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100 Jahre Neues Rathaus

Geschichte(n) rund ums Rathaus

Georgius Agricola: Gelehrter mit Weltgeltung - Wissenswertes auch über Atlas Crusius

Georgius Agricola; Abbildung: StadtarchivGeorgius Agricola
Abbildung: Stadtarchiv

Georgius Agricola wurde vor allem durch sein Lebenswerk »De re metallica libri XII« bekannt, das als systematische Darstellung des Berg- und Hüttenwesens jener Zeit die Herausbildung der Montanwissenschaften einleitete und über die Jahrhunderte unerreich-tes Vorbild blieb. Auch auf anderen Gebieten - Pädagogik, Medizin, Metrologie, Philosophie und Geschichte - vollbrachte der einstige Bürgermeister von Chemnitz Hervorragendes und bis heute Gültiges.

Am Alten Rathaus erinnert seit 1991 eine Gedenktafel an Georgius Agricola. Und im Treppenaufgang zum repräsentativen zweiten Geschoss des Neuen Rathauses hängt sein Bildnis. Die Tafel geht auf eine Initiative des 1990 wieder gegründeten Chemnitzer Geschichtsvereins, das 1939 vom Münchner Maler Karl Pindl geschaffene Gemälde auf eine Stiftung des Chemnitzer Brotfabrikanten Emil Reimann zurück. Geehrt wird damit eine Persönlichkeit, die eigentlich seit ihren Lebzeiten in der wissenschaftlichen Welt Geltung hat.

Der am 24. März 1494 im damals schönburgischen Glauchau als Georg Bauer Geborene kam 1531 aus der böhmischen Bergstadt St. Joachimsthal nach Chemnitz. Hier trat er das Amt des Stadtarztes an. Bereits vorher hatte er familiäre Beziehungen in die Stadt geknüpft und Anna Meyner, eine reiche Witwe, die auch ein Freihaus besaß, geheiratet. Chemnitz wurde zum Hauptort des wissenschaftlichen Wirkens des Gelehrten. Hier schrieb er seine Hauptwerke z. B. über Maße und Gewichte, über Lebewesen unter Tage und über Minerale. Mit seinem Werk »Vom Bergwerk. Zwölf Bücher« wurde er zum Begründer der modernen Montanwissenschaften.

Zwischen 1546 und 1553 wurde Georgius Agricola viermal zum Bürgermeister gewählt. In der schweren Zeit des Schmalkaldischen Krieges betrieb er eine sehr verantwortungsbewusste Politik, die die Stadt vor der Zerstörung bewahrte. Unter diesem Eindruck formulierte er 1555 sein politisches Credo: »Was gibt es Traurigeres, Schändlicheres, Verhängnisvolleres als den Krieg? Was dagegen Froheres, Fruchtbringenderes, Heilsameres als den Frieden?«
Am 21. November 1555 starb Agricola in Chemnitz. Der protestantische Landesherr Kurfürst August verweigerte dem katholisch Gebliebenen das Begräbnis in Sachsen. So wurde Agricola im Dom zu Zeitz begraben.

 

Atlas Crusius

Atlas Crusius; Abbildung: StadtarchivAtlas Crusius
Abbildung: Stadtarchiv

Die Lebensleistung von Atlas Crusius besteht darin, den Wiederaufbau von Stadt, Wirtschaft, Infrastruktur und Kultur nach den Wirren und Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges gefördert zu haben.

Die zweite Etage des Neuen Rathauses zieren Gemälde von Bürger- und Oberbürgermeistern des 19. und 20 Jahrhunderts. In einem der heutigen Standesamtssäle des Alten Rathauses - dem ehemaligen Ratssaal - befinden sich hingegen die Gemälde des »Bürgermeisters in schwerer Zeit« Atlas Crusius und seiner Frau Maria geb. Wetzel.

Auch bei Rathausführungen werden die Bildnisse gezeigt. Es handelt sich bei den Gemälden um zwei der wenigen Darstellungen von Chemnitzer Persönlichkeiten aus der Frühen Neuzeit. Atlas Crusius (1606 bis 1679) diente fast dreieinhalb Jahrzehnte als Ratsmitglied seiner Heimatstadt. Es waren die Jahre am Ende des Dreißigjährigen Krieges, als er 1645 erstmals in den Rat gewählt wurde. Als Vorsteher der Bau-, Stein- und Mühlenämter trug er eine große Verantwortung für den Wiederaufbau der Stadt nach dem verheerenden Krieg. Die Stadtmauer wurde wiederhergestellt, der Schlachthof und der Marstall wiederaufgebaut. Von besonderer Bedeutung war die Sanierung der Bleichen und Wehre; damit konnte die Existenzgrundlage der Stadt gesichert werden.

Atlas Crusius gehörte aber auch zu den Bürgern, die die Musik in Stadt und Kirche besonders förderten. So weist das Nachlassverzeichnis mehrere Musikalien aus; das ist insofern kein Zufall, begann er seine Laufbahn doch als Kantor.
Die Gemälde nun zeigen den Bürgermeister und seine zweite Frau. Sie entstanden 1667/68, der Künstler ist nicht bekannt. Interessant und für die Entwicklungen der letzten 65 Jahre exemplarisch ist die Geschichte der Bildnisse. Bis 1945 befanden sie sich im Besitz der Familie, ab Mitte des 18. Jahrhunderts auf Gut Sahlis. Im Oktober 1945 folgte die Enteignung, die Gemälde gelangten in die Dresdner Kunstsammlungen. Die Familie bemühte sich ab 1991 intensiv um deren Rückgabe, die 1998 erfolgte. Im Jahr 2001 konnte unsere Stadt sie von der Familie erwerben - seitdem zieren sie das Alte Rathaus und spannen so einen Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart.

 

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