Entwicklung der Städtebauförderung in Chemnitz
Die meisten Chemnitzer erinnern sich an die Situation in unserer Stadt zum Zeitpunkt der Wende vor 25 Jahren. Innerstädtische Wohngebiete wie der Brühl oder der Kaßberg, vor mehr als 100 Jahren für Arbeiter oder das Bürgertum entstanden, waren inzwischen grau und trist. Die Stadtplätze boten wenig Qualität zum Spielen und Erholen, Straßen waren stickig von Abgasen.
Eigentümer wurden durch gezielte Beratung und Förderung angeregt, ihre Häuser wieder in Besitz zu nehmen und zu sanieren. Pläne zur Erneuerung öffentlicher Gebäude wie Schulen und Kultureinrichtungen wurden erstellt und umgesetzt, Straßen erneuert und begrünt, moderne Anlagen zur Versorgung mit gesunder Wärme und sauberem Wasser geschaffen.
Und Bürger konnten sich erstmals seit Jahrzehnten direkt an den Plänen zu Gestaltung ihres Wohnumfeldes beteiligen – das ist Stadterneuerung in Chemnitz, erfolgreich und für jeden sichtbar. Jeder Euro der Städtebauförderung erzeugt in einem Wirtschaftskreislauf etwa sieben Euro Folgeinvestitionen – solch eine hohe und unmittelbare Wirkung für die Stadt und ihre Bürger hat kein anderes öffentliches Förderprogramm. Somit konnten in Chemnitz in 25 Jahren rund zwei Milliarden Euro Investitionen in der Stadterneuerung durch Förderung angeregt werden. Um die Koordinierung dieser komplexen Aufgaben kümmert sich die Abteilung Stadterneuerung im heutigen Stadtplanungsamt.
Der Anfang: Wir retten unsere Gründerzeit-Quartiere
Zunächst musste Anfang der 90er Jahre dringend der weitere Verfall der wertvollen Altbauten, aufgehalten werden, darunter viele Schätze der Baukultur der Gründerzeit, wertvolle Jugendstilfassaden. Wohnraum, der gebraucht wurde. Also hieß es ganz pragmatisch – Dächer dicht, Keller trocken legen, Hausschwamm bekämpfen. Sofortprogramme des Freistaates haben mit zwölf Millionen Euro Eigentümern geholfen, zirka 800 Gebäude, meist Denkmale, zu retten. Der Weg für eine zeitgemäße Sanierung und gutes Wohnen im Altbau war vorbereitet, weitere Mittel zur Sanierung bereitgestellt. Inzwischen hat z.B. der Kaßberg dank der Zuschüsse von 24 Millionen Euro und 15 Millionen Euro Förderdarlehen seit 1991 einen so guten Stand erreicht, dass er aus der Sanierung und Förderung 2015 entlassen werden kann.
Neue Ideen und Platz für Beteiligung
Die Mitwirkung der Eigentümer und der Bewohner der Stadterneuerungsgebiete steht nicht nur im Baugesetzbuch – sie ist gelebte Praxis in unserer Stadt. Bei Bürgerforen 1994 vor Ort in allen Sanierungsgebieten, öffentlich diskutierten Wettbewerben mit Architekten zur Schließung der Kriegslücken auf dem Kaßberg, in den Planungswerkstätten mit Bewohnern des Brühl zum Zöllnerplatz oder zu den Bunten Gärten auf dem Sonnenberg – es gab und gibt viele Möglichkeiten sich einzubringen.
Der Brühl: Wiederbelebung eines Innenstadt-Quartiers
Seit 2012 gibt es ein aktives Brühlmanagement mit vielen neuen oder »alten« Brühlakteuren, das die Förderung des Gebietes aus dem Programm »Aktive Stadt- und Ortsteilzentren« durch eigene Aktionen unterstützt. Selbstbewusst wird mit der Stadt an den Plänen zur Gestaltung des Boulevards, zum Erhalt des Brühltores und den Kugelleuchten gearbeitet. Gerade für junge Chemnitzer und Studenten wird der Brühl ein urbaner Ort und Treffpunkt durch alternative Projekte wie den »Kultursommer« und »Baumwollbaum«. Mit Städtebauförderung und ganz viel Eigenleistung steht das Bandbüro Chemnitz e.V. vor der Einweihung des »Musikkombinates« in der ehemaligen Karl-Liebknecht-Schule an der Mühlenstraße – auch das kreative Zuhause der Band »Kraftklub«. Sie wollen mehr wissen und mitmachen. Dann einfach mal reinschauen auf www.chemnitz-bruehl.de.
Stadterneuerung ist auch Kultur und Bildung
Jedes Stadtquartier braucht Orte für seine Bewohner, die zum Erleben einladen, die Bildung oder auch Besinnung bieten. Zahlreiche öffentliche Gebäude sind deshalb in allen Sanierungsgebieten ein Schwerpunkt der Städtebauförderung und oft auch lebendiger Denkmalschutz.
Eine Stadt im Wandel – Stadtumbau und neue Energien
Seit der Jahrtausendwende gab es trotz flächendeckender Sanierung auch Leerstände sowohl in den Wohngebieten in Plattenbauweise, wie dem Heckert-Gebiet als auch im Altbau in der Innenstadt. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2002 und seine Fortschreibung als Städtebauliche Entwicklungskonzept SEKO im Jahr 2009-2012 hat die Ziele der Stadtentwicklung zum Stadtumbau definiert. Die Stärkung der innerstädtischen Wohngebiete durch Aufwertung und die Stabilisierung der großen Wohnsiedlungen auch durch Abriss leerstehender Bestände ist eine Strategie, die durch Förderung aus dem Programm »Stadtumbau Ost« seitdem mit 102 Millionen Euro begleitet wurde. Dazu gehörte auch der unvermeidbare Abriss von 19.000 Wohnungen, ebenso wie die Sicherung von 66 Altbauten in der Innenstadt oder das Modellvorhaben Sonnenberg mit dem Teilrückbau und Modernisierung des Plattenbaus an den Bunten Gärten.
Gleich daneben in der Zietenstraße bietet durch Förderung und sehr viel Eigenleistung das erste Co-Working-Space Raum für kreative Köpfe. Der Energiebedarf sinkt. Mit der Anpassung der technischen Infrastruktur (Fernwärme, Gas, Wasser und Strom) setzt die Stadt auch die Ziele des beschlossenen Klimaschutzkonzeptes um. Aktuelle Beispiele dafür sind das innovative Niedertemperatur-Fernwärmenetz (LowEx) mit Solarthermiefeld am Brühl oder der neue Trinkwasserhochbehälter an der Leipziger Straße.
Stadterneuerung und Stadtumbau sind ein Prozess einer lebendigen, sich immer neuen Bedürfnissen anpassenden Stadt und ihrer Bewohner. Neue Aufgaben wollen gelöst zu werden. Bund und Land und werden die Städtebauförderung fortsetzen und wir nutzen sie.