt die Broschüre Ansprechpartner und Internetadressen, so das Landeshochwasserzentrum (www.hochwasserzentrum.sachsen.de) für Hochwasserwarnungen oder die Internetseite des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (www.smul.sachsen.de) für Informationen zu Überschwemmungsgebieten und zu überschwemmungsgefährdeten Gebieten, zu hochwasserangepasstem Bauen und Sanieren sowie über Versicherungen.
Die Broschüre kann unter www.publikationen.sachsen.de kostenfrei heruntergeladen oder beim Zentralen Broschürenversand der Sächsischen Staatsregierung, Telefon 0351/2103672, E-Mail: publikationen@sachsen.de bestellt werden.