Der Versteinerte Wald von Chemnitz
Wissenschaftliche Grabungen 2008
Wissenschaftler aus neuen Ländern beteiligten sich an der Grabung, August 2008, Foto: R. Schwab
2008 organisierte das Museum für Naturkunde auf einem knapp 500 Quadratmeter großen Areal an der Frankenberger Straße 61 eine wissenschaftliche Grabung. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um die erste paläontologische Grabung überhaupt jenseits sporadischer Funde im täglichen Baugeschehen.
Ziel der Grabungen war es, Kenntnisse über die Lebenswelt des Perms zu gewinnen. Außerdem war es eine weltweit einzigartige Chance, ein in Tuff konserviertes, über 290 Millionen Jahre altes Ökosystem in-situ (dort, wo dieses natürlich auftgetreten ist) anzutreffen und im Detail erforschen zu können. Für die Zeit des frühen Perms gehören die dreidimensional-strukturerhaltenen Permineralisationen aus Chemnitz zu den weltweit aussagekräftigsten Pflanzenfossilien.
Bei den Grabungen konnten Baumkronen längst ausgestorbener Pflanzen mit ansitzenden Verzweigungen geborgen werden.
Erstmals wird es möglich werden, die Dichte und den Aufbau der Vegetation abzuschätzen und ihre Lebensbedingungen umfassend zu rekonstruieren.
Modellierung: In dieser Weise werden die 3D-Funddaten zur Modellierung der Fossilien genutzt.
Im Oktober 2007 wurden auf dem Gelände mehrere Erkundungsschachtungen durchgeführt. In Vorbereitung der Grabung erfolgten im Dezember 2007 sowie im Januar und im April 2008 oberflächengeophysikalische Messungen, bei denen die angewendeten Verfahren Georadar (Ground Penetrating Radar) und Widerstandsgeoelektrik auf ihre Eignung überprüft wurden. Außerdem wurde untersucht, ob und in welcher Tiefe versteinerte Hölzer – insbesondere größere Stämme – durch das Messverfahren lokalisiert werden können, was jedoch nicht möglich war.
Zwei widerstandsgeoelektrische Flächenmessungen wurden durchgeführt, bei denen ca. 100 Elektroden im Abstand von je zwei Metern angeodnet wurden: einmal im Januar und - nach der Abtragung von Mutterboden - im April 2008. Dabei konnten bereits deutliche Widerstandsanomalien verzeichnet werden. Bei der zweiten Messung war ein liegender Stamm mit etwa 0,35 m Durchmesser etwa 3 m unter der Geländeoberkante auszumachen.
Arthropitys: bislang wertvollster Fund aus der Grabungssaison 2008, ein mehrfach verzweigter Schachtelhalm-Baum
Die Grabungen verliefen von April bis Mitte November 2008 jeweils von Montag bis Freitag. An den Wochenenden wurden für die Bevölkerung Führungen angeboten.
Bis zur Unterbrechung der Grabungen Ende November 2008 waren circa 2/3 der Grabungsfläche auf etwa 4 m Tiefe freigelegt. Im Frühjahr 2009 sollen die Arbeiten fortgeführt werden.
Einerseits wurden die wissenschaftlichen Erwartungen bereits jetzt weit übertroffen, andererseits kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine umfassende Auswertung und Analyse der gewonnenen Daten erfolgen. Es wurden bislang etwa 200 Funde katalogisiert. Einige der spektakulärsten sind seit Oktober 2008 im Museum für Naturkunde zu sehen.
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